Essen. . Der vorletzte „Tatort“ mit Joachim Król und Nina Kunzendorf ist harter Stoff, aber psychologisch spannend inszeniert. Ausgerechnet zum Fest der Liebe blickt die ARD in die einsamen Abgründe unserer Gesellschaft: in die von Abhängigkeit und Gewalt.
Fast alle trinken in diesem „Tatort - Im Namen des Vaters“, Mittwoch, 26. Dezember, ARD, 20.15 Uhr. Und zwar viel zu viel. Der Pastor, der Kommissar, die Ermordete, ihre Bekannten. Ausgerechnet zum Fest der Liebe blickt die ARD in die einsamen Abgründe unserer Gesellschaft: in die von Abhängigkeit und Gewalt. Eine düstere Milieustudie vom menschlichen Elend, absolutes Kontrastprogramm zum „Traumschiff“ im Zweiten.
Am Neujahrsmorgen wird im heruntergekommenen Frankfurter Bahnhofsviertel die Leiche von Agnes Brendel (Anna Böttcher) gefunden. Nahezu jeder in der Gegend kannte die trinkfreudige Frau. Einige männliche Wesen sogar näher. „Jeder will mich körpern, aber keiner will mich küssen“, hat die alkoholkranke Frau einmal ihrem Sohn Christian (Vincent Redetzki) anvertraut.
Benebeltes Vergessen und sündiges Verdrängen
Ihr letzter Lebensabschnittspartner, der gewalttätige Rüpel und Ex-Knacki – ganz hervorragend von Paulus Manker gespielt – macht sich zumindest nicht viele Gedanken um seine Partnerin. Obwohl sie seit Weihnachten verschwunden ist, sucht er sie nicht, sondern amüsiert sich in der Silvesternacht in der gemeinsamen Wohnung mit zwei gekauften Ladys aus dem horizontalen Gewerbe.
Die Kommissare Conny Mey (Nina Kunzendorf) und Frank Steier (Joachim Król) rekonstruieren die letzten Tage im Leben von Agnes akribisch. Und sie stoßen auf einen Sumpf aus benebeltem Vergessen und sündigem Verdrängen.
Die Kirche kommt nicht gut weg
Der Pater der Gemeinde (Florian Lukas) verstrickt sich in Widersprüche, genauso wie der gläubige und überaus korrekte Werner Krabonke (Rainer Bock). Die Kirche kommt nicht gut weg in der Geschichte von Drehbuchautor Lars Kraume, der sich mal wieder an einem authentischen Fall abarbeitet. Lässt man sich auf die grausame Realität dieser von der Gesellschaft vergessenen Menschen ein, wird man mit einem psychologisch spannenden Krimi belohnt.
Für Nina Kunzendorf – diesmal mit ungewohnter, sportiver Kurzhaarfrisur – ist der vierte Einsatz als Kommissarin Conny Mey ihr vorletzter. Im März 2013 läuft der letzte Tatort mit der taffen 41-Jährigen. Der „Tatort“ habe der Mutter zweier Kinder kaum noch Zeit für andere Filme gelassen. „Das war ihr auf die Dauer der Zeit einfach zu wenig an Ausdrucksmöglichkeiten“, erklärt die Leiterin des Fernsehspiels beim Hessischen Rundfunk, Liane Jessen.
Ein Solo für Joachim Król
Schade, dass dieses so gegensätzliche und gleichzeitig so perfekte Duo nur noch in einer weiteren Folge gemeinsam vor der Kamera stehen. Denn Kommissar Frank Steier (Joachim Król) macht weiter. Für den 51-Jährigen sucht der hr eine neue Partnerin. Ende 2013 soll‘s zunächst einen Tatort mit ihm alleine geben.
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