Köln. Elisabeth Herrmann schrieb die Vorlage für einen Stasi-Thriller mit Anna Loos (Montag, ZDF, 20.15 Uhr). Der Autorin ist wichtig, dass die Fakten stimmen. Der Krimi ist zumindest wahrhaftig – und stark besetzt.

Sie hat mal ihre Stasi-Akte gelesen. „Mitte der 90er Jahre war das“, erinnert sich Elisabeth Hermann. „Hanebüchen“ war der Inhalt. Nichts, was sie aus der Bahn geworfen hätte. Aber dabei hat sie Leute sitzen und lesen gesehen, „bei denen ist alles weggebrochen“. Herrmann hat sich das gemerkt und es als Grundidee genutzt für ihr Buch „Die Zeugin der Toten“. Montagabend (20.15 Uhr) zeigt das ZDF die Verfilmung des Stoffes, für den die 53-Jährige im vergangenen Jahr den deutschen Krimipreis bekommen hat.

Die „Zeugin der Toten“, das ist Judith Kepler (Anna Loos). Sie kommt, wenn der Bestatter geht. Denn Kepler ist Entweserin, neudeutsch auch Cleanerin genannt. Sie reinigt Wohnungen, in denen gerade jemand gestorben ist, nicht selten auch ermordet wurde. Nicht sehr angenehm ist das manchmal, aber selten wirklich gefährlich. Bis Kepler irgendwann „zufällig“ eine alte Akte in einer der Wohnungen findet. Ihre eigene alte Akte.

Geheimnisse ihrer Vergangenheit

Von da an wird es kompliziert. Es sind Geheimnisse ihrer Vergangenheit, die Kepler einholen. Geheimnisse aus der Zeit, in der sie in der DDR in einem Kinderheim aufgewachsen ist. Geheimdienste kommen ins Spiel, und Quirin Kaiserley, ehemaliger BND-Agent, wird dabei vom Beschatter zum Beschützer. Gemeinsam jagen sie alten Stasi-Seilschaften hinterher, bis sie selber zu Gejagten werden.

Anna Loos spielt das alles sehr beeindruckend. Herrmann bescheinigt ihr „Mut in der Annahme ihrer Rollen“. Denn Judith Kepler ist weit entfernt davon, eine Heldin zu sein – vor allem eine strahlende. Unscheinbar muss sie sein, manchmal sogar hässlich. „Es gibt nicht viele Schauspielerinnen in Deutschland, die so etwas spielen wollen“, weiß Herrmann. „Auch wenn sie sonst immer sagen, wie sehr sie ungewöhnliche Rollen reizen.“ Es ist eine düstere Geschichte ohne Happy End, die das Buch erzählt. Im Film ist sie nicht viel heller. „Aber der Film geht anders an sie heran“, sagt Herrmann, die das Ergebnis „sehr berührend“ findet. Was der Fernsehumsetzung fehlt, aber dazu schweigt die Autorin, ist die Sorgfalt der Bücher.

1000 Ferraris über die Klippe springen lassen

Theoretisch, sagt sie gerne, sei sie beim Schreiben ja „die Herrin des Universums“. Ist ja alles Fiktion. „Ich kann da 1000 Ferrari über die Klippe springen lassen, wenn ich will.“ Macht sie aber nicht, Hermann ist bekannt dafür, akribisch zu recherchieren. Weil sie nicht möchte, dass „jemand den Roman liest und an einer Stelle über irgendeine Ungereimtheit stolpert“. Im Film gibt es einige Ungenauigkeiten, Schreibweisen von Namen, falsche Orts-Bezeichnungen. Doch das sind Kleinigkeiten, die den Film nicht wirklich schlechter machen. Wer nie in der DDR gelebt hat, dem werden die meisten Schludrigkeiten ohnehin nicht auffallen.

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Die eigentliche Geschichte, sie ist die gleiche geblieben. Sie hat kein hohes Tempo, ist aber spannend erzählt und bis in die Nebenrollen gut besetzt.

Nur zum Finale hin wird etwas dick aufgetragen. Dennoch hätte man nichts gegen ein Wiedersehen mit der melancholischen Reinigungsfrau. Hermann will das nicht ausschließen. „Es gibt“, verrät sie, „ein halb fertiges zweites Buch mit Judith Kepler.“ Vorher aber wird mit Joachim Vernau ein anderer Herrmann-Held auf den Bildschirm zurückkehren. Im Februar dieses Jahres hat die Verfilmung des Buches „Die letzte Instanz begonnen“.