Mainz. . Tim Bergmann und Felicitas Woll erleben den Taunus nicht nur als Ort der Reichen und Schönen, sondern auch als Ort der Psychos und Bösewichte. Krimi-Autorin Nele Neuhaus zeigt sich mit der zweiten ZDF-Verfilmung eines ihrer Bücher zufrieden.

Wieder mal schwer was los im Taunus. Ein Kind verschwindet, im Wald liegt die Leiche eines Jägers und die hübsche Schwarzhaarige ist auch bald tot. Was aber anscheinend niemanden wirklich stört. Denn sie war „Eine unbeliebte Frau“ (ZDF, Montag, 20.15 Uhr). Der Film ist die zweite Verfilmung eines Nele Neuhaus-Bestsellers. Wir haben mit der Autorin gesprochen.

Hinten klingelt das Telefon, vorne läutet es an der Tür. „Entschuldigung“, sagt Nele Neuhaus. „Irgendwas ist immer.“ Heute Abend also ist Fernsehen. Und Frau Neuhaus ist ein wenig besorgt. „Hoffentlich geben die Leute uns eine zweite Chance.“ Die erste hat das ZDF nämlich im Februar leichtfertig vertan. Da zeigte das Zweite die Verfilmung von Neuhaus’ bisher erfolgreichstem Buch „Schneewittchen muss sterben“. 6,76 Millionen Zuschauer schalteten ein, viele waren anschließend entsetzt. Weil der Film kaum noch etwas gemeinsam hatte mit der literarischen Vorlage, ja selbst der Täter ein anderer war. Neuhaus selbst war „sehr verärgert. Ich habe nicht verstanden, warum ein funktionierendes Buch so verändert wurde“.

Autorin stand Verfilmung zunächst skeptisch gegenüber

Deshalb war die 45-Jährige auch skeptisch, was die Verfilmung des zweiten Falls angeht, der in den Büchern übrigens der erste des Duos Pia Kirchhoff (Felicitas Woll) und Oliver von Bodenstein (Tim Bergmann) ist. Nach einer Vorabvorführung gibt sie mittlerweile allerdings Entwarnung, spricht von „mehr Werktreue“, „lebhafteren Dialogen“ und „gut getroffenen Charakteren“. Das ändert allerdings nichts daran, dass Woll und Bergmann eigentlich zu jung sind für diese Rollen und das oft komplizierte Privatleben ihrer Figuren viel kürzer kommt als im Buch. „Beim Film“, hat Buch-Autorin Neuhaus längst gemerkt, „muss man eben Abstriche machen.“

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Fans ihrer Bücher werden dieses Mal dennoch vieles wiedererkennen. Auch das Opfer Isabel Kerstner, die unbeliebte Frau, die im Leben ebenso schön wie böse war. Um ihren Tod aufzuklären ermitteln Kirchhoff und von Bodenstein im Milieu der Reichen und Schönen und haben bald mehr Motive und Verdächtige, als ihnen lieb ist. Die Sprache in Buch und Film mag schlicht sein, die Story ist dafür in beiden Fällen verschachtelt. Und Regisseur Thomas Roth versucht gar nicht erst, die vielen Klischees der Vorlage zu umgehen. Neuhaus selbst kann den Vorbehalt übrigens nicht so recht verstehen. „Ein Klischee heißt doch nur, dass es so etwas tatsächlich gibt.“

"Ich hatte gar keine Mitspracherechte"

Ihre Leser hat das ohnehin noch nie gestört. Sie haben Neuhaus zu einer der derzeit erfolgreichsten deutschen Krimi-Schreiberinnen gemacht. Und längst sind es nicht mehr nur die Menschen aus dem Taunus, die die Bücher lieben, die Neuhaus lange Zeit in Eigenregie veröffentlichte und vertrieb. Bis ein großer Verlag auf sie aufmerksam wurde. Fleißig sei sie gewesen, sagt Neuhaus, und habe auch mal etwas gewagt. „Aber im richtigen Moment kam immer dieser Faktor Glück dazu, den man gar nicht so richtig beeinflussen kann.“

Mit den Filmen hat sie nun Neuland betreten. „Das ist ein ganz anderes Geschäft. Ich hatte gar keine Mitspracherechte.“ Das soll sich künftig ändern. Für ihre anderen Bücher will Neuhaus die Filmrechte nicht so einfach aus der Hand geben, will mehr Kontrolle. „Kann sein, dass es weitere Verfilmungen gibt“, sagt sie. „Aber bei denen habe ich ein Wörtchen mitzureden.“