Moskau. . Erfolgreiches Ende einer spektakulären Mission: Ein Eisbrecher hat gefährdete russische Wissenschaftler im Nordpolarmeer geborgen - gerade noch rechtzeitig, bevor die Eisscholle bricht. Für Experten heißt das, dass Forschen in der Arktis riskanter wird.

Die Crew eines russischen Eisbrechers hat alle 16 Forscher einer Polarstation gerade noch rechtzeitig von einer brechenden Eisscholle gerettet. Der Besatzung des atomgetriebenen Schiffs "Jamal" sei es beim Notfalleinsatz im Nordpolarmeer gelungen, in vier Tagen das gesamte Camp samt Kisten und Baracken zu evakuieren, sagte Jekaterina Ananjewa von der Gesellschaft Rosatomflot am Donnerstag. "Als letzte Handlung wurde die russische Flagge eingeholt. Damit hat die Forschungsstation SP-40 offiziell aufgehört zu existieren", sagte Ananjewa. Die "Jamal" habe bereits wieder abgelegt.

Die Eisscholle in der Beaufortsee vor der Küste Kanadas sei nach internationalen Regeln komplett gereinigt worden. Bis auf Spuren im Schnee erinnere nichts an das Camp, hieß es. Umweltschützer hatten befürchtet, dass Abfall und Schmieröle aus dem Lager beim Schollenbruch den nahezu unberührten Landstrich verseuchen könnten.

Die "Jamal" mit 31 Mann Besatzung habe mittlerweile auf die Inselgruppe Sewernaja Semlja Kurs genommen, teilte Kapitän Stanislaw Rumjanzew mit. "Wir werden etwa vier Tage brauchen, denn durch das enorm dicke Packeis kommen wir nur langsam voran." Das Schiff werde einige SP-40-Forscher bei einer Station nahe der Baranow-Bucht absetzen und dann in seinen Heimathafen Murmansk weiterfahren.

Mission dauerte mehrere Tage

Der Eisbrecher war am vergangenen Wochenende bei der Station eingetroffen, nachdem die Wissenschaftler um Hilfe gebeten hatten. Die Experten des Arktis- und Antarktis-Instituts in St. Petersburg untersuchten seit Oktober 2012 Klimaveränderungen in der Region. Die Scholle, auf der sich ihr Lager befand, begann dann aber plötzlich auseinanderzubrechen.

"Seit dem Aufbau des Camps ist die Scholle mehr als 1640 Kilometer abgedriftet", sagte der Vize-Direktor des Instituts, Alexander Danilow. Dies zeige, dass die Eisschicht in der Arktis dynamischer geworden sei. "Wir müssen uns bei künftigen Missionen auf ein deutlich höheres Risiko einstellen", betonte der Forscher. (dpa)