Freiburg.. Markus Lanz fehlt als Gastgeber von „Wetten, dass..?“ weiterhin das Fingerspitzengefühl. Vieles wirkt altbacken - wie die Wetten, einst das Herzstück der Show, nach so vielen Jahren aber meist nur noch alter Wein in neuen Schläuchen. Dazu scheitert Lanz an der Frauenpower auf der „Wetten, dass..?“-Couch.
Beginnen wir mal mit den nackten Zahlen. 8,89 Millionen Zuschauer haben am Samstag die dritte „Wetten,dass..?“-Ausgabe mit Markus Lanz gesehen. Ja, das hat locker für den Tagessieg gereicht. Aber das sind auch knapp zwei Millionen weniger als bei der letzten Ausgabe vor vier Wochen. Und es könnte wohl noch weniger werden beim nächsten Mal im Januar in Offenbach. Denn in der dritten Auflage ist Lanz zwar nicht schlechter geworden, aber leider auch kaum besser. Genau wie die ganze Show.
Stadtwette bei "Wetten, dass..?" gestrichen
Die Stadtwette, die stets ein wenig für Hektik gesorgt hat, haben sie in Freiburg kommentarlos wegfallen lassen. Dennoch wirkt Lanz anfangs ein wenig gehetzt. Obwohl er in der Weihnachtssendung ganz seriös daher kommt und Krawatte zum grauen Anzug mit Weste trägt. War bestimmt nicht billig, dennoch wird im Internet sofort gelästert: „Sieht aus, wie der Chauffeur von Maria Furtwängler.“
Schlimmer aber ist, dass dem Gastgeber weiter das nötige Fingerspitzengefühl fehlt. Was bei Moderatoren wie Gottschalk oder Jauch frech aber sympathisch wirkt, wirkt bei Lanz unbeholfen und hölzern. Minutenlang thematisiert er die angeblich gleichen, in Wahrheit aber nur ähnlichen, Kleider von Furtwängler und Nena, stellt immer wieder mal Fragen, die niemand versteht oder deren Antworten man oft schon kennt. Und wenn sich doch einmal ein gutes Gespräch entwickelt, wie am Samstag mit dem Schauspieler Florian David Fitz, fehlt die Zeit, die Lanz anderswo vertrödelt. Ein neues Lieblingswort hat er übrigens auch: „Spektakulär“. Meist sagt er es im falschen Augenblick. Genau wie er oft zu Unzeiten lacht – meist als einziger.
Rekrutierung aus dem Personalbestand von RTL
Er hat es allerdings auch nicht leicht mit der „Frauen-Power“ die er selbst mehrfach beschwört. Eine stets leicht esoterisch wirkende Nena will nicht reden über ihre Vergangenheit, die aufgedrehte Frau Furtwängler dagegen oft, wenn sie gar nicht gefragt wird und Cindy aus Marzahn quatscht sowieso immer dazwischen. Ohnehin bleibt es ein Rätsel, warum das ZDF sich bei der Rekrutierung einer Assistentin aus dem Personalbestand von RTL bedienen muss. Umso schlimmer, dass ihre Gags oft unterhaltsamer sind, als die ihres Chefs, der selbst Sprüche wie „Kommen se rein, können se rausgucken“ für witzig hält.
Überhaupt wirkt vieles in der Show altbacken. Wie die Wetten, einst das Herzstück der Show, nach so vielen Jahren aber meist nur noch alter Wein in neuen Schläuchen. Genau wie die Lanz-Challenge, in der dieses Mal Weihnachtsbäume abgesägt und eingenetzt werden mussten. Das wäre schon in den 1980er-Jahren nicht besonders aufregend gewesen. Und für die Muskelattrappe die Lanz zum Ende der Show bei seinem völlig keimfreien Auftritt mit der Männerstriptease-Truppe der Chippendales präsentierte, hätte sich selbst Rudi Carrell in seinen Anfangsjahren geschämt.
Einmal mehr war „Wetten,dass..?“ eine langatmige Angelegenheit. Oder wie der Gastgeber – der bekanntlich vor keinem Kalauer zurückschreckt – es wohl nennen würde: es war lanzweilig.