Prag. . Weil in den vergangenen Wochen bereits 19 Menschen an gepanschtem Alkohol sterben mussten, wurde nun landesweit der Verkauf hochprozentiger Getränke verboten. Die Polizei kontrollierte bei Razzien 19.000 Kneipen und Bars.

Nach dem Tod von mindestens 19 Menschen durch gepanschten Alkohol hat die tschechische Regierung landesweite Razzien angeordnet. Seit Freitagabend kontrollierten Polizeibeamten mehr als 19.000 Kneipen, Restaurants und Geschäfte, wie Polizeichef Tomas Hulan sagte. Zuvor hatte die Regierung den Verkauf hochprozentiger Getränke vollständig verboten.

Bisher kein Hinweis auf organisierte Banden

An 14 Verkaufsstellen seien größere Mengen verdächtigen Alkohols beschlagnahmt worden, sagte der Polizeichef. 13 Verdächtige wurden demnach festgenommen. Der Verdacht, organisierte Banden könnten hinter dem gepanschten Alkohol stecken, bestätigte sich hingegen bisher aber nicht, wie der Vizechef der Polizei, Vaclav Kucera, der Tageszeitung "Lidove Noviny" sagte: "Wir haben bislang keine Beweise, dass die Produktion breiter organisiert ist."

Landesweit starben bisher mindestens 19 Menschen an mit giftigem Methanol gepanschtem Schnaps, mehr als 20 weitere wurden in Krankenhäuser eingeliefert. Mehrere Opfer erblindeten, andere mussten ins künstliche Koma versetzt werden. Nach Behördenangaben hatten die meisten Opfer der Vergiftungswelle hochprozentigen Alkohol wie Wodka oder einheimischen Rum in Restaurants oder Geschäften gekauft.

Verbot kann mehrere Wochen in Kraft bleiben

Am Freitagabend verbot das tschechische Gesundheitsministerium den Verkauf von Getränken mit einem Alkoholgehalt von mehr als 20 Prozent bis auf Weiteres. Bereits am Mittwoch war der Verkauf von Schnaps mit mehr als 30 Prozent Alkohol untersagt worden. Laden- und Restaurantbesitzern, die gegen das Verkaufsverbot verstoßen, drohen Geldbußen von bis zu umgerechnet 123.000 Euro. Das Verbot könne "mehrere Wochen" in Kraft bleiben, sagte Gesundheitsminister Leos Heger.

Die Tschechen trinken weltweit nicht nur das meiste Bier pro Kopf. Sie liegen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch insgesamt beim Alkoholkonsum pro Kopf nach dem südosteuropäischen Moldau auf Platz zwei. (afp)