Essen. . Der Löwe, einst König der Tiere, ist in Südafrika vielerorts zum Anschauungs- und Jagdobjekt für schießwütige Touristen geworden. Neuerdings gibt es sogar Löwenzuchtfarmen. Das Geschäft ist lukrativ. 20 erlegte Löwen sollen deutsche Afrika-Reisende 2012 als Souvenir mit nach Hause gebracht haben.
Der Löwe, der an der Spitze seines Rudels die afrikanische Savanne durchstreift – ein Motiv, das fast jeder kennt, der je einen Film über Raubkatzen gesehen hat. Dem gelb-goldenen König der Tiere mit der dichten Mähne ging es bis vor einigen Jahren gut als Haremsoberster. Die lästige Jagd erledigten seine Weibchen. Doch das lässige Leben ist beendet. Der Jagdbeauftragte wurde zum Gejagten.
Eine neue Studie der Duke University im US-Bundesstaat North-Carolina bringt Alarmierendes zutage: Die afrikanische Löwenpopulation ist in den vergangenen 50 Jahren von fast 100 000 Tieren auf 35 000 gesunken.
Schuld daran ist neben der fortschreitenden Zerstörung ihres Lebensraumes vor allem die Trophäenjagd internationaler Großwildjäger. Tausende Jagdtouristen fallen alljährlich in Südafrika ein. Statt Fotos bringen sie eine Löwenmähne als Souvenir mit.
„Das ist völlig legal“, erklärt Stefan Raths, Mitarbeiter der Genehmigungsabteilung beim Bundesamt für Naturschutz (BfN). „20 erlegte Löwen haben deutsche Afrika-Reisende 2012 als Souvenir mit nach Hause gebracht“, sagt Raths. Und das, obwohl die EU 2012 ein Einfuhrverbot für Löwen aus Südafrika erlassen habe. Die Krux: Das Verbot gilt nur für kommerzielle Unternehmen. Als privater Jäger brauche man für selbsterlegte Löwen-Trophäen keine Genehmigung. Bisher.
Vom Muttertier getrennt
Das Geschäft mit den Löwen ist lukrativ. Allein in Südafrika sollen etwa 5000 Löwen in 160 Zuchtfarmen leben. Schätzt die amerikanische Studie und die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“. Konsequent wird der König der Tiere hier für kommerzielle Zwecke ausgebeutet. Bereits drei Tage nach der Geburt werden die Jungtiere von ihren Müttern getrennt. Sie werden mit der Flasche aufgezogen und an Lodges vermietet. Als Touristenattraktion.
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Sind die Kätzchen dem Streichel-Alter entwachsen, gehen sie zurück auf die Farm. Ein paar Jahre dürfen sie für weiteren Streichel-Nachwuchs sorgen. „Anschließend werden diese halbzahmen Tiere über das Internet für reiche Trottel zum Abschuss freigegeben“, sagt Johannes Kirchgatter, Afrika-Referent des WWF. „Mehrfachverwertung“ nennt er dieses Geschäftsmodell sarkastisch. „Die Löwen werden für den Abschuss in ein umzäuntes Gebiet gebracht. Viele zeigen keine Scheu vor den Menschen und laufen den Trophäenjägern direkt vor die Flinte“, berichtet Thomas Pietsch, Wildtierexperte von „Vier Pfoten“.
Mit Medikamenten ruhig gestellt
Sollte dem Möchte-gern-Hemingway das Unternehmen immer noch zu gefährlich sein, wird der Löwe gerne mit Medikamenten ruhig gestellt oder mit Ködern angelockt. Der Kunde ist König, er hat gezahlt. „Männliche Löwen kosten je nach Alter, Größe und körperlichen Merkmalen wie Mähnenfärbung von 10 000 bis 25 000 Euro oder mehr“, weiß Pietsch. Weibchen seien bereits für 3000 Euro zu haben. Tierschutzvorganisationen fordern ein Verbot der Trophäenjagd. „Die sogenannte Gatterjagd trägt zum Boom des Jagdtourismus bei und befördert die Nachfrage nach wildlebenden Löwen“, sagt Pietsch.
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Die Löwenjagd lehnt auch der WWF-Mann strikt ab. Sie sei fatal für die Population. Denn auch in wild lebenden Rudeln sei das alte Männchen mit seiner dichten Mähne als Trophäe sehr beliebt. „Wenn bei der Jagd immer der stärkste aus der Herde geholt wird, bedeutet das eine negative Auslese“, erläutert er. Zumal der neue, schwächere Rudelführer alle männlichen Nachkommen seines Vorgängers tötet. Die Rudel seien nicht mehr so robust, werden anfälliger für Krankheiten. Durch den eingeschränkten Lebensraum werde außerdem ein Austausch zwischen unterschiedlichen Populationen immer seltener.
Für frisches Blut innerhalb der wilden Rudel können die Zuchtfarmen mit ihren geschätzten 5000 Großkatzen übrigens nicht sorgen: „In Gefangenschaft aufgewachsene Löwen können nicht mehr ausgewildert werden“, sagt Thomas Pietsch.