Caracas. Blutbad in einem Gefängnis in Venezuela: Viele Menschen sterben, es gibt zahlreiche Verletzte. Auf der Suche nach Waffen hatten Soldaten die Anstalt gestürmt. Nun werden alle Häftlinge verlegt. Vize-Präsident Nicolás Maduro sprach von einem “tragischen Durcheinander“ und kündigte eine Untersuchung an.
Bei einer Gefängnismeuterei sind in Venezuela wohl mehr als 60 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Toten wurde bislang nicht offiziell bestätigt. Einheiten der militarisierten Polizei ("Guardia Nacional") wollten das Gefängnis durchsuchen, um eingeschmuggelte Waffen zu beschlagnahmen und Machtkämpfe zwischen rivalisierenden Banden zu beenden.
Dabei kam es zu dem Gewaltausbruch. Medien berichteten zuletzt von 61 Todesopfern und 120 Verletzten. Vize-Präsident Nicolás Maduro sprach von einem "tragischen Durcheinander" und kündigte eine Untersuchung an.
Polizei soll auf Streit zwischen Gangs reagiert haben
Der Einsatz in der Haftanstalt in Uribana (Bundesstaat Lara) begann am Freitag um 07.00 Uhr in der Früh. Mit der Aktion reagierten die Sicherheitskräfte nach Angaben der Ministerin Iris Varela auf Informationen über Konfrontationen zwischen Gangs. "Aufgrund gewalttätiger Vorkommnisse im Gefängnis von Uribana wurde eine Durchsuchung notwendig, um die Insassen der Haftanstalt komplett zu entwaffnen", hieß es in einer Erklärung. Als die Nationalgarde mit der Aktion begonnen habe, sei sie von den Anführern der Banden angegriffen worden.
Varela kündigte am Samstag an, dass die Haftanstalt vollständig geräumt und alle Häftlinge verlegt werden sollten. 140 weibliche Insassen seien bereits am Freitag in andere Gefängnisse gebracht worden. Die Ministerin hatte den oppositionellen TV-Sender Globovision, soziale Netzwerke im Internet und die Web-Seite der Tageszeitung "El Impulso" für den Gewaltausbruch mitverantwortlich gemacht.
Meuterei als Reaktion auf Durchsuchungspläne?
Deren Ankündigung über die Durchsuchungsaktion sei am Freitag "ein Zünder für die Gewalt" gewesen, die dann zur Meuterei geführt habe. Zwei Stunden nach Beginn des Einsatzes waren nach Medienangaben Detonationen und Schüsse in dem Gefängnis zu hören. Es sollen Granaten explodiert sein. 20 Krankenwagen waren im Einsatz. In dem Komplex sind etwa 2500 Männer und 140 Frauen inhaftiert.
Vize-Präsident Maduro kam erst in der Nacht aus Kuba zurück, wo er erneut den krebskranken Staatschef Hugo Chávez besucht hatte. Er bedauerte den Vorfall. Die Gefängnisse müssten vom Gesetz regiert werden und Zentren zur Resozialisierung sein, sagte er.
Der Oppositionspolitiker Henrique Capriles Radonski warf der Regierung vor, sie sei unfähig, die Lage in den Gefängnissen zu kontrollieren. "Wie viele Tote muss es noch geben, bis die Regierung ihr Scheitern anerkennt und es Änderungen gibt?", fragte er. Die Behörden seien nicht in der Lage, in den Haftanstalten oder auf den Straßen für Sicherheit zu sorgen.
In Venezuela kommt es in den oft überfüllten Gefängnissen immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen. Oft handelt es sich dabei um Abrechnungen zwischen rivalisierenden Banden. Die Waffen werden meist von Besuchern oder bestochenen Wärtern in die Haftanstalten geschmuggelt. Im vergangenen August waren in dem Gefängnis Yare I der Stadt Guatire bei Caracas 25 Häftlinge bei blutigen Kämpfen zwischen Gangs ums Leben gekommen.(dpa)