Lübeck/Ankara. Im Fall um den Tod dreier Schüler aus Lübeck ist jetzt offenbar auch der Getränkelieferant des türkischen Hotels festgenommen worden. Einer der vergifteten Schüler gab unterdessen ein erstes Interview. Man habe den Methylalkohol nicht schmecken können, sagte er.

Im Zusammenhang mit dem Alkohol-Tod von drei Lübecker Schülern in der Türkei ist nun auch der Getränkelieferant ihres Hotels in Kemer festgenommen worden. Dies sagte der Anwalt der Eltern eines der Opfer, Frank-Eckard Brand, am Dienstag der Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf eine Anwältin in der Türkei.

Unterdessen hat einer der Schüler, der die Methanol-Vergiftung überlebte, jetzt sein erstes Interview gegeben: "Ich konnte nichts mehr sehen", erzählte der 18-jährige Dustin K. der Bild-Zeitung. Einer der am Wochenende verstorbenen jungen Männer war Dustins Zimmernachbar. Dieser habe für 25 Euro bei einem Kellner Cola und zwei Flaschen Wodka gekauft. "Die Mischung schmeckte nicht anders", sagte der Schüler.

Sehstörungen und Panik

Auf dem Zimmer sei er sofort eingeschlafen. Nachts hätten er und sein Zimmernachbar sich übergeben. "Dann bin ich erst am Abend wieder aufgewacht", sagte Dustin weiter. Da sei ihr Lehrer ins Zimmer gekommen und habe erzählt, dass ihr Mitschüler Rafael gestorben sei.

Die Schüler seien zusammen in das gegenüberliegende Krankenhaus gegangen und - als es ihnen immer schlechter ging - nach Antalya verlegt worden. "Während der Fahrt habe ich starke Sehstörungen bekommen." Es sei unerträglich hell gewesen, er habe nichts mehr sehen können, berichtete der 18-Jährige: "Ich bekam Panik."

Ärzte begriffen sofort

In der Klinik in Antalya hätten die Ärzte sofort begriffen, was geschehen sei: "Ich bekam einen Schlauch in die Nase, dann pumpten sie einen halben Liter Raki in mich rein", sagte Dustin K. Dies helfe, weil im Körper beim Abbau von Methanol giftige Ameisensäure entstehe, berichtete die Bild-Zeitung unter Berufung auf Mediziner. Müsse der Köper dann normalen Alkohol, also Ethanol, abbauen, scheide er das giftige Methanol einfach aus.

Drei Realschüler, die in der Türkei auf Klassenfahrt waren, sind an den Folgen ihrer Alkoholvergiftungen gestorben. Am Montagabend waren bereits zwei leitende Mitarbeiter des Hotels festgenommen worden, in dem sich die Schüler nach bisherigen Erkenntnissen den mit Methanol vergifteten Wodka gekauft hatten. Bei ihnen handelt es sich nach Angaben der amtlichen türkischen Nachrichtenagentur Anatolia um den für Speisen und Getränke zuständigen Hotelmanager sowie den für den Einkauf verantwortlichen Mitarbeiter.

Rechtsmedizinische Untersuchungen dauern an

Ermittler nahmen laut Anatolia außerdem 37 Proben von Alkoholika, die in dem Hotel und nahe gelegenen Geschäften verkauft wurden. Nachdem sie in einer Probe Methanol gefunden hätten, seien fünf Mitarbeiter des Hotels befragt worden. Drei von ihnen seien jedoch bis zum Beginn des Gerichtsverfahrens auf freien Fuß gesetzt worden.

In Lübeck wurden die Obduktionen der 17 und 19 Jahre alten Schüler abgeschlossen, bei denen am Wochenende der Hirntod diagnostiziert worden war. Die Todesursache sei jedoch noch nicht endgültig geklärt, sagte Oberstaatsanwalt Klaus-Dieter Schultz. "Man kann eine Methanolvergiftung als Diagnose vermuten, aber zur Absicherung sind weitere Untersuchungen nötig." Diese könnten mehrere Tage dauern. Bei dem 21-Jährigen Rafael N., der bereits in der Türkei gestorben war, hatte die Rechtsmedizin bereits eine Methanolvergiftung festgestellt. (ap)

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