Etwa 3500 Euro kostet es, in Indien ein Kind von einer Leihmutter austragen zu lassen. Kliniken im Westen nehmen deutlich mehr. Seit Beginn der Rezession kommen aber immer weniger unfruchtbare Paare aus reichen Ländern nach Asien, um sich dort ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Das Geschäft leidet.

Umgerechnet 3500 Euro kostet es, in Indien ein Kind von einer Leihmutter austragen zu lassen. Wenig Geld im Vergleich zu den riesigen Summen, die Kliniken im Westen für künstliche Befruchtungen verlangen. Trotzdem leidet das Geschäft mit den Leihmutterschaften unter der Wirtschaftskrise. Seit Beginn der Rezession kommen immer weniger unfruchtbare Paare aus reichen Ländern nach Asien, um sich dort ihren Kinderwunsch zu erfüllen.

"Es gab viele Anfragen von Paaren, die kommen wollten, aber jetzt sagen sie: 'Frau Doktor, wir haben Angst um unsere Jobs'», sagt Nayna Patel, die eine Fruchtbarkeitsklinik im westindischen Bundesstaat Gujarat leitet. «Sie sagen 'Was können wir dem Kind schon bieten, wenn wir keine Arbeit mehr haben'», berichtet die Ärztin von den Gesprächen mit Kinderlosen aus dem Westen.

In den vergangenen Jahren florierte Patels Akanksha-Klinik in der Stadt Anand. Die Wirtschaftskrise ließ das Geschäft einbrechen. Derzeit reisen nur noch wenige reiche Ausländer nach Anand, wo viele arme Frauen bereit sind, gegen Bezahlung ein fremdes Kind auszutragen.

So wie die Inderinnen im Stockwerk über den Behandlungszimmern der Klinik. Sie liegen in farbenprächtigen Saris auf den Betten unter surrenden Ventilatoren, streicheln ihre schwangeren Bäuche, plaudern und sehen fern. Die Leihmutterschaft sei nach dem Tod ihres Mannes die einzige Möglichkeit für sie gewesen, ihre eigenen Kinder satt zu bekommen, erzählt eine der Schwangeren. Eine andere berichtet von einer Fehlgeburt und ihrer Hoffnung, nun die neun Monate bis zur Geburt durchzustehen.

Junge Frau mit feuchten Augen

Opina hat bereits Zwillinge zur Welt gebracht. Die 26-Jährige zeigt ein goldenes Medaillon mit Fotos der beiden Neugeborenen - ein Geschenk der leiblichen Eltern an die Leihmutter. Noch wiegt Opina die Kinder in den Schlaf, doch bald wird das billige Schmuckstück die einzige Erinnerung an die Zwillinge bleiben. «Einerseits bin ich sehr glücklich, weil ich dem Paar seine Kinder geben konnte», sagt die junge Frau mit feuchten Augen. «Andererseits bin ich auch traurig, schließlich habe ich sie auf die Welt gebracht.»

Neben Opina sitzt die Kanadierin Christine, die biologische Mutter. Die Zwillinge wurden aus ihren Eiern und dem Sperma ihres Mannes gezeugt. Sobald die Säuglinge einen Monat alt sind, wird das Paar sie mit nach Kanada nehmen. Die beiden Kanadier entschieden sich für eine Leihmutter, nachdem mehrere Versuche einer künstlichen Befruchtung in einer teuren Kinderwunschklinik in ihrer Heimat fehlgeschlagen waren.

Leihmutterschaft ist in Indien nicht illegal. Aber es gibt Bestrebungen, die betreffenden Gesetze zu verschärfen, um Rechte und Pflichten von Leihmüttern und biologischen Eltern festzulegen. Im konservativen Indien gilt das Geschäft mit der Gebärmutter vielen als anrüchig. Opinas Mann unterstützte seine Frau, doch die Großeltern waren dagegen.

Für Inderinnen, die ansonsten im Schnitt mit umgerechnet 33 Euro im Monat auskommen müssen, ist die Leihmutterschaft äußerst lukrativ. «Das ist gute Arbeit», sagt Opina. «Christine hatte kein Kind und ich kein Geld. Jetzt hat sie ein Kind und ich habe Geld.» Ihr Mann betrachtet den Geldsegen als ein Geschenk Gottes. Davon will die Familie sich nun ein Haus kaufen. Opina überlegt bereits, ein weiteres Baby als Leihmutter zur Welt zu bringen: «Dann hätten wir auch Geld für unser eigenes Kind und könnten ihm eine glänzende Zukunft bieten.» (afp)