Berlin. . Beim „Brigitte“-Talk ließ Angela Merkel tief blicken: Die Bundeskanzlerin erzählte, wieviel Schlaf sie braucht und dass sie gerne auch mal Holz hacken würde. Und dass sie ihren Mann gar nicht mal um Rat fragen muss: „Manchmal sagt er auch von selbst etwas.“

Die Bundeskanzlerin bricht ihr Schweigen, was die Sprache ihrer Hände angeht: Diese Art, die Hände vor dem Bauch zusammenzubringen – die einen sagen „Raute“, die anderen „Herzchen“ –, habe ihr kein Trainer beigebracht. Sie wusste einfach nicht, „wohin mit den Armen“. Außerdem, so Angela Merkel, verrate es eine gewisse „Liebe zur Symmetrie“.

Das Publikum war baff. Im ehrwürdigen Berliner Maxim-Gorki-Theater inszenierte sich die CDU-Vorsitzende am Donnerstagabend einmal nicht als Regierungschefin, sondern schlüpfte in die Rolle der Frau. Kein dummer Regie-Einfall, denn im Wahlkampf müssen die Protagonisten bekanntlich mehr bieten, als sich allein mit dem Sparkurs unbeliebt zu machen. Sie müssen – Leitzins hin, Afghanistan her – Mensch werden und sich auch mal in den Kochtopf gucken lassen. Wobei Merkel da wirklich sehr locker mit sich selbst ist: „Wenn ich im Kochtopf rühre, sag’ ich nicht: Die Kanzlerin rührt im Kochtopf.“

Bei manchem Politiker hätte das Publikum vielleicht gelangweilt ins Taschentuch gehüstelt. Nicht bei Angela Merkel. Man weiß so wenig über sie. Man lechzt nach Details. Wie ist die so privat, die ganz Europa den Marsch bläst?

Die Sache mit den kamelartigen Fähigkeiten

Gut, man sah sie mal in Oslo mit einem sehr gewagten Dekolleté. Man sah sie mal in Bayreuth mit einem hässlichen Schweißfleck in der lachsroten Kombi. Das war schon schön. Noch besser aber war, als man erfuhr, dass Frau Bundeskanzlerin mit eigenem Geld im Supermarkt einkauft, Schlangengurken und sowas.

Das bringt Sympathien. Kluge Frauen merken sich das und machen dann den Punkt. Im Gespräch mit „Brigitte“-Chefredakteurin Brigitte Huber und Reporterin Meike Dinklage nutzte Merkel (58) dann auch die Bühne für ihre Weiblichkeitsshow. „Brigitte“? Brionikanzler Schröder, zu dem hätte das gepasst. Aber zu ihr?

Doch auch Frau Kanzlerin will Klatsch und Tratsch bedienen. Sie bürstet keinen ab, der fragt, ob sie nur vier Stunden Schlaf brauche. „Ich habe gewisse kamelartige Fähigkeiten“, sagt sie. „Ich habe eine gewisse Speicherfähigkeit. Aber dann muss ich mal wieder auftanken.“ Ah, sie ist also eine von uns.

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Von der Rolle der Frau ist man natürlich schnell bei der der Männer. Nein, sie beneide die Herren nicht per se. Aber – man staunt – es gibt Dinge, die findet sie gut. Aller Hosenanzüge zum Trotz lässt sich eben nicht alles auf maskulin trimmen: Nehmen wir die Stimme. Wer sonor in die Runde trompetet, hinterlässt mehr Eindruck als die, die piepsig ihre Argumente hinflöten muss. „Ich benutze tiefe Töne heute häufiger“, sagt die Kanzlerin. Tja, Männer hätten eben schon manche beneidenswerte Kernkompetenz. „Holz hacken“ zum Beispiel, das würde sie auch schon mal gerne. Also in echt, und nicht im übertragenen Sinne.

Bei solchen freizügigen Auskünften blühten auch die Frauenzeitschrift-Moderatorinnen auf und stellten ihr die ultimative Frage: Was macht Männer attraktiv? „Schöne Augen.“ Aha? Und? Basta, mehr ging nicht. Da musste dann der Ehemann herhalten: Ob sie ihn auch mal um Rat frage? „Manchmal sagt er auch von selbst etwas.“ Das war natürlich ein Brüller in der Merkel-Show.

Frau Bundeskanzlerin hat Witz. Und kann ihr Publikum begeistern. Nicht schlecht, auch für den Fall, dass sie mal einen neuen Job sucht.