Potsdam. . Kommissar Krüger (Christian Redl) ermittelt am Montagabend in der vierten Folge der ZDF-Spreewaldkrimis „Eine tödliche Legende“. Vordergründig geht es um Parteibonzen, die sich illegal Grundstücke unter den Nagel gerissen haben. Eigentlich aber geht es vor allem um den Wald.

Es gibt ein Leben im Krimiland, jenseits des Tatorts. Etwa im Spreewald, wo ein gewisser Kommissar Krüger sich einer ganz besonderen Herausforderung stellt: Mit unerschütterlicher Ruhe spielt er gegen einen mächtigen Hauptdarsteller an, den Wald, diesen magischen Ort, mit seinen Mythen und Märchen. Wie überzeugend Christian Redl dieses ungleiche Duell angeht, das allein ist schon des Ansehens wert. Aber auch über diese Einzelleistung hinaus ist der vierte Teil dieser außergewöhnlichen Reihe („Eine tödliche Legende“, ZDF, 20.15 Uhr) ein Kleinod der besonderen Art - gesegnet mit einer etwas verworrenen und dennoch guten Geschichte, präzisen Dialogen und vor allem wunderbaren Bildern aus einer verwunschenen Landschaft.

Mythen aus dem Sorben-Land

Bittet man Christian Redl um eine Kategorisierung seiner Rolle, fällt die Abgrenzung zur urbanen Dutzendware wie folgt aus: „Der Tatort spielt in der Stadt, unser Krimi im Wald. Da futtert der Kommissar keine Curry-Wurst an der Bude, dafür wuchern aber die seltsamen Geschichten.“

Das kann man sagen. An der Oberfläche geht es hier um einen dieser üblichen DDR-Konflikte. Parteibonzen, die sich ein paar schöne Grundstücke unter den Nagel gerissen haben. Ein Alteigentümer, der um die Rückgabe des von der DDR verstaatlichten Familieneigentums kämpft. Alles nicht unspannend – aber direkt unter dieser realistischen Ebene wabern die Sagen, die Legenden, die Mythen aus dem Sorben-Land.

Nicht oft wird eine Landschaft und ihre Menschen so kraftvoll beschrieben, und entsprechend stolz sind die Spreewälder auf „ihre“ Krimiserie. „Die Uraufführung eines Spreewald-Krimis findet traditionell am Drehort in Lübbenau auf, unter freiem Himmel am Hafen, und das ist jedes Mal ein besonderes Ereignis“, erklärt Christoph Redl, den die Sorben inzwischen zu einer Art Ehrenbürger erhoben haben: „Wir gehören inzwischen dazu, und mich begrüßt man auf dem Weg zum Dreh gern mit einem freundlichen: Hallo Kommissar Krüger!“

Fünfter Teil bereist abgedreht

Dabei ist er fremd im Spreewald, sowohl der Krüger, als auch der Redl. In Kassel aufgewachsen, am Bochumer Schauspielhaus Ende der Sechziger ausgebildet, seitdem zuhause in Theater, Film, Fernsehen, unmöglich zu sagen, wo er am liebsten lebt. Wenn man so aussieht wie dieser Redl, mit kantigem Charakter-Kopf und durchdringenden Augen, muss man oft die Bösen mimen, beispielsweise einen Nazi-General im „Untergang“ oder einen Hammermörder in einer TV-Produktion, für die Christian Redl mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Wenn man ihm also sagt, dass man ihn aber auch unglaublich passend findet als einsamen Jäger im dunklen Wald, dann fragt er spöttisch und ein wenig misstrauisch: „Weil ich so düster bin?“

Dass da weit mehr ist, dass Christian Redl zum Beispiel auch umwerfend komisch sein kann, beweist er immer wieder, zur Zeit in einer Rolle bei den „Sonny Boys“, einem umwerfenden Lustspiel des Amerikaners Neil Simon, für das sich schon alle großen Komödianten begeistert haben. In diesen Tagen wird das in Berlin gespielt, im Renaissance-Theater.

Der fünfte Teil der Spreewaldserie ist derweil bereits abgedreht, er soll im kommenden Jahr gezeigt werden, unter dem Titel „Phoenix“, aber das kann sich noch ändern. Auch die „Tödliche Legende“ sollte zunächst anders heißen. Angedacht war „Die Rückkehr des Schlangenkönigs“, nach einer alten Sage, einem Lied, das gleich zu Anfang in die Märchenlandschaft entführt. Aber offenbar war dieser Titel den Machern dann zu sehr „Indiana Jones“ – und zu wenig Spreewald.