Bad Fallingbostel. Die Feuerwehr konnte die Lauge abpumpen, die versehentlich mit Säure vermischt worden war. Die gesperrten Bereiche sind freigegeben, die evakuierten Bewohner können in ihre Häuser zurückkehren. Bis Dienstagnachmittag galt Katastrophenalarm.

Nach einem Chemieunfall in einem Werk des Lebensmittelkonzerns Kraft Foods in Bad Fallingbostel hat die Feuerwehr am Dienstagnachmittag Entwarnung gegeben. Die Einsatzkräfte pumpten die versehentlich in einem Reinigungsbehälter vermengten 24.000 Liter Natronlauge und Salpetersäure ab, wie die Feuerwehr mitteilte.

Seit 15.45 Uhr seien die gesperrten Bereiche wieder freigegeben, und die Bewohner könnten nun nach und nach in ihre Häuser zurückkehren, sagte der Sprecher des Heidekreises, Andreas Pütz. Rund 800 Bürger seien nach dem Vorfall aus einem Umkreis von 500 Metern um das Werk in Sicherheit gebracht worden, 550 hätten die Nacht in Notunterkünften verbracht.

Die Feuerwehr hatte am Mittag damit beginnen, die Natronlauge abzupumpen, die versehentlich in einem Reinigungsbehälter mit Salpetersäure vermischt wurde. Etwa 3000 Liter davon wurden pro Stunde mit Wasser verdünnt in die firmeninterne Kanalisation gepumpt und dort neutralisiert, sagte Feuerwehrsprecher Jens Führer. Es sei am Nachmittag nicht mehr zum Austritt von gefährlichen Stoffen gekommen.

In dem Reinigungstank, in dem am Montag versehentlich 14.000 Liter von der Säure und 10.000 Liter Lauge zusammengemischt wurden, war am Morgen ein starker Temperaturanstieg festgestellt worden. Dies deutete auf eine Reaktion der beiden Stoffe hin.

Katastrophenalarm auch am Dienstag

Messungen ergaben schließlich eine Temperatur von etwa 100 Grad Celsius. Die Einsatzkräfte befürchteten, dass der doppelwandige Kunststoffbehälter dadurch schmelzen und das Säure-Lauge-Gemisch austreten könnte. Dadurch wäre es vermutlich zu einer erneuten Giftwolke gekommen. Mit Wasserwerfern habe man sich aber darauf vorbereitet, sagte Führer. Sollte es zu einer Giftwolke kommen, könne diese damit gelenkt und verdünnt werden.

Der Katastrophenalarm galt bis zum Dienstagnachmittag. Schulen und Kindertagesstätten blieben geschlossen. Die Vollsperrung der Autobahn 7 zwischen dem Dreieck Walsrode und Soltau-Süd wurde allerdings am Dienstagmittag nach mehreren Stunden wieder aufgehoben.

Einsatzkräfte aus Hamburg im Einsatz

Auch Einsatzkräfte der Hamburger Feuerwehr halfen in Bad Fallingbostel mit einem Spezialgerät (SIGIS) zur Detektion von Schadstoffwolken. Mit einem SIGIS können die Einsatzkräfte eine Gefahrstoffwolke aus einer Entfernung von bis zu fünf Kilometern orten und identifizieren. Dabei werden die im Infrarotspektrum erfassten Schadstoffe erkannt und in ein Videobild der Umgebung eingespielt. Somit erhalten die Einsatzkräfte innerhalb weniger Sekunden ein Bild, das die Schadstoffwolke und deren Ausbreitung zeigt.

Am Montagabend hatte sich durch das Gemisch aus Säure und Lauge in dem Reinigungstank im Nebengebäude des Geländes bereits eine Giftwolke gebildet. Nach Angaben der Feuerwehr ist diese beim Einatmen und bei Hautkontakt gesundheitsgefährdend. In einem Radius von 500 Metern um das Werk wurden Bewohner am Montagabend evakuiert. Verletzt wurde niemand.

In dem Werk von Kraft Foods in Bad Fallingbostel mit rund 600 Mitarbeitern werden unter anderem Frischkäse, Mayonnaise und Ketchup hergestellt. Am Montag waren etwa 250 Mitarbeiter in dem Werk. Die Natronlauge und Salpetersäure werden nach Angaben der Unternehmenssprecherin zum Reinigen der Produktionslinien verwendet. (dapd)