Essen. . Handys sind auch dieses Jahr zu Weihnachten der Geschenke-Hit. Doch was ist mit dem alten Gerät? Über 80 Millionen Mobiltelefone liegen nutzlos herum. Das Recycling funktioniert schlecht. Deshalb einige Tipps.

Manchmal kann es mühsam sein, das alte Handy loszuwerden. Auf dem Lande muss man oft kilometerweit fahren, um das Mobiltelefon abgeben zu dürfen. Für solche Fälle weist das Umweltbundesamt auf ein kleines Computerprogramm hin. Dieses kann man als Anwendung, sogenannte App, auf dem Taschentelefon installieren. Wer sein altes Gerät nicht in die Mülltonne werfen will, dem wird der Weg zur nächsten Annahmestelle für Elektroschrott gezeigt.

Alle reden über Recycling. Angeblich sind die Deutschen auf diesem Feld besonders engagiert. Bei Mobiltelefonen geht diese positive Selbsteinschätzung allerdings in die Irre. Die Wiederverwertung der teuren und begehrten Materialien in den Hightech-Geräten spielt kaum eine Rolle. Dabei schwemmen die Unternehmen monatlich Millionen neuer Kommunikationscomputer auf den Mark. Das eben noch ultramoderne Mobiltelefon sieht dann ganz schnell alt aus und mutiert zu Elektroschrott, obwohl es voll funktionsfähig ist.

Der größte Teil der Handys wird weder genutzt, noch verwertet

Was machen die Bundesbürger mit ihren Handys, die sie nicht mehr benutzen? Während über 100 Millionen Mobiltelefone zwischen Rhein und Oder in Gebrauch sind, liegen Schätzungen zufolge fast ebenso viele nutzlos in den Schubladen herum. Und mit ihnen die teuren Innereien: Gold, Silber, Palladium und andere Metalle, die in Südafrika, Russland und weiteren Staaten unter großem Aufwand aus der Erde gegraben werden.

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Nach dem Ausrangieren werden manche Geräte zwar an Freunde oder die eigenen Kinder weitergereicht. Einige finden ihren Weg in Schwellen- und Entwicklungsländer, deren Bürger sich die neuen, teuren Telefone oft nicht leisten können. Der größte Teil aber wird weder genutzt, noch verwertet. „Wir schätzen, dass die Recyclingquote weit unter zehn Prozent liegt“, sagt Christian Hagelüken vom transnationalen Metallkonzern Umicore, der unter anderem wertvolle Materialien aus alten Elektrogeräten herausholt.

Handys dürfen nicht einfach in die Mülltonne

Laut Elektrogerätegesetz darf man Mobiltelefone in Deutschland nicht einfach in die Mülltonne werfen. Die Verbraucher müssen sie zumeist bei den kommunalen Recyclinghöfen abgeben. Ein weiterer Weg besteht darin, mit Glück ein Geschäft zu finden, das Handys zurücknimmt. Einige Hersteller und Vertreiber bieten diese Möglichkeit selbst an oder in Zusammenarbeit mit Organisationen wie der Deutschen Umwelthilfe.

Dazu verpflichtet, die Mobiltelefone selbst zu sammeln, sind die Unternehmen nicht. Ihre Aktivitäten finden auf freiwilliger Basis statt. Wohl aber sind sie für die Entsorgung zuständig und müssen Firmen beauftragen, die die alten Elektrogeräte wiederverwerten. In der Gerätekategorie, zu der die Mobiltelefone gehören, müssen mindestens 65 Prozent des gesamten Materials recycelt werden. Neben Handys gehören zur dieser Gruppe auch Computer, Großrechner, Drucker und Schreibmaschinen. Individuelle Recyclingquoten für Mobiltelefone sind gesetzlich nicht vorgeschrieben.

Höchstens politische Appelle

Und was geschieht, wenn die Handy-Produzenten die Quote nicht erreichen? Strafen gibt es nicht, höchstens politische Appelle. Denn gegenüber der Europäischen Union, die die Quoten festsetzt, sind nicht die Unternehmen verantwortlich, sondern der deutsche Staat.

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Teilweise setzen sich jedoch vermehrt wirtschaftliche Interessen zugunsten des Recyclings durch. Das hat mit den steigenden Preisen für Rohstoffe zu tun. So holt das Unternehmen Umicore deutlich über 95 Prozent des enthaltenen Goldes, Silbers und Palladiums aus den Elektrogeräten heraus. Auch die wiedergewonnenen Metalle Kupfer, Zinn, Kobalt und Nickel lassen sich gut verkaufen.

Trotzdem sind die in der Wiederverwertung erzielten Materialmengen noch sehr begrenzt. „Um mehr Mobiltelefone zu recyceln, müsste man die Sammlung wirksamer gestalten, beispielsweise indem beim Verkauf ein Pfand auf Mobiltelefone erhoben wird“, sagt Umicore-Mitarbeiter Hagelüken. „Freiwillige Maßnahmen bringen bisher leider wenig. Außerdem muss die Transparenz über die Stoffflüsse der gesammelten Handys verbessert und die Qualität der Wiederverwertung gesteigert werden, um mehr Rohstoffe sauber zurückzugewinnen.“

Diskussion um Sammelbehälter

Auch das Umweltbundesamt setzt sich dafür ein, mehr für die Wiederverwertung zu tun. UBA-Spezialistin Kristine Sperlich sagt: „Das Vorbild für die effektivere Sammlung könnte die Rücknahme alter Batterien sein. Jedes Geschäft, das sie verkauft, muss auch einen Sammelbehälter aufstellen. Bei Mobiltelefonen, Digitalkameras, USB-Sticks und ähnlichen Geräten könnte man das ebenso machen.“ Der Handelsverband, der die Interessen der Geschäfte vertritt, hält davon freilich nichts. Dessen Umweltbeauftragter Stephan Rabl argumentiert mit den zu hohen Kosten für das Aufstellen von Sammelbehältern und die Schulung der Mitarbeiter.

Mehr sammeln, mehr recyceln? Diese Frage stellen sich auch die Mitarbeiter von Bundesumweltminister Peter Altmaier, die gegenwärtig die Novellierung des Elektrogesetzes vorbereiten. Dabei geht es nicht zuletzt darum, ob dem Handel eine neue Verpflichtung auferlegt wird, Mobiltelefone zurückzunehmen. Wie sich die Bundesregierung entscheidet, ist offen.