Phillipsburg. Was in Deutschland eine Straftat ist, wird in den USA immer beliebter: Leihmutterschaft. Jüngstes Beispiel ist die Schauspielerin Sarah Jessica Parker, die ihre Kinder von einer anderen Frau austragen ließ. Ohne wasserdichten Vertrag lassen sich viele aber nicht auf die Leihmutter ein.
Sanft und gedankenverloren streichelt die 26-jährige Brandy Hummel über ihren runden Bauch. In drei Monaten wird die junge Frau aus Philipsburg im US-Bundesstaat Pennsylvania Zwillinge auf die Welt bringen. Doch sie wird die Kinder nicht behalten. Hummel ist Leihmutter für ein Paar aus New York. Immer mehr Frauen in den USA «vermieten» ihre Bäuche, inoffiziellen Schätzungen zufolge gibt es dort jedes Jahr rund 6000 solcher Schwangerschaften. Auch Prominente wie die Schauspielerin Sarah Jessica Parker erfüllen sich mit Leihmüttern einen Kinderwunsch.
In einigen US-Bundesstaaten verboten
In einigen US-Bundesstaaten ist Leihmutterschaft verboten, so auch in New York. Deshalb entschieden sich Dina und Neil Feivelson für die Leihmutter in Pennsylvania. «Wir hatten 24 gefrorene Embryonen», erzählt Dina umgeben von Ultraschallbildern ihrer Zwillinge, die ihnen Brandy Hummel regelmäßig schickt. Dina wollte nach einer überstandenen Krebserkrankung unbedingt eine Familie gründen. Die Ärzte rieten ihr jedoch von einer Schwangerschaft ab, das sei zu gefährlich. Deshalb entschieden sich die Feivelsons für eine Leihmutterschaft.
Der Vertrag zwischen den beiden Familien wurde von der Anwältin Melissa Brisman aus New Jersey ausgearbeitet, die jährlich rund 150 Leihmutterschwangerschaften betreut. In 13 Jahren Berufserfahrung sah Brisman die Zahl der Leihmütter drastisch in die Höhe schnellen. Viele der «Auftraggeber» sind homosexuelle Paare und Menschen aus Ländern, in denen diese Form der Schwangerschaft verboten ist. Auch die Ikone aus der US-Kultserie «Sex and the City», Sarah Jessica Parker, ließ ihre Zwillinge von einer Leihmutter austragen, was die Nachfrage weiter erhöht haben dürfte.
Jede Woche gehen bei Brisman bis zu 100 Bewerbungen als Leihmutter ein, zehn bis 20 davon trifft sie zu einem persönlichen Gespräch, fünf bis sechs Frauen akzeptiert sie letztlich als Leihmütter.
Gründliche Vorauswahl notwendig
Eine gründliche Vorauswahl der Frauen, die ein fremdes Kind austragen sollen, ist deshalb so wichtig, weil es immer wieder vorkommt, dass sich die Frauen nach der Geburt doch nicht von dem Kind trennen wollen. Daher werden die medizinischen Untersuchungen meist auch von psychologischen Tests begleitet, um solche Konflikte zwischen den Familien zu vermeiden. Die Feivelsons kommen in ihrem Fall für alle Kosten der Behandlungen auf und zahlen Brandy Hummel in der Zeit der Schwangerschaft monatlich 2100 Dollar (knapp 1500 Euro).
Doch Hummel macht es nach eigener Aussage nicht wegen des Geldes - sondern aus Nächstenliebe. «Ich hoffe, dass jemand das auch für mich getan hätte, wenn ich meinen kleinen Sohn nicht hätte selbst bekommen können», sagt die 26-Jährige. «Außerdem liebe ich es, schwanger zu sein.»
Der Vertrag der Feivelsons mit den Hummels regelt nicht nur klar und deutlich, dass die Rechte der Leihmutter an dem Kind noch vor der Geburt enden, sondern auch, dass die Familien nach der Entbindung in Kontakt bleiben. «Wir haben eine tolle Beziehung zueinander», sagt Dina. «Ich respektiere, dass es ihr Körper ist - und sie, dass es unsere Kinder sind.» (afp)