Witten. Vor acht Jahren zog Konny Reimann mit seiner Familie von Hamburg nach Texas. RTL und Vox begleiteten ihren Neustart in den Staaten immer wieder mit der Kamera. Konny Reimann tourt derzeit durch deutsche Lande. Wir sprachen mit dem 57-Jährigen über das Auswandern, Amerikaner – und Weihnachten.
Vor acht Jahren kehrte der Hamburger Konny Reimann mit seiner Frau Manu und den Kindern Jason und Janina der Hansestadt den Rücken und zog mit seiner Familie über den Großen Teich nach Texas. In der Kleinstadt Gainesville fanden die Hanseaten ein neues Zuhause – begleitet vom deutschen Fernsehen, RTL („Extra“) und Vox („Goodbye Deutschland“). Reimanns, ziemlich fleißig und erfolgreich, wurden zur bekanntesten Auswandererfamilie Deutschlands. Familienoberhaupt Konny tourt in diesen Tagen mit seiner „Moin! Moin!“-Tour durch deutsche Lande und erzählt von seinem bunten Leben im fernen Amerika, mit Cowboyhut und in Wildwest-Stiefeln. Am Donnerstagabend, 15. November, im Wittener Saalbau. Ein Gespräch mit dem 57-Jährigen über die deutsche und die amerikanische Lebensart, Reimanns Geschäftstüchtigkeit – und Weihnachten.
Sie gehören nicht zu denen, die weggelaufen sind aus Deutschland, weil es hier nicht funktioniert hat. Was raten Sie Leuten, die es wie Sie hinaus in die Welt zieht?
Konny Reimann: Es geht nur, wenn Du auch zu Hause klarkommst! Denn man kann vor seinen Problemen nicht weglaufen. Wenn man sie in Deutschland nicht lösen kann, schafft man das im Ausland erst recht nicht. Deutschland bietet seinen Bürgern so viel Absicherung, das findet man vielleicht noch in Skandinavien, sonst nirgendwo auf der Welt. Wenn Leute skurrile Ideen haben, die sie in einem anderen Land verwirklichen wollen, oder wenn sie denken: Ich habe in Deutschland nichts verdient, vielleicht schaffe ich das da drüben. Das funktioniert nicht.Das funktioniert auch nicht, wenn man nicht genug Eigenkapital hat, das man für einen neuen Start mitnehmen kann.Es gibt ja viele Stellen, die über das Auswandern informieren. Bei den kuriosen Sachen, die da oft gesagt werden, fasse ich mir an den Kopf.
Sie leben nach dem Motto: Ohne Fleiß, keinen Preis.
Konny Reimann: Ja. Es wird nichts, wenn man sich hinsetzt und darauf wartet, dass die Arbeit zu einem kommt. In Deutschland begegnet man häufig dieser Einstellung. Wenn man in Amerika was will, muss man sich selbst darum kümmern und kann nicht auf den Staat warten. Amerikaner gehen dahin, wo die Arbeit ist. Eine Einstellung, die ich auch schon in Deutschland hatte. Aber hier ist das oft so, dass Leute, selbst wenn sie keine Arbeit haben, an ihren Häusern hängen und nicht weggehen wollen.
Ihr Herz hängt immer noch sehr an Hamburg – oder?
Konny Reimann: Wie gesagt: Wir sind dort nicht geflüchtet. Wir sind einfach umgezogen, weil wir was anderes machen wollten. Wir hatten in Hamburg unser Haus im Grünen. Das konnten viele nicht verstehen, dass wird dieses Paradies aufgegeben haben. Texas ist mein Zuhause, Hamburg ist immer noch meine Heimat.
Im texanischen Gainesville, am romantischen Stausee Moss Lake, haben Sie sich ein schönes neues Zuhause gezimmert. Das ,Haus Hamburg’, alles aus Holz – und vor allem Marke Eigenbau. Und dann steht auf dem Grundstück noch ein Hansestadt-Hamburg-Schild.
Konny Reimann: Ja! (lacht) Das ist nicht entwendet worden, sondern ist nagelneu. Das hat mir mal jemand mitgebracht, der in Amerika mit dem Wohnmobil Urlaub gemacht hat. Der Mann hat, bevor er in Rente ging, bei der Stadt Hamburg gearbeitet. Das Schild hat er extra für mich anfertigen lassen. Gainesville ist mit 30.000 Einwohnern eine kleine Stadt. Unser Grundstück hat 13.000 Quadratmeter. Unser Haus hat 1000 Quadratmeter Wohnfläche. Eine typisch deutsche Frage ist: Was macht Ihr denn mit so viel Platz? Der Amerikaner sagt: Warum nicht! Ich finde, es ist doch schön, wenn man eine große Küche hat, wo man sich als Koch so richtig austoben kann.
Sie können den Hanseaten nicht verleugnen. Ihr „Haus Hamburg“ wird von einem Leuchtturm gekrönt.
Konny Reimann: Der hat sogar vier Geschosse. Im ersten Stock haben wir eine Saftbar. Da können wir ausspannen. Es gibt im Turm auch eine Sauna, wo wir ein bischen relaxen. Außerdem werde ich mir dort noch eine Bibliothek einrichten mit zwei Ohrensesseln. Oben ist eine Aussichtsplatform mit dem Leuchtfeuer. Da werden wir eine kleine Couch hinstellen. Wenn wir morgens frühstücken, können wir den Sonnenaufgang genießen, abends den Sonnenuntergang. Man kann auch rausgehen auf die Terrasse und einmal um den Leuchtturm rumgehen und kann die Aussicht genießen. Was auch schön ist: Unser Grundstück liegt direkt am Stausee, wir haben da einen Bootssteg und eine Hafenbar. Amerikaner leben übrigens höchstens fünf Jahre in einem Haus. Ein Haus fürs Leben, wie man das in Deutschland kennt, das gibt es da nicht.
