Berlin. . Im Schnitt zahlen Eltern für Sohn oder Tochter fast 120. 000 Euro bis zur Volljährigkeit. Dabei richten sich die Ausgaben stark nach dem jeweiligen Haushaltseinkommen. Zwischen armen und reichen Haushalten gibt es gewaltige Unterschiede. Auch das Kindergeld gleicht die Kosten nicht aus.

Der zwölfjährige Liam hat wieder einmal etwas verloren. Der Wohnungsschlüssel ist weg. Er muss einen neuen anfertigen lassen. Acht Euro kostet die Nachfertigung. Seine Mutter ist sauer. Aber bezahlen muss sie trotzdem. Erst kürzlich hatte sich Liams Jacke in Nichts aufgelöst. Auch dieses Malheur belastete die Haushaltskasse. Kinder zu haben ist ein teurer Spaß.

Dafür sorgt nicht nur die Schusseligkeit der Sprösslinge. Der normale Aufwand ist schon hoch genug. 549 Euro gibt ein Paar mit einem Kind im Schnitt pro Monat für den Nachwuchs aus. Das macht bis zur Volljährigkeit fast 120.000 Euro. Mit dem Geld ließe sich locker ein guter Teil eines Ei­genheims finanzieren. Ausgerechnet hat dies das Statistische Bundesamt.

Soziale Kluft im Kinderzimmer

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Ganz so einfach ist die Rechnung allerdings nicht, auch wenn sie ei­nen guten Überblick über die verschiedenen Posten und die Größenordnung der Ausgaben liefert. Der erste Makel besteht im Alter der immer noch verwendeten Statistik. Die letzte Erhebung stammt aus dem Jahr 2003. Seither sind die Preise für Waren und Dienstleistungen erheblich gestiegen. Bis zum Sommer will das Bundesamt neue Berechnungen vorlegen. Doch auch die Datengrundlage dafür wurde schon vor einigen Jahren erhoben.

Der Durchschnittswert sagt wenig über die Spannbreite aus. Da zeigen sich gewaltige Unterschiede zwischen armen und reichen Haushalten unter den aktuell rund acht Millionen Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind. Die zehn Prozent mit dem geringsten Einkommen unter den Paaren können gerade 278 Euro monatlich für Ernährung, Kleidung und alles andere ausgeben. Die zehn Prozent mit dem höchsten Einkommen haben dafür 862 Euro. Die soziale Kluft beginnt im Kinderzimmer.

Vier von fünf Kindern besitzen ein Handy

Zu diesem Ergebnis kommt auch die Kids-Verbraucher-Analyse des Ehapa-Verlags, die dem Konsumverhalten der Jüngsten nachspürt. Vier von fünf Kindern besitzen ein Handy. 20 Prozent können sich diese Ausstattung nicht leisten. Allein die Ausgaben für das Taschengeld schlagen sich übrigens deutlich im Familienbudget nieder. Laut Ehapa erhielten die Kinder 2012 im Durchschnitt 27 Euro monatlich zur freien Verfügung. Hochgerechnet kommt der Verlag allein für die Sechs- bis 13-Jährigen auf jährliche Einnahmen aus dem Taschengeld in Höhe von 1,85 Milliarden Euro. Darin enthalten sind allerdings auch die Vergütungen für kleine Dienste, die Kinder gelegentlich verrichten.

Die sozialen Unterschiede machen sich in der Ausstattung der Kinder bemerkbar. In armen Haushalten gibt es weniger Handys, PCs oder Laptops. Für Musikunterricht oder Sportvereine ist weniger Geld in der Kasse.

Das erste Kind ist am teuersten

Große Abweichungen von den Durchschnittswerten registrieren die Statistiker auch mit Blick auf die Familienstrukturen. Das erste Kind ist am teuersten. Kommen weitere hinzu, verringert sich der Aufwand tendenziell. Das liegt zum Beispiel an der Grundausstattung, die bei der ersten Geburt angeschafft werden muss, danach aber wiederverwendet werden kann. Auch der Anteil an den Wohnkosten sinkt mit zusätzlichen Haushaltsmitgliedern.

Die Kosten sind zusätzlich vom Alter der Kinder abhängig. Je älter, desto kostspieliger, lautet die Formel. Das Paar mit einem Kind gibt im Monat 468 Euro aus, wenn der Nachwuchs noch keine sechs Jahre alt ist. Im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren erhöht sich der Betrag auf 568 Euro. Danach kostet der Teenager bis zur Volljährigkeit 625 Euro monatlich. Das Statistische Bundesamt sieht hier vor allem auch die steigenden Wünsche der Heranwachsenden nach modisch schicker Kleidung.

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In den vergangenen zehn Jahren sind die Ausgaben für Kinder vermutlich deutlich angestiegen. Denn wichtige Posten haben an Bedeutung gewonnen oder weisen besonders hohe Preissteigerungsraten auf. So geben die Jugendlichen immer mehr für digitale Medien aus. Diese Freizeitvergnügen sind vergleichsweise teuer. Die hohen Energiepreise verteuern ihren Wohnanteil und auch die Fahrten mit Bussen und Bahnen. Schließlich sind auch die Einkommen der Eltern in der Regel kräftig angestiegen, weil die gute Wirtschaftslage zuletzt deutliche Tariferhöhungen brachte. Diese Entwicklung schlägt auch auf die Ausgaben für den Nachwuchs durch, zum Beispiel durch steigende Taschengelder.