Köln.. Bei “Deutschland sucht den Superstar“ 2013 singt ihn Beatrice Engli. Andrea Berg sorgt mit ihm für volle Hallen. Der Schlager ist in Deutschland ungebrochen populär. Aber kann er es schaffen, die schwächelnde RTL-Castingshow “DSDS“ zu retten?
Er bringt müde Partys in Schwung, füllt große Hallen und verkauft Millionen von CDs. Nun soll er auch noch die Talentsuche „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) bei RTL retten. Armer deutscher Schlager.
Von einem Comeback des deutschsprachigen Liedgutes ist plötzlich vor dem Finale der Show die Rede. Und Oberjuror Dieter Bohlen tut gerne so, als habe er das angeschoben. Dabei ist er lediglich auf einen Zug aufgesprungen, der schon lange durch das Land rollt, ach was, rast. Mit ein paar Galionsfiguren wie Andrea Berg und Helene Fischer auf der Lok und Hunderten Stars und Sternchen in den Waggons.
DSDS-Kandidatin Beatrice Egli wird auch als Zweite Erfolg haben
Bald wird sich auch die DSDS-Kandidatin Beatrice Egli dort ein paar Abteile nach vorne kämpfen – egal, ob sie die aktuelle Staffel nun gewinnt oder am Samstag Zweite wird. Im Finale (RTL, Sa. 20.15 Uhr) wird die Schweizerin singen, was sie schon lange singt: Schlager.
Denn die heute 24-Jährige ist kein Neuling im Geschäft. Bereits vor acht Jahren belegte sie den zweiten Platz beim „Alpenschlager-Festival“. Und den „Grand Prix der Volksmusik 2007“ hat sie auch gewonnen. Trotzdem ist sie irgendwie sitzengeblieben in der zweiten Klasse. Bis sie bei der RTL-Talentsuche mitgemacht hat.
Vielleicht, weil sie wusste, dass die Sendung ein gutes Pflaster für den deutschen Schlager ist. 2009 kam dort Vanessa Neigert mit deutschsprachigen Gassenhauern auf Platz sechs und 2011 war es Norman Langen, der Lieder von Jürgen Drews oder Wolfgang Petry so gekonnt nachsang, dass er es unter die ersten Sechs schaffte und noch heute gut im Geschäft ist.
Schlagerfans sind treu und unterstützen ihre Stars
Was einmal mehr zeigt: Schlagerfans sind eigentlich treue Fans. Und wenn man sie fragt, was ihnen so gefällt an Liedern, in denen Frauen 1000-mal belogen werden, dann fallen oft Begriffe wie „gefühlvoll“ oder „ehrlich“.
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Erstaunlich ist, dass die Hörer offenbar immer jünger werden. Bisher lernte die Jugend den Schlager ja oft erst beim Mitgrölen im Kurzurlaub nach bestandenem Schulabschluss kennen. Gerne auch am Ballermann. Wo „Zehn nackte Friseusen“ besungen werden oder Rote Pferde. Mittlerweile aber gibt es auch Jungen und Mädchen, die nicht sofort fluchtartig den Raum verlassen, wenn im Fernsehen plötzlich deutsch gesungen wird.
Ein wenig liegt das daran, dass der Begriff „Schlager“ heute sehr weit gefasst wird. Ob die singenden Seemänner von „Santiano“ oder Andreas Gabalier, der Elvis aus der Steiermark – für viele Menschen ist inzwischen fast alles Schlager, was deutsch gesungen wird.
Frauenpower im DSDS-Finale
Für Andrea Berg und Semino Rossi schämt sich keiner mehr
Überbewerten sollte man die Sache deshalb auch nicht. Noch immer lässt sich mit einem Semino-Rossi-Lied jede Oberstufenparty sprengen. Und noch immer sind die meisten Schlagerfans älter, haben schon oft die „Fiesta Mexicana“ gefeiert und wissen noch, dass „Marmor, Stein und Eisen bricht“ – auch wenn das grammatikalisch falsch ist.
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Mittlerweile aber schämt sich kaum noch jemand für seine Leidenschaft. Wohl auch weil es so viele Gleichgesinnte gibt, wie ein Blick auf die Verkaufszahlen zeigt. Andrea Berg hat in den letzten Jahren mehr als 7,6 Millionen Alben verkauft. Und Heinos neues Album „Mit freundlichen Grüßen“ wurde in den ersten Tagen so oft heruntergeladen wie zuvor nur Coldplay mit „Mylo Xyloto“.
DSDS zu retten wird auch für den Schlager schwer
Von einem Comeback zu sprechen, ist dennoch falsch. Der deutsche Schlager war ja nie weg. Es ballt sich nur alles ein wenig derzeit. Die Relevanz aber, die der Schlager von den 1950er- bis in die 1970er-Jahre mal hatte, die fehlt ihm heute. Echte Klassiker aus den letzten Jahren lassen sich bequem an zwei Händen abzählen.
Bleiben wird der Schlager trotzdem. Wird weiter Hallen füllen und CDs verkaufen. Wird Menschen „Hossa“ singen lassen oder musikalisch anordnen: „Komm, hol das Lasso raus.“ Aber DSDS retten? Das könnte schwierig werden.