New York. Weltweit leben 1,57 Milliarden Muslime. Damit ist der Islam hinter dem Christentum mit bis zu 2,2 Milliarden Gläubigen die zweitgrößte Religionsgemeinschaft, wie eine aktuelle Studie belegt. In Deutschland leben fast so viele Muslime wie in ganz Nord- und Südamerika zusammen.

Jeder vierte Mensch auf der Welt ist Muslim: Der Religionsgemeinschaft gehören laut einer Studie des US-Instituts Pew über Religion und öffentliches Leben insgesamt 1,57 Milliarden Menschen an. Damit ist der Islam hinter dem Christentum mit seinen schätzungsweise 2,1 bis 2,2 Milliarden Gläubigen die zweitgrößte Religionsgemeinschaft.

Die Pew-Studie, die als bislang umfassendste Erhebung zu dem Thema gilt, gibt erstmals eine präzise Zahl der Muslime an. Schätzungen gingen bisher weit auseinander - von einer bis zu 1,8 Milliarden Menschen. Der Bericht beinhaltet einige überraschende Ergebnisse: In Deutschland, wo sich etwa vier Millionen Menschen zum Islam bekennen, leben mehr Muslime als im Libanon oder fast so viele wie in ganz Nord- und Südamerika zusammen (4,6 Millionen). In China leben mehr Muslime als in Syrien, in Russland mehr als in Jordanien und Libyen.

Das spirituelle Herz des Islams ist der Nahe Osten, längst aber nicht mehr der Schwerpunkt: Insgesamt leben dem Bericht zufolge nur rund 20 Prozent der Muslime im Nahen Osten und in Nordafrika, rund 60 Prozent hingegen leben in Asien. Im übrigen Afrika sind es knapp 15 Prozent, in Europa gerade einmal 2,4 Prozent. Das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung ist Indonesien, wo rund 203 Millionen Menschen Anhänger einer zumeist moderaten Auslegung des Islams sind.

Mehr als 160 Millionen Muslime in Indien

«Die Vorstellung, Muslime seien Araber und fast alle Araber seien Muslime, wird durch die Studie widerlegt», sagt Amaney Jamal von der Universität Princeton, der den Bericht vorab lesen konnte. Drei Viertel aller Muslime leben in Ländern, in denen der Islam nicht die Mehrheitsreligion ist. Die größte muslimische Minderheit lebt mit 161 Millionen Menschen in Indien, die damit nur rund 13 Prozent der mehrheitlich hinduistischen Gesamtbevölkerung ausmacht. Auch in Äthiopien, China und Russland gibt es es große muslimische Minderheiten (28, 22 und 16 Millionen).

Neue Erkenntnisse liefert der am Mittwoch von Pew vorgestellte Bericht auch über die Strömungen innerhalb des Islams. Etwa 10 bis 13 Prozent der Muslime seien Schiiten, heißt es in der Studie. 80 Prozent von ihnen leben in vier Ländern: Iran, Pakistan, Indien und Irak. Pew wertete für die Studie drei Jahre lang Volkszählungen, demografische Studien und andere Erhebungen aus 232 Ländern und Regionen aus. In Fällen von älteren Datensätzen wurden anhand des Bevölkerungswachstums Schätzungen für 2009 vorgenommen. (ap)