Was machen die Kinder?
Konny Reimann: Unsere Kinder sind schon ausgezogen. Janina ist 25, Jason 23. Aber sie kommen regelmäßig am Wochenende, wenn sie Zeit haben. Bei uns wird Familienzusammenhalt sehr groß geschrieben.
Haben Sie viele amerikanische Freunde?
Konny Reimann: Wir haben ein paar Freunde gefunden, haben aber insgesamt wenig privaten Kontakt mit Amerikanern. Den meisten Kontakt haben wir mit Deutschen, die auch rübergegangen sind. Das funktioniert am besten. Die Lebenseinstellung der Deutschen und der Amerikaner, das passt nicht so zusammen.
Warum?
Konny Reimann: Amerikaner verbringen die meiste Zeit mit ihrer Arbeit und danach vor dem Fernseher. Die bleiben in der Familie. In der Stadt sehen Sie ganz wenig Leute, die mal spazierengehen. Jedenfalls in unserer ländlichen Region. Das ist in Städten wie Dallas oder Denver natürlich anders. Meine Familie ist viel in der Natur. Wir genießen es, am See zu sein.
Was gefällt Ihnen an Amerikanern?
Konny Reimann: Dass sie einfach freundlich und hilfsbereit sind. Davon können sich Deutsche eine Scheibe abschneiden. Als meine Frau und ich jetzt in Deutschland landeten, haben wir das schon auf dem Flughafen gemerkt. Manu wollte ein Shampoo kaufen. Das kennen wir gar nicht mehr, dieses rüpelhafte Verhalten. Wenn man im Laden steht, rücken die Leute ganz dicht an einen heran. So nach dem Motto: Nun mach mal. Diese Hektik spürt man auch beim Autofahren. Ich bin nur Beifahrer, trete aber im Kopf immer mit auf die Bremse, weil vor mir ein Fußgänger über die Straße will. In Amerika wird dann selbstverständlich gebremst. Hier fährt man einfach weiter.
Sie sind ein ziemlich geschäftstüchtiger Mann. Auf Ihrem Grundstück, „Konny Island“ vermieten Sie Ferienhäuser. Im Internet haben Sie einen eigenen Fanshop, wo man etwa Ihre eigene Texas Barbecue-Sauce und eine Steaksauce erstehen kann. Sie sind ein Werbegesicht für „Müller-Milchreis“. Es gibt ein Comic-Buch über Sie.
Konny Reimann: Das ist ein Teil unseres Erfolges. Ich habe mich nie auf nur etwas ganz Spezielles verlassen. Wir machen auch in Amerika mehrere Sachen, um unabhängig zu sein. Wir haben uns jetzt einen Laden in Gainesville gekauft. Der hat 500 Quadratmeter. Da mache ich eine Karateschule rein, die hatte ich ja auch in Deutschland jahrelang. Und einen kleinen Fanshop. Meine Frau Manu hat da einen Kinderladen, in dem sie selbstgeschneiderte Sachen verkauft. Dann soll es dort noch eine Werkstatt geben. Da werde ich wieder was mit Kältetechnik machen, also Klimaanlagen bauen. Die Amerikaner lieben deutsche Handwerkskunst. Und die Amerikaner wissen, dass ich komme, wenn man mich ruft. Ich bin ja gelernter Schiffsmaschinenbauer, außerdem Kältetechniker. Das alles wird man auf Vox bei „Goodbye Deutschland“ im Frühjahr kommenden Jahres auch im Fernsehen sehen.
Sind Amerikaner unzuverlässig?
Konny Reimann: Wenn ein Amerikaner sagt: Ich komme gleich, dann kommt er eine Woche später. Das ist echt gewöhnungsbedürftig. Da kann man dran verzweifeln. Alle deutschen Freunde, die wir in Amerika haben, sind davon abgenervt. Die Amerikaner ticken eben anders. Damit muss man klarkommen, wenn man dort lebt, Oder man hilft sich selber.
Welche Rolle spielt bei allem Ihre Frau?
Konny Reimann: Alles, was ich gemacht habe, hätte ich ohne Manu nicht gemacht. Sie macht die Gästehäuser und die Buchführung, ich mache die handwerklichen Sachen, so ergänzt sich das.
Sie sind 57 Jahre, Ihre Frau ist 44. Können Sie sich vorstellen, mal zurück nach Deutschland zu gehen?
Konny Reimann: Ich will das nicht ausschließen. Aber im Moment kann ich mir das nicht vorstellen. Vielleicht sagt man mal irgendwann: Jetzt haben wir die Welt gesehen. Jetzt gehen wir dahin, wo wir geboren sind. Die Zeichen stehen dafür im Moment aber sehr schlecht. (lacht) Gerade wenn ich an das derzeit kalte Wetter in Deutschland denke.
Wie feiern Sie Weihnachten ?
Konny Reimann: Nun, es kann sein, dass wir dann 20 Grad haben oder auch 0 Grad. Das weiß man nicht. Die Amerikaner holen den Weihnachtsbaum vom Dachboden aus dem Karton. Wir haben einen echten Tannenbaum. Mit echten Kerzen! Wir machen ein richtig schönes Essen mit Rotkohl, Truthahn oder Ente. Ich habe noch ein altes Kochbuch von Dr. Oetker, das ist 40 Jahre alt, da gucke ich gerne rein.
Weitere Daten zu Reimanns „Moin! Moin!“-Tour unter: www.eventim.de