Essen. Das Erste sendet am 25. und 26. Dezember einen Weihnachts-Zweiteiler für die ganze Familie. „Baron Münchhausen“, gespielt von Jan Josef Liefers, bietet wirklich beste Unterhaltung für alle Altersklassen (ARD, jeweils 17.45 Uhr).
Zum Fest macht uns das Erste ein echtes Geschenk und legt uns etwas ausgesprochen Seltenes im deutschen Fernsehen unter den Baum: einen Weihnachts-Zweiteiler für die ganze Familie. Und damit ist nicht etwa ein Film für Kinder gemeint, bei dem Erwachsene zwischendurch auch mal schmunzeln können. Nein: „Baron Münchhausen“ (25. und 26. Dezember, ARD, jeweils 17.45 Uhr) bietet wirklich beste Unterhaltung für alle Altersklassen.
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Und das liegt allen voran an Jan Josef Liefers, der die Titelrolle spielt, als wäre der Münchhausen ihm auf den Leib geschrieben worden. Als wäre der Baron Hieronymus Carl Friedrich ein früher Verwandter von Professor Karl Friedrich Börne, dem Rechtsmediziner aus Münster. Eitel, schlitzohrig, gewieft, wortgewandt – aber durch und durch liebenswert, so ist Liefers’ Münchhausen. Und auch der Sprachwitz ist geschliffen wie im Tatort. Allein dafür lohnt sich das Zuschauen.
Auch die Geschichte ist hübsch aufbereitet. Zwar dürfen die festgefrorenen Töne im Posthorn ebenso wenig fehlen wie der Ritt auf der Kanonenkugel. Aber die allseits bekannten Husarenstücke des Lügenbarons stehen nicht im Mittelpunkt. Die Verfilmung ist vielmehr eine märchenhafte Abenteuerreise in barockem Glanz, ein opulentes Road-Movie aus vergangenen Zeiten.
„Es war ein bisschen so, als hätten wie alle dieselbe Pille geschluckt“
Die Geschichte rankt sich um das heimatlose Zirkusmädchen Frieda, das behauptet, Münchhausens Tochter zu sein und sich von ihm nicht abwimmeln lässt. Der Baron fühlt sich genötigt, die Kleine quer durchs Land zurück zu ihrer Mutter nach St. Petersburg zu bringen. Doch sie will gar nicht zurück, bringt beide mehr als einmal in große Gefahr. Und auf einmal muss Münchhausen beweisen, dass er mehr kann, als tolle Geschichten zu erzählen. Dass er stark genug ist, sich dem Abenteuer von Liebe und Verantwortung zu stellen.
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Dabei erzählt nicht der Baron seine Geschichten, wir erleben sie vielmehr aus der Sicht von Frieda (zauberhaft gespielt von den Zwillingen Helen und Isabelle Ottmann) mit. Das ist spannend und anrührend zugleich – und dabei richtig gut gemacht. Obwohl nur in Deutschland gedreht wurde, gelingt es Regisseur Andreas Linke die perfekte Illusion von frostigen Landschaften und orientalischem Prunk, von goldenen Zwiebeltürmchen und sogar staubiger Ödnis auf dem Mond zu erschaffen. Opulent ist die Ausstattung – und Katja Riemann als strenge, eifersüchtige Zarin Katharina die Große eine Wonne.
Sie schwärmt von den Dreharbeiten, von den „spielerischen Unsinnigkeiten“, die sie sich erlauben durften. Jessica Schwarz (ihre entzückende Widersacherin Constanze von Hellberg) spricht von „unglaublichem Spaß“, und Jan Josef Liefers meint: „Es war ein bisschen so, als hätten wie alle die selbe Pille geschluckt.“ Sicher, es ist sein Job, so etwas zu sagen. Aber nach diesem Zweiteiler lassen wir es ihm mit Vergnügen durchgehen: Denn nie war der Lügenbaron glaubwürdiger.