Essen. Mit Wonderbook will Sony neue Käuferkreise für die PlayStation 3 erschließen. Die Augmented-Reality-Simulation (erweiterte Realität) soll Bücher zum Leben erwecken: Auf dem Fernseher verschmilzt die echte mit der virtuellen Welt.

Wonderbook steht auf der Verpackung, doch man rätselt. Ist das ein Spielzeug, vielleicht sogar ein Videospiel? Oder tatsächlich doch ein Buch – wenn auch ein interaktives? Jedenfalls ist es die neue große Hoffnung von Sony. Zum Weihnachtsfest und darüber hinaus.

Sony also. Deshalb braucht man eine Playstation 3. Denn ganz nüchtern gesehen ist das Wonderbook eine Hardware-Erweiterung der Konsole, die sich bisher weltweit rund 70 Millionen Mal verkauft hat. Eine Blu-ray liegt im Paket, eine kleine Kamera, ein Exemplar der Bewegungssteuerung „Move“ und eben das Wonderbook. Doch das macht zunächst nicht viel her. Auch, weil es nur zwölf Seiten mit geometrischen Mustern hat.

Startet man aber das Spiel, ändert sich das fast alles. Auf dem Bildschirm wird aus der Steuerung ein Zauberstab und aus den zwölf Seiten eine Art dickes elektronisches Falt-Buch mit Bildern, Bühnen, Landschaften oder Schlössern. Das sieht aus wie bei einem klassischen Faltbuch. Aber eines, in dem die Szenarien zu leben beginnen und sich verändern lassen.

„Augmented Reality“ heißt das Zauberwort – erweiterte Realität. Diese Technik lässt auf dem Fernseher die reale Welt mit der virtuellen verschmelzen und macht das Wunderbuch zu einer Brücke zwischen klassischer Erzählung und moderner Interaktion. Zum Auftakt – da lässt Sony sich nicht lumpen – taucht man ein in die Welt von Harry Potter.

Die Spieler schlüpfen in die Rolle eines Hogwarts-Schülers, der in fünf Leveln magische Formeln erlernen und anwenden muss - von Wingardium Leviosa über Incendio bis Expelliarmus. Damit lassen sich diverse Minispiele meistern. Mal müssen Blumen umgetopft, mal einfach nur Dinge bewegt werden. Wer die jeweilige Aufgabe löst, erhält zur Belohnung am Ende eines Kapitels kleine Geschichten aus der Feder von J.K. Rowling. Für Kinder, die noch nicht lesen können, wird der Text vorgelesen.

Neue Titel bereits in Arbeit

Ja, das ist alles ziemlich simpel und grafisch eher schlicht. Und manches wiederholt sich auch recht schnell. Wer die Grundschule hinter sich gelassen hat, könnte sich deshalb bald langweilen. Jüngere Kinder – vor allem Mädchen – werden sich mit diesem lebenden Zauberbuch allerdings köstlich amüsieren.

Davon ab zeigt das Debüt, wohin der Weg führen kann, den Sony mit dem „Wonderbook“ einschlägt. Ein Weg, auf dem zukünftig auch Erwachsene mitgehen können. Denn weitere Titel für die neue Hardware sind bereits in Arbeit.

Bei „Walking with Dinosaurs“ verwandeln sich verstaubte Knochen vor den Augen des Spielers in längst ausgestorbene Urzeitechsen, die dann durchs heimische Wohnzimmer stampfen. Und bei dem hoch gehandelten „Diggs Nightcrawler“ kann der Spieler in die Rolle eines Detektivs schlüpfen und einen Kriminalfall lösen. Viele andere Programme sollen bis Ende 2012 erscheinen. Auch in Zusammenarbeit mit klassischen Verlagen. „Das Gedränge an unserem Stand auf der Buchmesse in Frankfurt“, erinnert sich Sony-Sprecher Guido Alt, „war enorm.“