Paris/Offenburg. . Tagelang fuhr der Entführer der 15-jährigen Chloé durch Frankreich, Italien und Deutschland. Das Mädchen verhielt sich ruhig und tapfer, um den Entführer nicht zu provozieren. Sie sang - und plante die nächste Begegnung mit ihrem Entführer.
Das Martyrium der 15 Jahre alten Chloé Rodriguez wühlt ganz Frankreich auf. Sechs Tage lang befand sich die verschleppte Schülerin in den Händen eines gefährlichen Sex-Gangsters.
Am Freitag wurde sie bei Offenburg von Polizisten aus dem Kofferraum des Autos des Entführers befreit, weil dieser einen schweren Unfall verursacht hatte. Chloé hat die Tortur durch Willensstärke und Selbstbeherrschung ausgehalten, die selbst hartgesottene Fahnder überrascht.
„Sie sang, sie plante, und sie bereitete sich auf die nächste Begegnung mit dem Täter vor“, berichteten die Eltern Violette und Jésus Rodriguez über das Leiden ihrer Tochter. Am Samstag schlossen sie ihr Kind nach einer dramatischen Woche im heimatlichen Barjac wieder in ihre Arme. „Ihre Kaltblütigkeit hat mich völlig überrascht“, so der Vater.
Bei der Fahrt durch Ortschaften, schloss er Chloe in den Kofferraum
Während der 32-jährige mutmaßliche Entführer Kamel B. mit seiner blauen Limousine tagelang durch Frankreich, Italien und Deutschland herumirrte, tat Chloé nichts, was ihren Peiniger zu einer verhängnisvollen Kurzschlusshandlung hätte treiben können. Eine Besonnenheit, die ihr offenbar das Leben rettete. Meistens habe das Mädchen im Auto neben dem Entführer gesessen und mit ihm geplaudert.
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Ging es durch Ortschaften, habe er sie gefesselt und in den Kofferraum gesperrt. „Sie sagte uns: Um mich nicht in Gefahr zu begeben, habe ich ihm nie widersprochen“, erzählte die Mutter. Auf einer Pressekonferenz kündigte Oberstaatsanwalt Herwig Schäfer an, dass der in Offenburg inhaftierte Tatverdächtige wohl „innerhalb weniger Wochen“ nach Frankreich ausgeliefert werde. Er ließ offen, ob das Opfer während der Verschleppung vergewaltigt wurde. Aus französischen Ermittlerkreisen verlautet, dass der Mann sich offenbar nicht an dem Mädchen vergangen habe.
Kamel B. ist ein vorbestrafter Sexualtäter, der zuletzt 2009 wegen sechsfacher sexueller Belästigung zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Er lebte nicht weit von Chloés Elternhaus.