Mönchengladbach. . Andreas Hoppe, der Mario Kopper aus dem Ludwigshafener Tatort, begleitet drei Raubtiere in die Freiheit. Der Schauspieler ist Bärenbotschafter und will sich in die Diskussion um Wölfe in Deutschland einmischen. „Ich will meine Bekanntheit für interessante, gute Projekte einsetzen“, sagt er.

Irgendwie fremdelt Andreas Hoppe noch mit seiner neuen Rolle. Als der Schauspieler, der den meisten Menschen aus dem Ludwigshafener Tatort als Spaghetti liebender Kommissar Mario Kopper bekannt ist, die helle Plastikplane mit dem riesigen braunen Etwas nach draußen trägt, schaut er so ernst wie der sechste Sargträger eines Bestattungsunternehmens. „Heute gibt es keine Leiche“, hatte er eine Stunde vorher verkündet.

Tote waren am Dienstagnachmittag in Mönchengladbach im Drehbuch wirklich nicht vorgesehen. Andreas Hoppe trug Mary, eine 25 Jahre alte Bärendame, in den Innenhof des Tierparks. Zusammen mit ihren Töchtern Sonja und Clara wurde sie von Tierarzt Frank Göritz vom Berliner Leibniz-Institut für den Transport in den Bärenwald Müritz in Mecklenburg-Vorpommern vorbereitet. Hoppe, der Bärenfan, begleitet die Reise der Pelztiere in die neue Freiheit. Er streift sich die Latexhandschuhe über, hält den Tropf, der den Bär in der Narkose versorgt und assistiert dem Tierarzt bei Blutabnahme, Röntgenbild und Chipimplantation.

Bären entwickeln einen sehr eigenen Geruch

„Ich will meine Bekanntheit für interessante, gute Projekte einsetzen“, sagt er vor Beginn der Aktion. Den Bärenpark in der Müritz, mit 16 Hektar Westeuropas größtes Bärenschutzzentrum, hat er bereits besucht. Hat erlebt und beobachtet, wie die 17 Braunbären, die Jahrzehnte unter unwürdigen Haltungsbedingungen in Zoos oder Zirkussen leben mussten, zu einem naturnahen und artgerechten Verhalten zurückfinden. Hoppe unterstützt die Arbeit der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“, tritt als ihr Botschafter auf, wenn es darum geht, die Lebensbedingungen der größten Landraubtiere Europas zu verbessern.

„Ich finde die Vorstellung faszinierend, dass die Tiere wieder im Bachlauf baden können und sich Höhlen bauen dürfen, um in ihren angeborenen Winterschlafrhythmus zurückzukehren“, sagt er. Seine Liebe zu den braunen Fellbündeln hat Hoppe in den Weiten Kanadas entdeckt. Als er bei seinen stundenlangen Wanderungen urplötzlich den Petz roch.

Was seltsam klingt, bewahrheitet sich, wenn man das Gehege von Mary, Klara und Sonja betritt. Bären entwickeln einen sehr eigenen, gewöhnungsbedürftigen Geruch. Zart besaitete Menschen würden sagen: Bären stinken.

Leben zwischen Stadtwohnung und Landsitz

Hoppe also erschnuppert den Bären in der Wildnis Kanadas, und wenige Minuten später entdeckt er im Schlamm die riesigen Tatzenabdrücke. „Das war ein erhabenes, aber auch beängstigendes Gefühl“, erinnert er sich. Den Rest des Weges habe er sich extrem laut mit seiner Begleiterin unterhalten. „Wie im besten Western. Da wirst du ganz schön klein“, sagt der 1,93 Meter große Hüne.

Sein Einsatz für die Natur ist vielleicht nicht so bekannt, aber nicht neu. Wenn ihn das Stadtleben in Berlin nervt, flieht er auf seinen kleinen Landsitz in Mecklenburg. Ein Jahr versucht der 52-Jährige nur von regionalen Produkten zu leben, übersetzt das Abenteuer in Sätze, über die man schmunzeln kann und verkauft das Ergebnis unter dem Titel „Allein unter Gurken“. In seinem geliebten Kanada dreht er einen Dokumentarfilm über Waldbisons, in seiner Heimatstadt kämpft er für das Ende des Berliner Bärenzwingers.

Auge in Auge mit dem Wolf

Langsam gleicht sich der Erzählstil dem coolen Outfit – Cowboystiefel, Jeans, lange Silberkette am Hosenbund mit Pferdekopf und Kreuz als Anhängsel sowie tief ins Gesicht gezogenes Käppi – an. Demnächst will er sich in die Diskussion um die Rückkehr der Wölfe in seiner Wahlheimat Mecklenburg-Vorpommern einmischen. „Es gibt kaum etwas faszinierenderes als einem Wolf in die Augen zu schauen“, sagt er.

Gestern erwidert er noch einmal den Blick von Mary. Im Morgengrauen öffnet er die Gitter der Transportbox in der Müritz. „Diesen Moment zu erleben, dass diese Bärin zum ersten Mal in ihrem Leben ihre Pfoten auf Naturboden setzen darf, ist unbeschreiblich.“

Hoppe lächelt. 600 Kilometer und 12 Stunden später fremdelt er nicht mehr mit der neuen Rolle.