Rom. . Der ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist offenbar um mehrere Millionen Euro erpresst worden. Die italienische Polizei hat sechs Personen festgenommen. Sie sollen mit brisanten Informationen gedroht und einen engen Mitarbeitern Berlusconis als Geisel genommen haben.

Der Buchhalter des früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi, Giuseppe Spinelli, ist Mitte Oktober eine Nacht lang von Erpressern in Geiselhaft genommen worden. Die Männer brachten den Vertrauten Berlusconis sowie seine Frau in der Nacht zum 16. Oktober in seiner Wohnung nahe Mailand in ihre Gewalt, wie die italienische Polizei am Montag erklärte. Für die Freilassung des 71-Jährigen hätten sie 35 Millionen Euro Lösegeld von Berlusconi verlangt. Es gebe keinen Hinweis darauf, dass die Summe gezahlt worden sei.

Den Angaben zufolge nahm die Polizei nach dem Vorfall sechs Verdächtige fest, drei Italiener und drei Albaner. Sie hätten am frühen Morgen des 16. Oktober Spinelli mit Waffengewalt gezwungen, Berlusconi anzurufen und um das Lösegeld zu bitten. Schließlich hätten sie aber das Haus unverrichteter Dinge verlassen; dabei nahmen sie die Aufnahmebänder der Überwachungskameras mit. Die Polizei erfuhr von der Geiselnahme erst 30 Stunden später, wie italienische Medien berichteten.

Geiselnehmer sollten Berlusconi brisante Dokumente in Aussicht gestellt haben

Laut Medienberichten hatten die Geiselnehmer zudem angeboten, im Gegenzug für das Lösegeld Dokumente auszuhändigen, die nach ihrer Darstellung ein Urteil gegen den Fininvest-Konzern Berlusconis in Frage stellen könnten. Fininvest war 2011 zur Zahlung von 560 Millionen Euro Schadenersatz an die CIR-Holding von Berlusconis Erzrivalen Carlo De Benedetti verurteilt worden. Damals ging es um Korruption im Übernahmekampf um das Verlagshaus Mondadori, den Fininvest für sich entschied.

Spinelli gehört zu Berlusconis engsten Freunden. Dieser steht derzeit unter anderem wegen der sogenannten Ruby-Affäre vor Gericht. Berlusconi wird vorgeworfen, im Jahr 2010 mit der zur Tatzeit minderjährigen Nachtclub-Tänzerin Karima al Mahrough alias Ruby Rubacuore Sex gehabt zu haben. Später soll der Regierungschef sein Amt missbraucht haben, um die wegen Diebstahls festgenommene Marokkanerin freizubekommen. Bei einer Verurteilung wegen Prostitution von Minderjährigen und Machtmissbrauchs drohen ihm bis zu drei beziehungsweise bis zu zwölf Jahren Haft. (afp)