Essen. Männern in führenden Positionen gehe es ums Tonangeben, sagt Karriereberaterin Svenja Hofert aus Hamburg. In der Welt der Wichtigen wollten sie lieber unter sich bleiben. Frauen sollten Angriffe in aller Ruhe kontern. Wie Frauen ins Machtspiel einsteigen können? Die Tipps im Überblick.
Hört man der Karriereberaterin zu, hat sich etwas getan in der Welt der erfolgreichen Alphamännchen: Doch Abwarten! Nicht die Männer in den Chefsesseln haben sich verändert, sondern die Frauen, die mehr und mehr auf die Führungsrollen pfeifen, so fasst Svenja Hofert ihre Arbeit aus jahrelanger Praxis zusammen.
„Ich erlebe heute sehr viele Frauen, die gar keine Lust mehr haben, sich auf den Tanz einzulassen. Die gar keinen Drang mehr verspüren, sich täglich aufzureiben. Denn je höher sie kommen, desto schlimmer wird es“, sagt Svenja Hofert aus Hamburg.
„Verkrustete Strukturen“
Klagen weiblicher Beschäftigter auf dem Weg nach oben kommen vor allem aus Unternehmen mit „verkrusteten Strukturen“, so Hofert, zu denen jedoch die meisten zählten. „In den neuen Startup-Unternehmen, gut, da ist die Atmosphäre lockerer.“ Wo jedoch die Hierarchien gepflegt würden, hätten Frauen mittlerweile „keinen echten Bock mehr, das Verhalten der Männer zu kopieren“.
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Männern gehe es mehr ums Recht haben, Bestimmen, Tonangeben, Frauen mehr um die Sache. Das sei jetzt stark schwarz-weiß, sagt Hofert. Und treffe sicher auch nicht immer zu, aber ziemlich oft. „Vieles läuft unbewusst ab.“ Um ihr Ding zu machen, setzten Männer gerne auf Statussymbole wie Smartphones, an denen sie immer herumfingerten. Das Auffallendste aber sei „ihre raumgreifende Körpersprache“. Ein Arm wird über den Nachbarstuhl gelegt, Hände liegen flach auf dem Tisch. Und wenn er auftritt, dann gerne breitbeinig, so Hofert. Macht, die auf dicke Hose mache.
Männer wollen, dass Frauen sich so verhalten wie sie selbst
Frauen könnten sich noch so schmissig in die Hosenanzüge werfen, für Männer werden sie zu gerne in die Kiste „Hausmutti“ gestopft. „Damit versuchen sie, die Frauen auf einem niedrigen Status zu halten.“ Weitere Mittel dazu: Sie selbst auf klitzekleine Fehler aufmerksam zu machen, „statt die Stärke dieser kompetenten Frauen anzuerkennen“. Männer wollten, dass die Frauen sich so verhalten wie sie selbst. „Alles andere irritiert sie.“
Aber wehe, die Frauen verhalten sich wirklich so – und sind erfolgreicher als die Männer. Das ist meist der Punkt, an dem Männer richtig schön persönlich würden. Sprüche wie „Ach, Sie sind Wassermann, dann hätte ich es mir ja denken können“ seien ein Mittel, um die Frauen klein zu halten. Damit die Männer in der Welt der Wichtigen unter sich blieben, liebten sie es, gezielt Pfeile abzuschießen. Gerne dann, wenn frau auch mal ihre Rolle als Mutter ins Spiel bringt. „Wenn ein Mann das Kind aus der Kita holt, wird er gleich zum Helden. Bei Frauen gibt das Minuspunkte.“
Was tun? Wenn Frauen verstanden hätten, dass es bei dummen Sprüchen und dem ständigen Gemäkel an ihr um Herabsetzung geht und nicht um Inhalte, dann könnten Frauen eine ganz neue Souveränität entwickeln – und in aller Ruhe kontern. Gekontert wird nicht mit Worten, das bringe nichts. Gekontert wird mit einer deftigen Körpersprache. „Ich habe eine Reihe Kundinnen, denen ich dabei helfe, so aufzutreten wie die Bosse selbst.“ Nicht jede Pose der Macht ist kompatibel – wie breitbeiniges Herumsitzen.
Der letzte Keks
Es komme vor allem auf den starken Auftritt an. Steht ein Meeting an, geht es mit durchgedrücktem Kreuz in den Konferenzraum. „Jetzt unbedingt den richtigen Platz aussuchen. Der Platz der Macht, ist immer der, von dem aus man die Tür im Blick hat.“ Und bloß nicht geräuschlos auf den Stuhl fallen. „Nein, man darf sich auch mal mit einem richtigen Plumps sacken lassen. Das ist eine erstklassige Machtdemonstration, die man nicht den Männern alleine überlassen sollte.“ Jetzt komme es auf den festen Blick an. „Frauen sollten den Mann solange angucken, bis er den Blick abwendet.“ Wie wichtig beim Machtspiel die Kleinigkeiten sind, zeigt die Sache mit dem letzten Keks: „Frauen nehmen nie den letzten Keks. Aber Männer schon.“
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Bescheidenheit sei keine Tugend, mit der frau es nach oben schaffe. Svenja Hofert bedauert das sehr. „Die Arbeitswelt wird damit ärmer.“ Vor allem, wenn die Frauen gingen, die eben nicht so sein wollen wie die Männer. „Es ist schade. Aber gerade viele dieser kompetenten Frauen sind meine Kundinnen, für die ich dann den Weg in die Selbstständigkeit vorbereite.“