Paris. . In Sachen Haute Couture begreift sich Paris noch immer als „Modehauptstadt der Welt“. Die Schauen zeigen, was Frauen mit Geld im Frühling und Sommer kleidet. Jessica Alba und Fürstin Charlène von Monaco sitzen im Publikum.
Im imposanten „Grand Palais“ schweben die Chanel-Mannequins durch einen märchenhaften Wald mit imposanten Tannen. Und dort, in den Tuilerien bei Dior, entfaltet sich eine verträumte Gartenlandschaft. „Zurück zur Natur“ – das berühmte Credo des großen Jean-Jacques Rousseau, hat diesmal auch die Chefdesigner auf den Pariser Haute-Couture-Schauen Frühjahr/Sommer 2013 inspiriert.
Sieben Jahre lang wirkte Raf Simons als Kreativdirektor bei Jil Sander, ehe der Belgier im vorigen Jahr von Dior zum Nachfolger des wegen antisemitischer Entgleisungen gefeuerten Chefdesigners John Galliano berufen wurde. Die spannende Frage, die „Tout-Paris“ seither beschäftigt, hat Simons längst überzeugend beantwortet. Voilà, er kann’s mindestens genauso gut wie der britische Exzentriker und gilt obendrein bereits als Modernisierer des Pariser Traditionshauses.
Auch bei seiner zweiten Haute-Couture-Präsentation feiert Paris den schüchternen flämischen Meister. Von seinen Künsten überzeugten sich diesmal Stars wie Jessica Alba, Isabelle Huppert und Sigourney Weaver, die zusammen mit der „Première Dame“ Valérie Trierweiler, Fürstin Charlène von Monaco und Pierre Bergé, dem Lebensgefährten von Yves Saint Laurent, in der ersten Reihe saßen.
Gelb, Orange – so buntwie der Frühling
Weiblich und elegant, romantisch oder auch betont schlicht: Mal kleidet der Simons seine Models in luftige, mit Blüten-Applikationen verzierte Bustierkleider, die so schwingen wie Glocken. Dann verblüffen sie in minimalistischen, eng taillierten Hosenanzügen, um am Ende in aufwändigen Abendkleidern aus Tüll, Organza und Jacquard zu brillieren. Simons’ Farben sind so bunt wie die des Frühlings: ein kräftiges Gelb, Zartviolett, Orange, Blattgrün, daneben Schwarz, Silber und cremiges Weiß.
Bei Chanel, im Reich von Modezar Karl Lagerfeld, wirken die Models so, als hätten sie sich in einem geheimnisvollen Wald verirrt. Die in zerlaufenes schwarzes Make-up getauchten Augen, dazu der kaskadenartig ins Antlitz fließende Haarschmuck aus Musselin und Spitze verleihen den mystischen Wesen einen melancholischen Gothic-Charme. Karl Lagerfeld variiert klassische Tweed-Kostüme in eisigem winterlichen Weiß, Schwarz und Creme mit schulterfreien Abendkleidern und ebenfalls schulterbetonten Blazern.
Reminiszenz an die „Belle Epoque“
Nostalgische Entwürfe mit Blütendruck aus Mohn, Tulpe und Chrysantheme wirken wie eine Reminiszenz an die „Belle Epoque“. Ein absoluter Hingucker: die sexy Overknee-Stiefel in etlichen Variationen – von silbermetallisch glänzend, über schwarzledern bis zu faszinierenden transparenten Kunststücken aus schwarzer Spitze. Wenn’s um Mode und Luxus geht, beansprucht Frankreich den Platz an der Sonne. Ganz im Gegensatz zur Automobilindustrie, die mit voller Fahrt in die Krise rast, schreiben exportorientierte Luxus-Mode-Imperien wie LVMH und Hèrmes tiefschwarze Zahlen.
In Sachen Haute Couture begreift sich Paris noch immer als „Modehauptstadt der Welt“. Zu den jungen Designern, die Aufsehen erregten, zählt die Niederländerin Iris van Herpen (28), die sich von den Naturwissenschaften inspirieren ließ und das Publikum buchstäblich elektrisierte, indem sie ein Model unter Strom setzte. Ihre Kleider, zum Teil mit Kabelbinder-Applikationen versehen, wirkten ebenfalls wie aufgeladen.
Seinem Ruf als Romantiker wurde der Römer Giambattista Valli in Paris gerecht, der wallende Kleider in Pastellrosa bevorzugt sowie Cremefarbenes nach Vorbild des Meißener Porzellans. Außerdem griff er auf die Tierwelt zurück – etwa mit einem faszinierenden Minikleid in Schlangenoptik, das der Italiener auf den Laufsteg schickte.
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