Essen. So kommt ihr Autolack gut über den Winter. Tipps vom Profi, um die dünne Farbschicht auf dem Blech zu schützen. Und: Schmeißen Sie den Handfeger zum Schneeräumen weg, bevor er zum Kratzbesen wird.
Das allermeiste, was man von einem Auto zu sehen bekommt, ist Lack. Die hauchdünne Schicht Farbe entscheidet darüber, wie glänzend ein Fahrzeug rüberkommt. Der Pflegeprofi Bernd-Tobias Wasser gibt Tipps, wie es der Lack über den Winter schafft.
Der 42-jährige Wasser betreibt eine Fahrzeugaufbereitung und arbeitet als Schulungsleiter für Sonax. Das 60 Jahre alte, in dritter und vierter Generation geführte Familienunternehmen aus Neuburg an der Donau ist der führende Anbieter von Pflegemitteln fürs heilige Blechle und neun von zehn Autofahrern ein Begriff.
Erster Tipp:
Mit Matsch und Schnee auf der Karosserie nicht einfach in die Waschanlage fahren. Bei vielen ist die Vorreinigung nicht ausreichend. Dreckpartikel können wie Schmirgelpapier in den Lack gerieben werden. Deshalb:
Zweiter Tipp:
keine Angst vor dem Dampfstrahler zur Vorreinigung. Mit 30 bis 40 Zentimeter Abstand und in einem schrägen Winkel von rund 45 Grad den Schmutz abwaschen, erst dann in die Waschanlage. Grundsätzlich, sagt Wasser, ist „Schmutz der häufigste Grund für Rost“.
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Dritter Tipp:
Ungepflegt erscheinende Waschanlagen links liegen lassen. Hier ist die Gefahr zu groß, dass dreckige Bürsten oder Lappen selbst kratzenden Dreck verbreiten.
Vierter Tipp:
Nach der Wäsche eine Versiegelung aufbringen. Die Wachse in der Waschanlage halten nur zwei bis drei Wochen, außerdem lässt sich kaum nachvollziehen, wie viel Wachs wirklich aufgebracht wird. Eine vorangehende Politur ist für Bernd-Tobias Wasser nur einmal im Jahr notwendig. Eine tief wirkende Lackreinigung wird nur bei stark verschmutzten Lacken eingesetzt.
Fünfter Tipp:
Ein guter Wachs kostet acht bis neun Euro pro 500 Milliliter, ausreichend für zwei Anwendungen, die jeweils zwei bis drei Monate halten. Die Chromteile benötigen für den Winter keine Extra-Pflege.
Sechster Tipp:
Nicht unter 10 Grad Wachs auftragen. Am besten ein Microfasertuch benutzen, sonst ein fusselfreies, weiches und natürlich sauberes Tuch benutzen. „Die Feinrippunterhose von Opa tut es auch“, sagt Wasser.
Siebter Tipp:
Die Scheiben von innen gründlich reinigen, um die Beschlagsneigung im Winter zu reduzieren. Wasser. „Mit dem ersten Tuch den Reiniger aufbringen, 30 Sekunden einwirken lassen, mit einem zweiten sauberen Tuch abwischen. Sonst verteilen Sie nur den Belag über die Scheibe.“ Inoffiziell gesagt: Jeder haushaltsübliche Glasreiniger tut es auch.
Achter Tipp:
Eine Versiegelung der im Winter noch stärker als sonst belasteten Leichtmetallfelgen, um die oberste Klarlackschicht zu schützen. Eine rund 16 Euro teure Flasche reicht für rund zwölf Felgen, der Schutz hält drei bis vier Monate.
Neunter Tipp:
Unsichtbar, aber im Winter überlebenswichtig ist ein frostfreier Scheibenreiniger für die Scheibenwaschanlage. Nach dem Befüllen unbedingt die Anlage auch betätigen, damit das neue Gemisch durch die Schläuche und Düsen fließt und diese nicht mehr einfrieren können – was inzwischen auch einen Bußgeldverstoß darstellt. Auf keinen Fall „Eigenkreationen“ aus Spiritus oder Ähnlichem einfüllen. Sie können die Kunststoffbehälter und auch den Lack angreifen.
Zehnter Tipp:
Außerdem die Dichtungsgummis von Türen, Hauben und Scheiben mit einem Pflegestift behandeln, und zwar wenn die teils sehr teuren Gummis trocken sind. Sonst können sie festfrieren und schlimmstenfalls beim Öffnen abreißen.
Letzter Tipp:
Schnee nicht einfach mit dem guten alten Handfeger vom Blech räumen. Dessen Borsten verwandeln sich nämlich bei niedrigen Temperaturen in Kratzbürsten. Wasser empfiehlt stattdessen Gummiabzieher mit weicher Silikonlippe. Kostet bei den Neuburgern 16 Euro.
Und wem das alles zu viel Arbeit ist: Auf 75 Euro taxiert Wasser eine einfache Winteraufbereitung beim Fachbetrieb, inklusive Handwäsche und Wachs. Mit vorangehender Politur für ein besonders glänzendes Ergebnis kostet es etwa das Doppelte.
