Mexiko-Stadt. . Eine Detonation im Keller beschädigte vier Etagen des Hauptsitzes des staatlichen mexikanischen Ölunternehmens Pemex. Die Zahl von 25 Toten könnte steigen: Etwa 30 Menschen wurden verschüttet. Die Ursache der Explosion ist höchst wahrscheinlich eine defekte Heiz- und Kühlanlage. Zum Zeitpunkt der Explosion waren die meisten der mehreren Tausend Angestellten nicht im Gebäude.

Bei einer Explosion in der Zentrale des staatlichen mexikanischen Ölkonzerns Petróleos Mexicanos (Pemex) sind mindestens 25 Menschen ums Leben gekommen. Bei der Detonation am Donnerstag wurden nach Angaben des Innenministers Miguel Ángel Osorio Chong in Mexiko-Stadt zudem 101 Menschen verletzt. Es werde weiter nach verschütteten Menschen unter den Trümmern gesucht, sagte der Minister auf einer Pressekonferenz am späten Donnerstagabend (Ortszeit) vor dem Gebäude.

Die genaue Ursache der Explosion um 15.55 Uhr Ortszeit (22.55 Uhr MEZ) im Keller des Gebäudes war zunächst unklar. Einige Zeugen sprachen von zwei Detonationen. Pemex-Quellen erwähnten eine Überhitzung der Kühlanlage des Gebäudes. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Erdöl-Techniker, Moisés Flores, sprach von einer mangelhaften Wartung der Heiz- und Kühlanlage. Viele der mehreren Tausend Angestellte der Pemex-Verwaltung seien zur Zeit der Explosion nicht im Gebäude gewesen.

Vier von 54 Etagen schwer beschädigt

«Plötzlich gab es eine große Erschütterung , die erste Etage war voll von Trümmern, das Licht ging aus», sagte der Pemex-Angestellte Cristian Obele dem Fernsehsender Milenio. Glasscherben seien in alle Richtungen geflogen, erklärte weinend eine weitere Überlebende. Auf Fernsehbildern war ein Feuerball zu sehen, der neben dem markanten Wolkenkratzer des Staatsbetriebs aufstieg.

Auch interessant

Am Fuße des Wolkenkratzers, der nach CNN-Angaben 54 Stockwerke und gut 200 Meter hoch ist, spielten sich dramatische Szenen ab. Rettungskräfte trugen blutverschmierte Opfer zu Dutzenden Krankenwagen und in wartende Hubschrauber, panische Augenzeugen griffen in der Sorge um Bekannte und Angehörige zum Handy. Die Straßen rund um den Pemex-Komplex wurden geschlossen.

Das Gebäude zitterte, Trümmer flogen umher

"Das Gebäude zitterte, der Strom fiel aus, und plötzlich lagen überall Trümmer herum", zitierte der britische Sender BBC eine Augenzeugin. "Kollegen halfen uns nach draußen." Eine weitere Person sagte dem Fernsehkanal Milenio TV, sie habe das Drama aus einem Haus nebenan verfolgt: "All diese verletzten und mit Staub bedeckten Menschen strömten aus dem Gebäude. Dann haben sie auch uns evakuiert."

"Wir hatten zwei Minuten, um das Gebäude zu verlassen", berichtete Astrid García Treviño, die in einem Anbau arbeitete. "Es war ein ohrenbetäubender Lärm. Der Boden wackelte wie bei einem Erdbeben." Pemex-Mitarbeiter Cristian Obele sagte Reportern, es sei "dramatisch" gewesen: "Wir konnten nicht einmal mehr die Leute direkt neben uns sehen." Andere Augenzeugen berichteten, in den Trümmern seien noch Menschen gefangen.

Die 1984 eingeweihte Pemex-Tower, das zweithöchste Gebäude in Mexiko-Stadt, gilt als besonders erdbebensicher. Es konnte dem Beben der Stärke 8,2 von 1985 ohne Schäden widerstehen.

Pemex ist einer der größten Erdölkonzerne der Welt

Der Präsident Enrique Peña Nieto begab sich zum Unglücksort. Der Staatschef versprach eine gründliche Untersuchung der Ursachen. Gerade einmal zwei Stunden vor dem Unglück hatte sich das Unternehmen auf seiner Twitterseite noch gebrüstet, die Zahl der Sicherheitspannen in den vergangenen Jahren deutlich reduziert zu haben. Im internationalen Vergleich liege Pemex bei der Unfallrate unter dem Branchenschnitt. Pemex gehört mit 32 Milliarden Dollar Umsatz (2012) zu den größten Erdölkonzernen der Welt.

Pemex kondolierte den Hinterbliebenen der Opfer auf der Internetseite des Unternehmens. Der Betrieb werde durch das Unglück allerdings nicht beeinträchtigt. Der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto besuchte Verletzte im Krankenhaus. "Ich bedauere zutiefst den Tod der Arbeiter von Pemex", schrieb Peña Nieto auf seiner Twitterseite. "Mein Mitgefühl gilt ihren Familien."

Firmenchef bricht Geschäftsreise ab

Firmenchef Emilio Lozoya Austin kündigte auf Twitter an, eine Geschäftsreise nach Asien abzubrechen und nach Mexiko zurückzukehren. Das Verteidigungsministerium leitete den sogenannten Plan DN3 ein, der üblicherweise bei Naturkatastrophen aktiviert wird, wie CNN Mexico auf seiner Internetseite berichtete.

Für den 1938 nach der Nationalisierung der mexikanischen Ölindustrie gegründeten Konzern ist es nicht die erste Hiobsbotschaft dieser Art: Erst im September waren beim Brand einer von Pemex betriebenen Gaspipeline im Norden Mexikos 30 Menschen ums Leben gekommen. Im Dezember 2010 wurden ebenfalls 30 Menschen getötet und Dutzende Häuser zerstört, als in der zentralmexikanischen Stadt San Martin Texmelucan eine Pipeline platzte. Die jüngste Explosion verdeutliche erneut das systematische Fehlen geeigneter Schutzvorkehrungen, sagte der mexikanische Sicherheitsexperte Alberto Islas.

Im September 2012 waren in einem Pemex-Gaslager im nordmexikanischen Bundesstaat Tamaulipas bei einer Explosion 30 Menschen umgekommen. (dpa)