Washington. . Katherine Jackson, die 82-jährige Mutter des verstorbenen Michael Jackson, fordert Schadensersatz vom letzten Tour-Veranstalter des „King of Pop“. Es geht um 40 Milliarden Dollar und viel schmutzige Wäsche.
Es ist nicht so, dass die Nachkommen und Verwandten des größten Popstars aller Zeiten am Hungertuch nagen. Michael Jackson, 2009 in seiner Villa in Los Angeles an den Folgen eines Medikamenten-Cocktails aus Schlaf- und Beruhigungsmitteln im Alter von 50 gestorben, ist regelmäßig auf den vorderen Plätzen der Forbes-Rangliste der erfolgreichsten toten Künstler zu finden. Nachlassverwalter destillieren aus dem Liedgut-Katalog des „King of Pop“ regelmäßig beachtliche Millionensummen. Aber nach oben ist immer noch Luft.
Katherine Jackson, die 82-jährige Mutter des Stars, steht an der Spitze einer Schadensersatzklage gegen den letzten Tour-Veranstalter Jacksons. Seit Dienstag wird vor dem Superior Court in Los Angeles verhandelt. Es geht um körbeweise schmutzige Wäsche. Und die astronomische Summe von 40 Milliarden Dollar.
Auf diesen Betrag fantasiert das Anwälte-Team der Matriarchin des Jackson-Clans, die mit einem Cousin das Sorgerecht für die drei Kinder des Entertainers hat, die Einnahmen, die Jackson durch sein frühes Ableben entgangen seien. In dem Verfahren, das sich über Monate hinziehen wird, treten auch Prince (16) und Paris (14), die älteren Kinder Jacksons, in den Zeugenstand. Nur dem zehnjährigen Blanket bleibt der Rummel erspart.
50 Auftritte waren geplant
Zahlen soll die Zeche das Unternehmen des in Denver ansässigen Milliardärs Philipp Anschutz. Dessen Firma, der weltweit tätige Entertainment-Riese AEG, wollte ab Sommer 2009 in London „This Is It“ auf die Bühne bringen - die letzte große Live-Konzertreihe mit Jackson. Ein Unterfangen, dem der Tod des Künstlers dazwischen kam. Mutter Jackson wirft AEG vor, gewusst zu haben, dass die Pop-Ikone für die geplanten 50 Auftritte nach jahrzehntelangem Medikamentenmissbrauch längst zu schwach war.
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Dennoch habe das Unternehmen den geistig und körperlich schwächelnden Star aus Profitgier zur Arbeit getrieben. Und ihm in Dr. Conrad Murray jenen Leibarzt an die Seite gestellt, der ihm am 25. Juni 2009 eine tödliche Dosis des Narkose-Mittels Propofol verabreichte. Murray wurde 2011 wegen fahrlässiger Tötung zu vier Jahren Haft verurteilt. Für seinen Anwalt Ed Chernoff war er „nur ein kleiner Fisch in einem großen, dreckigen Teich.“
Den trocken zu legen und AEG als dunkle Kraft im Hintergrund darzustellen, soll mit Hilfe kompromittierender E-Mails gelingen, die ihren Weg in die „Los Angeles Times“ fanden. So schrieb AEG-Konzertvorstand Randy Philipps am Tag der Pressekonferenz für die „This Is It“-Reihe im März 2009 aufgeregt an seinen Boss Tim Leiweke: „Michael Jackson hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen. Er ist betrunken und niedergeschlagen. Ich versuche, ihn nüchtern zu machen. Er ist ein emotionales Wrack, voller Selbsthass und Zweifel kurz bevor die Show beginnt.“
Angeblicher Kindesmissbrauch
Elf Tage vor dem Tod des Sängers schrieb der AEG-Co-Vorsitzende Paul Gongaware an Konzert-Regisseur Kenny Ortega, der in Los Angeles bei den Proben an der Unzuverlässigkeit des Stars verzweifelte: „Wir werden Dr. Murray daran erinnern, dass wir sein Gehalt bezahlen, nicht Michael. Wir werden ihn daran erinnern, was von ihm erwartet wird.“ Die Anwälte des Jackson-Clans folgern daraus, dass der Star um jeden Preis fit gespritzt werden sollte. AEG-Anwalt Marvin Putnam hält das für an den Haaren herbeigezogen. Jackson habe auf Murray bestanden. Im Verfahren will der Doktor nicht aussagen, um sich nicht selbst zu belasten.
Michael Jacksons Garderobe
Wie die AEG-Anwälte durchsickern ließen, wird im Prozess manch unerquickliches Kapitel aus dem Leben des Popstars erneut vor der Weltöffentlichkeit verhandelt; etwa der mit Freisprüchen ausgegangene Prozess um angeblichen Kindesmissbrauch. AEG will den Nachweis führen, dass Jacksons selbstzerstörerischer Drogen- und Medikamentenmissbrauch fester Bestandteil seiner Biografie war - und der Künstler unrettbar selbst „sein größter Feind“.