Essen. Was wäre Bond ohne die Songs? Den jüngsten steuert in bester Tradition Adele bei. Aber auch die alten Agentenlieder hört man immer wieder gern
Zum Bond-Kult trug nicht nur das legendäre Leitmotiv mit der unerbittlichen E-Gitarre bei. Auch große Titelsongs von „Goldfinger“ bis „Golden Eye“ schenkten „007“ seine vielen Leben. Wir lauschten aus aktuellem Anlass Adeles „Skyfall“ und schenkten in Ehren ergrauten Agenten-Arien Gehör.
Der gute Neue
Die besten Titelsongs für 007 entstehen dann, wenn der Interpret sich treu bleiben darf und sich dennoch an die typische Orchestrierung anschmiegen kann wie ein Bondgirl nach dem dritten Martini-Cocktail. Insofern hat „Skyfall“ mit Adele die ideale Besetzung gefunden: Ein langsamer, schwermütig-sehnender Song, ein Stück, das die richtige Mischung zwischen Leidenschaft und Drama findet. Vielleicht ist dies der beste Titelsong seit „The World Is Not Enough“, mit dem Garbage immerhin schon im Jahr 1999 auftrumpften.
Adele, die seit „Rolling In The Deep“ alles, was sie anfasst, in Gold verwandelt, schwingt sich zwar nicht zum bebenden Timbre und zur unauslöschlichen Einprägsamkeit von Shirley Basseys „Goldfinger“ empor. Aber das hat die Bassey ja später selbst nicht mehr geschafft, als sie den Song für „Moonraker“ sang. Dennoch hatten die Songschreiber im 50. Bondjahr gewiss genau diesen überlebensgroßen Song „Goldfinger“ im Ohr, als sie das Stück Adele auf den Leib komponierten. Aufgenommen in den Abbey-Road-Studios, eingespielt mit einem 77-köpfigen Orchester, dennoch nicht allzu übertrieben arrangiert hat dieser Song das Zeug, so hoch zu stürmen wie die besten seiner Vorgänger, aktuell steht sie auf Platz 1 der Charts. Denn Adele erwischt sie alle: die jungen Chartshörer ebenso wie die ehrenvoll ergrauten Moneypennys.
Die guten Alten
Es ist gute Sitte, dass ein neuer Bond uns an all die alten erinnert, auch an ihre Lieder: Ein Album „Best of Bond“ gehört bei jedem Filmstart von „007“ zum guten Ton. Natürlich ist es Film um Film umfangreicher geworden, jedoch unverdächtig, antiquierten Trödel feilzuhalten.
Tatsächlich sind zwei Drittel der Titelsongs bis heute erstklassige Unterhaltungsmusik. Als die Produzenten das Wachstumspotenzial der „Bond“-Reihe erkannt hatten, baten sie die Besten ins Studio. Es zahlte sich aus – viele der eigens komponierten Songs wurden Hits. Wir denken an Shirley Basseys „Goldfinger“ (später trat sie noch einmal für „Moonraker“ an) und an Paul McCartney, der für „Live And Let Die“ den Bond-Sound aus alten Swing- und Big-Band-Bahnen warf. Und natürlich an Tina Turner, die Pierce Brosnans Debüt mit „Golden Eye“ erotisch timbrierte. Bono hatte ihr das auf den mit damals 56 Jahren wundersam jugendlichen Leib geschrieben.
Alle (insgesamt 23) Agenten-Arien finden sich auf der Doppel-CD. Die Delikatesse für Fans wartet freilich auf der zweiten Scheibe. Den Ehrgeiz, zum 50. Geburtstag auf „50 Scores“ (Film-Musiken) zu kommen, befriedigte man mit lauter Kompositionen, die berühmte Szenen untermalen. Da schließen Freunde der Serie die Augen, um nach Sekunden das nervöse Xylophon-Uhrwerk zu erkennen, das lief, als es Gert Fröbes Goldfinger per Laserstrahl auf Connerys Unterleib absah.
Adele räumt wieder ab
John Barry (1933-2011) schuf zig solcher akustischen Schlüsselszenen, viele sind auf der CD dokumentiert. Wie Barrys Bond-Sound aus hitziger Emotionalität und philharmonischer Spannung einer modernen Coolness wich, ist ebenfalls dokumentiert. David Arnold (*1962) steht für diesen kühlen Ton, synthetisch, aber suggestiv. Eine starke Auswahl: Bilder im Kopf liefert sie reihenweise.
- Best Of Bond. 2 CDs, Bei: Capitol Records. Ca.18 €