Bochum. Fotografien aus der Transgender-Szene Nicaraguas in der Goldkante. Zwei Studierende haben in Managua ein ambitioniertes Projekt realisiert.

Als Max Meßling und Philipp Heesen im vergangenen Frühjahr nach Nicaragua aufbrachen, war ihr Reiseplan noch recht grob: „Wir wollten keinen Touri-Urlaub“, so Heesen. Die beiden Studenten starteten ein ambitioniertes Fotoprojekt. Sie dokumentierten die Transgender-Szene in der Hauptstadt Managua mit Fotografien und Interviews. Herausgekommen ist dabei die Fotoausstellung „La Diversidad Colorida“, die ab Samstag, 11. August, in der Goldkante im Bochumer Ehrenfeld zu sehen ist.

Sie werden aufs Gröbste angepöbelt

Die Bilder zeigen Männer, die sich mit dem weiblichen Geschlecht identifizieren oder ihr Leben ganz oder zumindest zeitweise als Frauen verbringen wollen. Das Interesse für die Transgender-Szene kam beim Bochumer Studenten Philipp Heesen schon auf, während er 2010 ein freiwilliges soziales Jahr in Nicaragua verbrachte. „In Managua finden regelmäßig kleine Demos von Transmenschen statt, zum Beispiel inmitten von stark befahrenen Kreisverkehren. „Dort tanzen dann kleine Gruppen, halten Transparente hoch und lassen sich aus den vorbeifahrenden Autos auf Gröbste anpöbeln“, so Heesen.

Die Situation von Homosexuellen und Transgendern in Nicaragua ist kritisch, es gibt willkürliche Übergriffe von Polizisten, viele Transmänner verdienen ihr Geld als Prostituierte.

Mittendrin die beiden Studenten

Gleichzeitig ist die Gesellschaft in Bewegung, die „Asociacion Nicaraguense de Transgenera“ setzt sich für die Rechte von Transgendern ein. Und mittendrin die beiden Studenten: „Wir hatten anfangs keine Ahnung, ob und wie wir unser Projekt überhaupt realisieren können,“ so Heesen.

Zugang zur Szene bekamen sie schließlich über einen Journalisten, den Heesen von seinem ersten Aufenthalt im Land kennt. Die Studenten schmiedeten erste Kontakte – unter teils abenteuerlichen Bedingungen. „Einmal haben wir Fotos auf einem Industriegelände gemacht,“ erzählt Heesen. „Als die Sicherheitsleute gesehen haben, was wir da machen, haben sie uns verjagt. Wir hatten aber einen Reisepass als Pfand abgegeben. Da hatten wir schon Angst.“

Am Rande des Straßenstrichs

Der Kontakt mit den Transmännern, die auf den Fotos zu sehen sind, gestaltete sich dagegen meist offen und natürlich. „Wir waren überrascht, mit welcher Bereitwilligkeit sie von ihrem schwierigen Leben erzählt haben“, so Heesen. Die Fotografien sind bunt, fast schrill, aber gleichzeitig sehr persönlich. Viele Bilder entstanden spontan in Arbeitssituationen, und das hieß meist: in einer Pause am Rande des Straßenstrichs in Managua. Die Mischung aus Pose und Alltag macht viel vom Reiz der Bilder aus.

Zur Eröffnung der Ausstellung am Samstag, 11. August, um 19 Uhr erzählen Max Meßling und Philipp Heesen persönlich von ihren Erlebnissen in Nicaragua. Die Fotografien sind noch bis Ende August zu sehen.

Infos

Zun sehen ist die Ausstellung vom 11. bis 31. August in der Goldkante, Alte Hattinger Straße 22. Geöffnet: Dienstag bis Samstag ab 18 Uhr. Ausstellungseröffnung mit Vortrag: Samstag, 11. August, 19 Uhr. Ausgestellt werden gerahmte Fotografien und zusätzlich Polaroids von sieben Transgender-Männern aus Nicaragua. Mehr Informationen unter www.goldkante.org