Zanesville. . In der australischen Kleinstadt Zanesville hat sich ein Mann erschossen. Vorher öffnete er die Tore seines Privatzoos und entließ Bengalische Tiger, Löwen und Schwarzbären in die Freiheit. Ein Sheriff blies zur Großwildjagd. Alle Tiere sind tot.

Für die Bürger von Zanesville war Terry Thompson immer schon ein Tierfreund der besonderen Art. Wenn die 25 000 Einwohner-Kleinstadt im US-Bundesstaat Ohio ihre jährliche Hunde-Katzen-und-Karnickel-Ausstellung veranstaltete, störte der als leicht reizbar beschriebene 62-Jährige das beschauliche Treiben. Er brachte von seiner 40 Hektar großen Farm ein Tiger-Baby mit. Näherten sich Kinder, bekamen sie schnell den Unterschied zu spüren zwischen einem possierlichen Haustier und wild fauchenden Nachwuchs-Großkatzen. „Der Schrecken war jedes Mal groß“, erinnerte sich eine Mutter im Gespräch mit Fernsehreportern.

Thompson, der auch sonst in der Gegend gemieden wurde, hatte am Ende Hausverbot auf den Tier-Schauen von Zanesville. Am Mittwoch könnte er sich dafür fürchterlich gerächt haben. Bevor er sich erschoss, ließ der wegen unerlaubten Waffenbesitzes gerade erst aus dem Gefängnis entlassene Mann einen großen Teil seines Privatzoos frei und trieb Sheriff Matt Lutz und seine Kollegen unfreiwillig in die blutigste Großwildjagd, die Amerika seit langem gesehen hat.

Im Fadenkreuz von Tierschutz-Organisationen

Thompsons Frau Marian versuchte, den Einsatz bis zuletzt zu verhindern. Aber am Ende eines verregneten Tages waren rund 50 Tiere tot. Darunter 18 seltene Bengalische Tiger, 17 Löwen, sechs Schwarzbären, drei Leoparden, ein Wolf und zwei Grizzlies. „Wir konnten nicht das Risiko eingehen, dass die Tiere nach einem Betäubungsschuss in die Wälder fliehen und später auf Menschen losgehen“, rechtfertigte der Polizeichef die Jagd, die stundenlang die Nachrichten beschäftigte. Etliche Sender hatten Kamerateams geschickt. Warnschilder riefen Autofahrer dazu auf, auf „exotische Tiere“ zu achten.

Als die ersten Bilder von den Kadavern im Internet verbreitet wurden, setzte ein Sturm der Entrüstung ein. Ins Fadenkreuz von Tierschutz-Organisationen aus dem ganzen Land geriet der Gouverneur von Ohio, John Kasich. Er hatte erst im April ein Verbot des An- und Verkaufs exotischer Tiere auslaufen lassen. „Unverantwortlich“, findet Wayne Pacelle von der „Human Society“. Die Besitzer großer Tiere seien „eine Bedrohung für die Gesellschaft“. Er erinnerte daran, dass Ohio bei Zwischenfällen mit entlaufenen Wildtieren landesweit Spitzenreiter sei.

Affe kann entkommen

Anwohner erzählten der Lokalzeitung, dass in der Vergangenheit immer wieder einzelne Tiere aus den nicht öffentlich zugänglichen Gehegen der Farm ausgebrochen waren. Dass Thompson wegen des Vorwurf der Tierquälerei schon mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten war, bestätigte die Polizei.

Ein Affe konnte übrigens entkommen. Sheriff Lutz geht davon aus, dass in diesem Fall ein Löwe die Arbeit der Polizeischützen übernommen hat.