Berlin. . Im Alter von 51 Jahren ist Dirk Bach überraschend gestorben. Im Theater begann er mit ernsten Rollen und galt als großes Talent. Das Fernsehen mit seinen Krawallformaten aber krempelte ihn um. Seine Premiere als „Der kleine König Dezember“ in Berlin wäre am Samstag gewesen. Ein Nachruf.
Für viele mag er der Inbegriff der Nervensäge im deutschen Fernsehen gewesen sein. Dieser kleine quietschende Mann mit dem gewaltigen Bauch, den grotesk herumbaumelnden Armen und dem Hang zu saftigen Farben auf dem Leib. Ein Mensch, dessen lautstark zur Schau getragener Fröhlichkeit man kaum entrinnen konnte. Zu sehr hatte sich Dirk Bach seit Jahren vor der Kamera auf seine Rolle als lebendes Knallbonbon versteift, eine Ulk-Kugel, die man jederzeit in der Muppetshow verortet hätte.
Wer weiß heute noch, dass er einst unter Hansgünther Heymes Regie in Heiner Müllers „Prometheus“ auf der Theaterbühne stand, dass er festes Ensemblemitglied am Kölner Schauspielhaus war, dass er einmal mit dem Max-Ophüls-Förderpreis geadelt wurde, dass er ein Engagement am legendären Improvisationstheater Springmaus bekam? Es ist der letzte Augenblick, daran zu erinnern: Dirk Bach ist am Montag, völlig überraschend, im Alter von 51 Jahren in einem Berliner Hotel gestorben.
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Er war offenbar bei Proben am Nachmittag vermisst worden. Der Kölner hätte ab Samstag in Dieter Hallervordens Schlosspark Theater als „Der kleine König Dezember“ auf der Bühne stehen sollen. Die Ursache seines plötzlichen Todes war am Abend noch unklar. Ein Polizeisprecher sagte aber, für ein Fremdverschulden gebe es keine Hinweise.
Mit Kabarett zum Kleinkunstpreis
Wie Hallervorden hat das Fernsehen auch Dirk Bach umgekrempelt, hat der Erfolg mit Krawallformaten der Privatsender wie „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ manches von den Qualitäten verschüttet, die Bach auf der Bühne zweifellos besaß: Noch 1990 brachte ihm sein Kabarett-Programm „Edgar“ einen Kleinkunstpreis. In Erinnerung freilich bleibt Dirk Bach als kalauernder Dompteur der madenfressenden C-Prominenz, die sich im Dschungelcamp zur Gaudi der Massen zum Affen machte.
Mit der „Dirk Bach Show“ hatte sein Aufstieg bei den Sendern 1992 begonnen, er turnte als Spielleiter durch die Improvisations-Comedy „Frei Schnauze XXL“, besuchte Cordula Stratmann regelmäßig in der „Schillerstraße“, moderierte eine Reihe von Shows, über die man schon am Abend der Ausstrahlung kein Wort mehr verlor.
Engagement für Amnesty Internation und Homosexuelle
Bach war ein Arbeitstier, nahm Hörbücher auf, synchronisierte Filme, übernahm in Hape Kerkelings Musical „Kein Pardon“ in Düsseldorf zuletzt die Hauptrolle. Auch auf die Theaterbühne kehrte er hier und da zurück, 2010 gehörte er zum Ensemble der Wormser Nibelungen-Festspiele. Er engagierte sich für Amnesty International, unterstützte die Tierschützer von Peta mit Werbespots und setzte sich für die Gleichberechtigung von Homosexuellen ein.
So öffentlich dieser Dirk Bach auch war, den bunten Illustrierten gewährte er keine Geschichten über sein Zuhause, über sein Privatleben. Dem „Spiegel“ sagte er: „Das würde mein Mann auch gar nicht mitmachen.“