Berlin. Jugendschutzprogramme versprechen, Kinder vor Gefahren im Netz zu schützen und gleichzeitig geeignete Inhalte zugänglich zu machen. Aber sie halten nicht immer, was sie versprechen. Wichtig ist, dass sich Eltern mit dem Surfverhalten ihrer Kinder auseinandersetzen - und eine altersgerechte Lösung finden.
Seiten mit Pornos und Gewalt oder Mobbing im Chat - für Kinder lauern im Internet jede Menge Gefahren. Kleine Surfer brauchen Hilfe bei ihren ersten Schritten im Netz. Doch wer passt auf, wenn sie mal allein im Internet unterwegs sind?
Schutz vor Schund und Schmuddel versprechen Sicherheitsprogramme. Die Auswahl kostenpflichtiger Programme ist inzwischen groß. Es gibt aber auch Kindersicherungen in Betriebssystemen oder kostenlose Programme mit Filtersystemen wie "JuSProg" oder "KinderServer", die von staatlicher Seite unterstützt werden.
Whitelist-Systeme filtern Kinderseiten
Sogenannte Whitelist-Systeme lassen nur bestimmte von Fachleuten als kindgerecht eingestufte Seiten zu, alle anderen sind gesperrt. Das Kind bewegt sich also in einem geschützten Raum. Sucht es nach Begriffen wie "Sex" oder "Porno", landet es auf kindgerechten Seiten von Kindersuchmaschinen wie www.blindekuh.de oder www.fragfinn.de.
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Oft können Eltern die Whitelist erweitern und ihren Schützlingen zusätzlich Zugriff auf ausgewählte Seiten - etwa Nachrichtenportale - erlauben. "Eine Whitelist bietet sich eher für jüngere Kinder bis zehn Jahre an", sagt Birgit Kimmel von der EU-Initiative Klicksafe. "Bei älteren Kindern kommt es schnell zu Diskussionen, weil sie bei jeder Seite wieder um Erlaubnis fragen müssen."
Eltern sollten immer auch die Internetchronik kontrollieren
Für ältere Kinder bieten sich eher Blacklist-Systeme an: Im Prinzip sind alle Seiten aufrufbar, nur einschlägige Porno-, Gewalt- oder Hetzseiten stehen auf der Liste und werden geblockt. "Angesichts der Masse an Websites können diese Filtersysteme keinen absoluten Schutz bieten", erklärt Axel Kossel von der Computerzeitschrift "c't", die 17 Filtersysteme getestet hat. "Außerdem kommen täglich Hunderte neue Seiten hinzu." Hier sollten Eltern zusätzlich - in Absprache mit den Kindern - auch die Internetchronik kontrollieren.
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Oft kombinieren Programme aber auch beide Filtersysteme oder lassen sich von White- auf Blacklist umstellen oder umgekehrt. Zusätzlich arbeiten sie meist mit automatischen Blockiersystemen, die auch Seiten mit sogenannten Forbidden Words sperren, die auf ungeeignete Inhalte hinweisen, aber nicht auf der Liste stehen. "Oft meinen es die Filter dabei aber zu gut", sagt Kossel. Denn auch das Wort "Rechtsexperte" enthalte das Wort "Sex". Einige Programme blockieren dann vielleicht Seiten, die durchaus kindgerecht sind.
"Absolute Sicherheit bietet kein Programm"
"Absolute Sicherheit bietet kein Programm", sagt Kossel. "Zu jedem Filter, gibt es einen Weg, um ihn auszutricksen." Damit der Nachwuchs das System nicht einfach ausschalten kann, sollte es mit einem Passwort geschützt werden. "Generell empfiehlt es sich, für das Kind am PC ein eigenes Benutzerkonto einzurichten", sagt Kimmel. "So kann man verhindern, dass Kinder Administratoren-Rechte haben, um Einstellungen am Computer zu ändern."
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Findigere Nachwuchssurfer könnten den Computer theoretisch auch mit einem externen Betriebssystem von einem USB-Stick oder von einer DVD starten und so die Filter umgehen, erklärt Kossel. Das können Eltern in der Komponentenverwaltung des Rechners (BIOS oder UEFI) verhindern. Die Boot-Reihenfolge muss so geändert werden, dass die interne Festplatte an erster Stelle steht. Und als Zugangsschutz zum BIOS/UEFI muss ein Passwort gesetzt werden. In das Menü gelangt man, wenn man nach dem Start die F2- oder Entf-Taste gedrückt hält.
Für Smartphones und Tablet-Computer gibt es Filter-Apps
Nichts ausrichten können Filter in der Regel gegen Chats und E-Mails, über die Kinder auch mit Schmuddel-Inhalten oder gefährlichen Unbekannten in Kontakt kommen können, sagt Kimmel. Kinder sollten moderierte Kinderchats wie den Seitenstark-Chat oder Mailprogramme wie Mail4Kidz oder Grundschulpost nutzen, bei denen die Eltern kontrollieren, mit wem die Kindern in Kontakt treten.
Auch für Smartphones und Tablet-Computer gibt es mittlerweile Filter-Apps. "Schutzprogramme auf mobilen Geräten stecken aber noch in den Kinderschuhen", sagt Kossel. Gerade bei mobilen Geräten sollten Eltern Kinder beim Surfen möglichst gut begleiten.
Filterprogramme ersetzen keine Medienerziehung
Generell sollten sich Eltern nicht nur auf Programme verlassen, sagt auch Kristin Langer von der Initiative "Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht". "Filterprogramme können Eltern zwar technisch unterstützen. Eine Medienerziehung ersetzen sie aber nicht." Wichtig sei es, Zusammenhänge zu erklären, vor Gefahren zu warnen und Hilfestellungen bei Problemen zu bieten.
"Das Massenangebot im Internet überfordert Kinder leicht", weiß die Expertin. Gemeinsam sollten gute Kinderseiten ausgesucht werden - etwa bei den Kindersuchmaschinen oder auf www.klick-tipps.net. Auch das "Surfschein"-Angebot auf www.internet-abc.de könne helfen, Kindern den richtigen Umgang mit dem Netz beizubringen. Später könne man die Freiheiten schrittweise ausbauen und irgendwann nur noch mit Blacklists oder einer Zeitbegrenzung arbeiten, sagt Langer. "Nur gut vorbereitet können sie später auch alleine im Internet klarkommen."