München. Entenhausens berühmtester Bürger ist zurück: Die neue Donald-Duck-Reihe von Jan Gulbransson erscheint ab dem 24. August im Handel. Seine Fans sagen Gulbranssons Stil deutliche Gemeinsamkeiten mit dem legendären Donald-Zeichners Carl Barks nach.

Tag und Nacht arbeitet Jan Gulbransson. Der Münchner skizziert, zeichnet, scannt Entwürfe und zeichnet wieder - dann folgt der Feinschliff am Computer. „Das ganze ist eine Mammutaufgabe“, sagt der 63-Jährige. Am Freitag kommender Woche (24. August) erscheint im Micky-Maus-Magazin eine Donald-Duck-Geschichte des Comic-Zeichners. Sie ist die erste von acht Episoden. „Es sind jeweils abgeschlossene Geschichten, die zusammengenommen wieder eine große Geschichte bilden“, sagt Gulbransson.

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In den 1980ern veröffentlichte der Bayer seine erste Geschichte über die chaotische, aber liebenswerte Duck-Familie. Mittlerweile ist Gulbransson als Donald-Zeichner etabliert. 2005 wurde er als erster Deutscher in die „Disney Hall of Fame“ aufgenommen. Die neue Publikation ist Gulbranssons erste Duck-Geschichte seit zehn Jahren. „Das ist mehr oder weniger mein Comeback“, sagt er. Für eine Geschichte mit elf bis zwölf Seiten benötigt der Künstler durchschnittlich vier Wochen. Für die Serie im Micky-Maus-Magazin entwirft er knapp hundert Seiten. Das hat ihn in den vergangenen Wochen viele Nächte gekostet, wie er berichtet.

Comics waren „Schundhefte“

In Gulbranssons Wohnung finden sich überall Skizzen, Ausdrucke und Comics - im Wohnzimmer, in der Küche und sogar im Flur. Natürlich sind es vorwiegend Micky-Maus-Heftchen. Gulbransson zeichnet, „seit er einen Stift halten kann“. Sein Vater war Architekt, sein Großvater der „Simplicissimus“-Karikaturist Olaf Gulbransson. „Zeichnen war sicherlich etwas Selbstverständliches in der Familie", sagt der 63-Jährige. Als Gulbransson anfing, sich für Comics zu interessieren, hieß es in der Familie allerdings: „Der Bub schlägt aus der Art“, erinnert sich der Künstler. In den 50er-Jahren waren die Bildgeschichten als „Schundhefte“ verpönt - auch im Hause Gulbransson waren sie nicht gern gesehen. Aber der Junge ließ sich nicht beirren und verfolgte konsequent sein Ziel: Comics zeichnen.

Als Rebell würde Gulbransson sich zwar nicht bezeichnen - das fände er „zu angeberisch“ - ein kleiner Revoluzzer war er aber schon. „Wie alle Kinder, die ich kannte, hat mich der Untergrundkampf für Comics und Rock 'n' Roll geprägt“, sagt der Zeichner. Donald Duck ist seine „absolute Traumfigur“, wegen des „anarchischen" Charakters. Deshalb sei es für ihn ein Herzenswunsch gewesen, den Enterich zu zeichnen.

Barks als großes Vorbild

Die Anhänger von Donald Duck freuen sich auf die neuen Geschichten über den Pechvogel. Bei der „Deutschen Organisation der nichtkommerziellen Anhänger des lauteren Donaldismus" (D.O.N.A.L.D.) dreht sich alles um das Leben in Entenhausen, erzählt Präsident „Ente“ Uwe Lambach. Es sei toll, dass endlich auch die Duck-Comics deutscher Zeichner Anerkennung fänden. „Jan Gulbransson ist Ehrenmitglied bei uns“, sagt Lambach. In der Sauberkeit der Linienführung, der Dynamik und in der Erzählstruktur seien deutliche Gemeinsamkeiten im Werk von Gulbransson und dem des legendären Donald-Zeichners Carl Barks zu erkennen.

Auch wenn Gulbransson Barks nie adaptieren wollte, verwundern die Berührungspunkte der beiden nicht. „Ich wüsste keinen besseren in dem Metier", lobt der Münchner. Barks habe Kindern stets reale und ehrliche Geschichten erzählt, statt ihnen „Blümchengeschichten mit Schmetterlingen“ vorzusetzen. Wie bei Barks ist Gulbranssons Donald für Kinder gedacht. Dennoch seien die Geschichten gespickt mit mehrdeutigen Pointen, sodass auch Erwachsene auf ihre Kosten kämen.

Wie viele Donald-Comics er bisher gestaltet hat, weiß Gulbransson nicht. „Wenn ich es mache, bin ich so damit verheiratet, dass ich die fertigen Geschichten nicht mehr sehen will - besonders wenn man nichts mehr daran ändern kann“, fügt er hinzu. Statt über alte Heftchen zu reden, verrät er Details aus den noch unveröffentlichten Enterich-Geschichten: Eine Schatzsuche führt die Ducks durch die ganze Republik. „In Frankfurt ruft Dagobert den größten Börsencrash der Geschichte hervor“, erzählt Gulbransson. In München gehe es auf das Oktoberfest und in Hamburg treffe Donalds reicher Onkel auf eine Dame, in der erwachsene Leser eine „Bordsteinschwalbe" vermuten mögen. Wilde Zeiten also für Gulbransson und die Ducks. (dapd)