Stuttgart. Nach der Notlandung eines Flugzeugs auf dem Stuttgarter Flughafen hat die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung die Ermittlungen zur Unglücksursache aufgenommen. SPD-Chef Müntefering hatte die Notlandung am Montag unverletzt überstanden: "Es war eine ernste, sehr ernste Situation".
Am Flughafen Stuttgart ist am Montag eine mit 78 Personen besetzte Verkehrsmaschine notgelandet. Nach Angaben der Fluggesellschaft Contact Air wurde ersten Erkenntnissen zufolge niemand verletzt. An Bord hatte sich auch SPD-Chef Franz Müntefering befunden. Grund für das Notmanöver waren offenbar Probleme mit dem Fahrwerk.
Die vorübergehend gesperrte Start- und Landebahn am Flughafen Stuttgart ist am Abend wieder in Betrieb genommen worden. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung hat unterdessen die Ermittlungen zur Unglücksursache aufgenommen.
Probleme mit dem Fahrwerk
Müntefering war mit der Maschine zu mehreren Wahlkampfterminen unterwegs und nahm nach dem Zwischenfall wie geplant an einer SPD-Kundgebung in Stuttgart teil. «Es war eine ernste, sehr ernste Situation», sagte Müntefering nach Angaben des SPD-Vorstands in Berlin. «Wir sind lange gekreist, haben den Anflug versucht und mussten dann notlanden.» Alle im Flugzeug seien «sehr diszipliniert» gewesen. «Unser großer Dank gilt dem Kapitän, der eine Meisterleistung hingelegt hat, und seiner Crew, die die Situation professionell gehandhabt hat.»
Am Rande der Stuttgarter Veranstaltung beschrieb Müntefering die Notlandung als «sanft, sanfter als auf Rädern». Anschließend seien die Passagiere «schnell auf der Rutsche raus». Im Anschluss sei er zu der Wahlkundgebung gefahren, «leider mit zehn Minuten Verspätung». Der SPD-Chef fügte mit Blick auf den Zwischenfall hinzu: «Das sind so Sachen, wo jeder sich so seine eigene Gedanken macht.» «Das reicht einmal im Leben.» Müntefering wollte nach Parteiangaben am Montag noch weitere Wahlkampftermine in Uhingen und Augsburg wahrnehmen.
"Umsichtig gehandelt"
Auch SPD-Generalsekretär Hubertus Heil zeigte sich erleichtert über den glimpflichen Ausgang der Notlandung. «Wir sind froh und dankbar, dass alle Passagiere unverletzt sind», sagte Heil nach einer Schaltkonferenz des SPD-Präsidiums in Berlin. «Wir danken dem Piloten und der Crew, dass sie in dieser schwierigen Situation umsichtig gehandelt haben.»
Das Flugzeug vom Typ Fokker 100 war den Angaben zufolge von Berlin-Tegel nach Stuttgart geflogen. An Bord waren 73 Fluggäste und fünf Besatzungsmitglieder. Erste Angaben, wonach sich insgesamt 87 Personen in der Maschine befunden hatten, korrigierte die Fluggesellschaft im Laufe des Tages. Der Start von Flug LH 288 in Berlin soll um 8.44 Uhr erfolgt sein, die Notlandung war um 10.49 Uhr. Die Fluggesellschaft Contact Air ist Partner der Lufthansa.
Laut Polizei meldete die Crew beim Landeanflug Probleme mit dem Fahrwerk. Daraufhin sei sofort Großalarm am Flughafen Stuttgart ausgelöst worden. Nach Angaben von Contact Air ließ sich das Hauptfahrwerk nicht vollständig ausfahren - trotz mehrfacher Versuche der Cockpitcrew. Die Maschine musste deshalb mit nur teilweise ausgefahrenem Fahrwerk landen.
Fünf Personen erlitten Schock
Die Polizei sprach von einem «glimpflichen Ausgang». Fünf Personen sollen einen Schock erlitten haben. Eine Flugbegleiterin kam vorsorglich zur Beobachtung in ein Krankenhaus. Die Passagiere und Besatzungsmitglieder wurden über Notrutschen aus dem notgelandeten Flugzeug gebracht und von Rettungskräften und Seelsorgern betreut.
Die Start- und Landebahn am Flughafen Stuttgart wurde zur Bergung der Maschine komplett gesperrt. Die Sperrung sollte voraussichtlich bis zum Abend andauern. Passagiere anderer Maschinen mussten sich auf mehrstündige Verspätungen und Flugausfälle einrichten. Sie wurden vom Flughafen aufgefordert, sich an ihre jeweiligen Airlines zu wenden. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BfU) hat Ermittlungen zu dem Vorfall aufgenommen. (afp/ddp/ap)