Essen. . „Die Tote im Moorwald“ (ZDF, 20.15 Uhr) hätte durchaus im ziemlich ausgeleierten Format des Provinz-Horrors verenden können – wenn nicht Franz Xaver Kroetz das dörfliche Sittengemälde mit einem außergewöhnlichen Auftritt adeln würde.

Die Provinz ist ein Hort des Horrors. Das wissen wir, seit der Regionalkrimi sein schreckliches Haupt hob und im Fernsehen die düstersten Verbrechen vorzugsweise im Spreewald, Schwarzwald oder in der Eifel angesiedelt werden. Mit der Zeit nutzt sich die Kulisse natürlich ab, und auch „Die Tote im Moorwald“ (Montag, ZDF, 20.15 Uhr) hätte durchaus im ziemlich ausgeleierten Format verenden können – wenn nicht Franz Xaver Kroetz das dörfliche Sittengemälde mit einem außergewöhnlichen Auftritt adeln würde.

Erfolgreicher Bühnenautor

Kroetz wird heutzutage meist auf den „Baby Schimmerlos“ in der Kultserie „Kir Royal“ reduziert, was ihn mächtig fuchst. Immerhin war der 66-Jährige zwei Jahrzehnte lang der meistgespielte deutschsprachige Bühnenautor. Ein Dutzend seiner 60 Werke wurden Welterfolge. Dass heute kein Mensch mehr was von ihm wissen will, wie er sich in Interviews beklagt, schiebt Kroetz auch auf „Kir Royal“, das ihm im „seriösen“ Theater den Ruf vermasselt habe. Vielleicht war aber auch die Zeit für Sozialdramen abgelaufen.

Geldsorgen hat Franz Xaver Kroetz aber nicht, beteuert er. „Ich verdiene immer noch 100.000 Euro pro Jahr“, verriet er stolz der „Süddeutschen Zeitung“ in München. Selbst die Schreibblockade, die ihn jahrelang marterte, scheint mittlerweile ebenfalls durchbrochen, und einmal im Jahr gönnt sich Kroetz weiterhin einen Ausflug vor die Kamera.

Diesmal war eben der Moorwald dran, wo Franz Xaver Kroetz den Willy Kamrad verkörpert, den ehemaligen Hausmeister einer längst geschlossenen Molkerei. Dort quartiert sich auch Josefine Mehdorn ein, die nach dem Tod ihrer Mutter auf der Suche nach den familiären Wurzeln ist.

Schnell wird es gruselig. Die Dorfbewohner sind wie gewohnt feindselig, dazu kommt eine aktuelle Tragödie. Ein junges Mädchen ist verschwunden, und der Willy, der am Anfang noch seltsam, aber harmlos daherkam, wirkt verdächtig und wird immer mehr zum Alptraum eines Nachbarn.

Undurchsichtiger Kauz

Das alles wird lange vorzüglich und in besten Bildern präsentiert. Kroetz spielt den Kauz vielschichtig und undurchsichtig, beschwört die Beklemmung immer wieder mit kleinen Gesten und plötzlichen Ausbrüchen. Schauspielerin Maria Simon bleibt da als unbedarfte Josefine weit abgeschlagen nur der zweite Platz im intensiven Kammerspiel.

Warum dann allerdings im letzten Akt des sumpfigen Dramas plötzlich ein abrupter Tempowechsel in Richtung simplem Krimi und arg konstruiertem Happy-End eingebaut wurde, bleibt ein Geheimnis, das vielleicht auf ewig tief im Moor begraben liegt.