Frankfurt/M. . Lesen im Digitalzeitalter: Sony bringt ein virtuelles Buch für die Playstation heraus. Ebooks bieten bessere Chancen für junge Autoren.
Ein Leser muss heute kein Buch aus Papier in Händen halten – nicht einmal mehr einen elektronischen Reader. Es genügt eine Playstation. Erstmals ist in diesem Jahr Sony auf der Frankfurter Buchmesse präsent. Sein „Wonderbook“ besteht aus einem Zauberstab, mit dem sich Leser in eine virtuelle Märchenwelt begeben können. Die Texte für „Das Buch der Zaubersprüche“ hat keine Geringere als J.K. Rowling verfasst.
Die Elektro-Welle
Sonys Vorstoß in die Welt der Bücher zeigt, wie gewaltig sich das Verlagsgeschäft verändert. Der Anteil der E-Books an den Umsätzen wächst rasant. Derzeit liegt er noch bei zwei Prozent. 2015, glaubt die Branche, wird er 17 Prozent betragen. Die Verlage tun viel dafür, gerade im Kinder- und Jugendbuchbereich, mit iPad-Märchenbüchern oder prominenten Alleserklärern wie Ranga Yogeshwar. Auch bei der Hardware tut sich viel. E-Book-Reader sind für unter 90 Euro zu haben. Im oberen Preissegment zählen schon die Millisekunden, die ein „Umblättern“ der virtuellen Seiten in Anspruch nimmt.
Der Kampf um die Autoren
Das Schreckgespenst der Branche heißt „Amazon Publishing“: Der Online-Gigant könnte bald, wie in den USA, in Deutschland einen Verlag gründen. Schon jetzt gibt es Autoren, die sich lieber als E-Book via Amazon direkt verkaufen als sich mit Verlagen herumzuschlagen. Prominentester Fall auf dem Weg vom Internet-Geheimtipp zum Mega-Erfolg: „Shades of Grey“. In den USA umwirbt Amazon Autoren mit Gewinnbeteiligungen, die deutsche Verlage bisher im Traum nicht gewährten – hier sind immer noch zehn Prozent vom Ladenpreis die Regel. So haben Verlage bislang mit Bestseller-Einnahmen hohe Literatur querfinanziert.
Das Sterben der Läden
In den 90er Jahren verdrängten die Buchhandelsketten kleine Händler aus den Innenstädten. Heute gehen die Ketten – Thalia, die Mayersche, Hugendubel – selbst in die Knie. In den Läden sieht man immer mehr Nippes. Aber das rettet die Filialen nicht. 2012 sank der Umsatz des stationären Buchhandels um 2,6 Prozent. Die Befürchtung: bis Ende 2013 müsse jede fünfte Buchhandlung schließen.
Krise als Chance
Das Gute an den Veränderungen? Für Autoren wird es leichter, zu veröffentlichen. Das E-Book macht neue Erzählformen möglich, Experimente. Die Literatur erobert gar das Smartphone: Die „SnippyApp“ bietet Kurzgeschichten von jungen deutschen Autoren – und lädt zu Lesungen, bei denen die Storys quasi druckfrisch aufs Handy kommen.