Palma de Mallorca. . Die mallorquinische Naturschutzbewegung Gob warnt mit einer Videobotschaft vor einer düsteren Zukunft Mallorcas, wenn sich die Bau- und Umweltpolitik nicht ändert. Gemeinsam mit dem bekannten spanischen Künstler Miquel Barcelo wollen die Umweltschützer Touristen aufrütteln.

Dicke pechartige Tropfen regnen auf Mallorca nieder. Immer heftiger prasselt es herunter. Bis die ganze paradiesische Mittelmeerinsel unter einer düsteren schwarzen Masse verschwunden ist. So könnte, warnt die große mallorquinische Naturschutzbewegung Gob, irgendwann das „Blackout“ Mallorcas aussehen. Sollte nicht bald in der Bau- und Umweltpolitik die Notbremse gezogen werden. Mit einer düsteren Video-Botschaft, die von dem bekannten spanischen Künstler Miquel Barcelo gestaltet wurde, wollen die Umweltschützer die Insel-Touristen aufrütteln und dafür gewinnen, gegen die „Zerstörung“ dieser „einzigartigen Insel“ zu kämpfen.

Protest gegen neue Hotelprojekte, Siedlungen und Yachthäfen

Schon seit Monaten stören regelmäßige Demonstrationen, Menschenketten und Sitzblockaden die Urlaubsruhe auf Mallorca, das jedes Jahr von rund neun Millionen Touristen besucht wird. Protest gegen neue Hotelprojekte, Siedlungen und Yachthäfen in Küstenbereichen, die bisher vom Bauwahn und Massentourismus verschont geblieben waren.

Vor allem ein geplanter luxuriöser Hotelkomplex in der Nähe des berühmten Traum-Naturstrandes Es Trenc im Süden der Insel gilt als Symbol einer neuen Betonpolitik der konservativen Inselregierung. Auch der geplante Import von zigtausenden Tonnen Abfall, mit welchem die gigantische Müllverbrennungsanlage im Norden Palmas ausgelastet werden soll, treibt die Bewohner auf die Barrikaden und sorgte für das unschöne neue InselEtikett „Müllorca“.

Die Gob-Inselschützer, die auf Facebook inzwischen von mehr als 10 000 Menschen unterstützt werden, warnen vor einem drohenden Umweltkollaps auf dem Balearen-Eiland. „Mit der Ausrede der Wirtschaftskrise, der Schaffung neuer Arbeitsplätze und der Förderung der Wirtschaft möchte die balearische Regierung neue Urbanisierungen und Bebauungen zulassen. Dadurch werden Schutzgebiete und die Landschaft Mallorcas weiter zerstört.“ Das alles werde unter dem Deckmantel des Tourismus und im angeblichen „Interesse für die Allgemeinheit“ durchgepeitscht.

Wer Mallorca liebt, zerstört es nicht

Dabei seien die einzigartige Kultur und Natur der Insel doch das wichtigste Kapital Mallorcas. „Ihre Zerstörung wird negative Auswirkungen auf das Image, auf die Qualität der Insel als touristisches Reiseziel haben“, warnen die Umweltschützer, die inzwischen auch viele prominente Einheimische auf ihrer Seite haben. „Wer Mallorca liebt, der zerstört es nicht“, sagt etwa Francesc Moll, ein bekannter Verleger auf dem Eiland, der ebenfalls für die Zukunft der mallorquinischen Naturoase kämpft.

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Mit einem offenen Brief an die Regionalregierung der Baleareninseln soll nun das Heer der Mallorca-Urlauber – rund ein Drittel kommt aus Deutschland – die weitere Vernichtung der Inselschätze aufhalten. „Es ist schlimm zu sehen, dass jetzt die Fehler der letzten Jahrzehnte wiederholt werden und mit neuen Bebauungen und großen Infrastruktur-Projekten weitere Verluste der natürlichen Ressourcen, der Landschaft und der Biodiversität einhergehen“, heißt es in dem Protestschreiben. „Wir bitten Sie daher, Ihre derzeitige Raumordnungspolitik zu überdenken und eine soziale und nachhaltige Politik einzuschlagen, welche die Menschen sowie das Natur- und Kulturerbe respektiert.“ Der Protestbrief in deutscher Sprache kann auf der Gob-Internetseite www.mallorcablackout.org gleich per Tastendruck abgeschickt werden. Bisher haben sich die Inselpolitiker freilich wenig vom scharfen Gegenwind beeindrucken lassen. Deswegen setzt der Gob zugleich auf die Hilfe der Gerichte, die schon manchen Bau-Irrsinn auf Mallorca stoppten, weil er gesetzeswidrig war.

Inselpolitiker zeigen sichziemlich unbeeindruckt

Etwa in dem Küstenort Ses Covetes ganz in der Nähe des Naturstrandes Es Trenc: Dort muss jetzt eine hässliche Bauruinen-Siedlung mit 68 Appartements abgerissen werden. Die Urbanisation war illegal errichtet und ihre Fertigstellung dann aber gerichtlich gestoppt worden. Nach jahrelangem Rechtsstreit rollen nun endlich die Abbruchbagger an.