Entenhausen. . Raue Schale, weiches Herz und eine Nase für Geschäfte. 65 Jahre ist es her, dass Dagobert Duck erstmals in einem Comic zu sehen war. Zum Jubiläum ist gerade eine vierbändige Sonderedition „Aus dem Leben eines Milliardärs“ erschienen.

Weihnachten mag er nicht. „Grauenhaftes Fest.“ Geschenke, der Braten, der Baum. Was das alles wieder kostet. „Wenn’s nur erst vorbei wär!“ Obwohl es in diesem Jahr ein besonderes Fest ist. Schließlich ist es genau 65 Jahre her, dass Dagobert Duck erstmals in einem Comic zu sehen war. Aber von Rente will er natürlich nichts wissen.

Überhaupt tut man sich schwer, von Geburtstag zu reden. Er ist schon ein alter Mann bei seinem ersten Auftritt. Wenn man ehrlich ist, sieht er damals älter aus als heute. Wie er in der Geschichte „Die Mutprobe“ mit schottisch-gemustertem Hausmantel und fast ungezähmtem Bartwuchs in seinem Ohrensessel sitzt und grummelt: „Ich kann niemanden leiden und mich kann auch niemand leiden.“

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Letzteres zumindest stimmt nicht. Denn längst ist Uncle Scrooge, wie er im Original heißt, zu einer der beliebtesten Figuren im Kosmos von Entenhausen geworden. Vor allem in Deutschland, wo zum Jubiläum gerade erst die vierbändige Sonderedition „Aus dem Leben eines Milliardärs“ erschienen ist – wenn auch mit Geschichten von italienischen Zeichnern.

Roter Gehrock, mit Zylinder und Spazierstock

Erschaffen aber hat ihn Carl Barks. Der verleiht ihm schon kurz nach dem Debüt auch das berühmte Erscheinungsbild. Auf mittlerweile rund 35 000 Seiten geht Dagobert seitdem in rotem Gehrock, mit Zylinder und Spazierstock durch sein Comicleben. Nur für eine Hose hat es – wie immer bei den Ducks – nicht gereicht.

Obwohl er sie sich ja leisten könnte. Denn Dagoberts Vermögen beläuft sich nach letzten Schätzungen auf 13 Trillionen, 224 Billionen, 567 Milliarden, 778 Millionen Taler — und 16 Kreuzer. Und alles, „ehrlich verdient“. Überall in der Welt. Als Goldschürfer in Alaska etwa, als Dampfer-Kapitän, Schatzsucher oder genialer Verkäufer, dem es sogar gelingt, Rasenmäher in die Sahara zu verkaufen.

Sinnbild für Geiz und Gier

Mittlerweile, so weit ist es schon gekommen, muss er sich fast dafür schämen. In Zeiten der Finanzkrisen wird Dagobert Duck immer öfter zum Sinnbild für Geiz und Gier. Und für die Occupy-Bewegung ist er ein eiskalter Kapitalist ohne Herz und Gewissen.

Das ist natürlich Blödsinn. Gut, der Mann bezahlt seine Angestellten nicht nach Tarif und lässt sich auch gerne von der Verwandtschaft aushalten, aber wer auch nur eine lange Dagobert-Geschichte gelesen hat, der weiß, dass unter der rauen Schale ein weicher Kern verborgen liegt. Vor allem in der Weihnachtszeit. Und anders als die meisten Investmentbanker investiert er stets nur eigenes Vermögen in neue Projekte. Wenn er überhaupt mal investiert. Er gibt sein Geld– wie schon erwähnt – nämlich ungerne aus, weil: „Dann habe ich es ja nicht mehr.“ Lieber hortet er es in seinem Geldspeicher. Stets bedroht von den Panzerknackern, vor allem aber zinslos.

Goldschürfer in Alaska, Dampfer-Kapitän und Schatzsucher

Doch das ist Duck egal. Hauptsache, er kann darin baden, „wie ein Seehund hineinspringen, wie ein Maulwurf darin herumwühlen und es in die Luft schmeißen, dass es mir auf die Glatze prasselt“. Diese Horterei, warnen Experten, entziehe den Wirtschaftskreisläufen Geld und trage zur Stagnation bei. Bis hin zur Rezession. Peer Steinbrück allerdings, als ehemaliger Finanzminister ja auch vom Fach, hegt durchaus Sympathien für die Milliardärs-Ente. „Es hätte mehr große Panzerschränke wie bei Onkel Dagobert geben sollen, hat er neulich mal in einem Interview gesagt. „In denen hätte das Geld gebunkert werden müssen, statt die Märkte zu überschwemmen und Blasen zu treiben.“

Ja, so einer wie Dagobert Duck wäre willkommen in jedem Kabinett. Wird aber wohl nie passieren. Denn politisch hat sich Duck noch nie engagiert. Und der Jüngste ist er schließlich auch nicht mehr, da macht er sich nichts vor. „Ich fürchte, ich werde alt“, hat Duck kürzlich einmal zugegeben. „Heutzutage brauche ich mindestens 10 Minuten, bis mir eine brauchbare 1-Millionen-Idee kommt.“