Berlin. . Devid Striesow gehört zu den besten jungen Schauspielern im deutschsprachigen Raum. Dennoch ließ er sich gern Tipps von seinem verstorbenen Kollegen Dieter Pfaff geben. Was ihn an „Bloch“ reizt, was er als neuer Kommissar im „Tatort“ aus Saarbrücken will, sagt Striesow im Interview.

Devid Striesow gehört zu den besten Schauspielern seiner Generation. Der 39-jährige ist an diesem Mittwoch in der aktuellen „Bloch“-Folge (ARD, 20.15 Uhr) zu sehen – und am 7. April bei seinem zweiten „Tatort“-Einsatz. Jürgen Overkott sprach mit ihm.

Was haben Sie vom Winter des Grauens mitgekriegt?

Devid Striesow: Nicht so viel. Ich habe von Anfang Januar bis Mitte Februar einen Kino-Film gedreht, ausschließlich in den alten Studios in Monheim. Wir haben die ganze Welt erzählt, Asien, Afrika, alles. Das Wetter im Studio war fantastisch – es war alles toll beleuchtet. Da hatte man nie schlechte Laune.

Apropos schlechte Laune. In der aktuellen „Bloch“-Folge spielen Sie den Mann eines Ehepaares, dessen schlechte Laune in Handgreiflichkeiten gipfelt.

Striesow: Richtig problematisch ist die Verlustangst der Frau, die dazu führt, dass sie überreagiert und er nicht mehr an sich halten kann. Es geht um Unter-Druck-setzen, und das erzeugt Spannungen.

„Mit Dieter Pfaff und der Minichmayr zwei Vollprofis an der Seite“

„Bloch“ gehört zu den wenigen Filmen und Reihen, die sich mit Psychotherapie auseinandersetzen. Wie fühlt es sich an, eine Figur mit derartigen Konflikten zu spielen?

Striesow: Es ist schön, wenn man viel Futter hat, eine Fremdperson zu spielen. Je genauer das Drehbuch geschrieben ist, desto besser ist es.

Ihre Figur steckt in einer extremen psychologischen Situation. Können Sie das nach einem Drehtag wie Jacke ablegen?

Trauer über Dieter Pfaffs Tod

Devid Striesow äußerte sich nach dem Interview zu Dieter Pfaffs plötzlichem Tod: „Ein Statement fällt mir in diesem Augenblick schwer, weil ich das Gefühl habe, eben erst mit Dieter abgedreht zu haben, als wäre er eben in meine Garderobe gekommen und begrüßt meine Frau, und wir unterhalten uns über Musik und im Speziellen über Blues. Die Begegnungen mit ihm haben große Präsenz, wie er selber als Kollege sie hatte.“

Striesow: Kann ich auf jeden Fall. Auch in den Drehpausen gibt es die Möglichkeit, sich in Gesprächen mit anderen Dingen zu beschäftigen. Es gibt auch die Möglichkeit, das, was ich zeigen will, technisch anzugehen. Wenn man mit Dieter Pfaff und der Minichmayr zusammenarbeitet, hat man Vollprofis an seiner Seite, die für jede Situation einen Rat haben. Da kann man sich gegenseitig so pushen, dass man am Ende das Gefühl hat, man war nah dran am besten Ergebnis.

Sehen Sie sich selbst eher als Frohnatur?

Striesow: (denkt nach) Na ja, ich bin auf der Suche nach der Ausgeglichenheit, auf der Suche nach einer Lage, in der man nicht in die eine oder andere Richtung polarisiert. Ich versuche, ein Gleichmaß zu erarbeiten.

„Ich will alle Skurrilitäten beibehalten“

Gibt es zwischen der Figur aus dem „Bloch“ und Ihrem „Tatort“-Kommissar irgendeine Schnittmenge?

Striesow: Nee. Außer dass ich beide Figuren spiele. Es ist ja ein großes Geschenk, dass man ein derart extremes Spektrum an Rollen bedienen zu dürfen. Das ist eine große Chance.

Ihr Kommissar war in der ersten Folge eine skurrile Figur: Gummistiefel, Hasch, Motorroller. Wie entwickelt sich Ihre Figur weiter?

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Striesow: Ich habe die Figur so angelegt, dass ich sie sogar über mehrere Jahre spielen könnte. Ich will alle Skurrilitäten beibehalten und weiterentwickeln. Dafür brauche ich natürlich die entsprechenden Partner und Drehbücher, und daran arbeiten wir.

Für den ersten „Tatort“ hat es ziemlich viel Prügel gegeben. Hat das weh getan?

Striesow: Nee, das Polarisieren ist wichtiger als das Nicht-wahrgenommen-werden. Mir ist nicht entgangen, dass die negative Kritik überwogen hat. Es hat zumindest aufgewühlt. Und das hat mich fasziniert.

Beim „Tatort“ im Rocker-Milieu mit Roller unter Harleys

Der neue „Tatort“ spielt im Rocker-Milieu…

Striesow: …das hat seinen Grund darin, dass wir zwei Genre-Filme gedreht haben. Der erste war ein Märchen, und der zweite spielt im Rocker-Milieu und ist eine Art Western.

Allerdings werden die Pferde durch Harleys ersetzt, und Sie fahren Roller.

Striesow: Ich habe die Fahrschule gemacht für das Motorrad. Im Augenblick ist mir das Motorrad-Fahren, jetzt als Vater, ein Tick zu gefährlich, vor allem innerstädtisch. Roller würde ich noch akzeptieren. Im „Tatort“ fahre ich einen hoch motorisierten Roller, mit einer 200er-Maschine.

Und ich finde das ganz schön, gerade in diesen saarländischen Bergen und Wäldern, beim Serpentinenfahren. Das ist eine eigene Welt.

Mögen Sie Western?

Striesow: Na ja, die „Glorreichen Sieben“ finde ich schon toll, sonst sehe ich Western eher en passant. Das sind so Kleine-Jungs-Sachen, die früher am Sonntagnachmittag gesehen habe.

Welcher Film hat Sie in jungen Jahren am meisten fasziniert?

Striesow: Ein Film mit dem jungen Ulrich Mühe als Hölderlin, „Hälfte des Lebens“.

Das ist ein klassisches Bildungsthema, was für junge Leute eher ungewöhnlich ist.

Striesow: Im Osten war es so, dass alle Formen von Literatur und Filmen mit dem Rotstift gezeichnet wurden, alles wurde von der Ideologie übertüncht. Nur einige, wenige Dinge waren davon frei, und dazu gehörte dieser Film.