Köln/München.. Mehrstündiges Live-Fernsehen am frühen Morgen? Bis vor 25 Jahren war das hierzulande unbekannt. Dann kam RTL. In einer Nacht- und Nebelaktion stahl der Kölner Privatsender dem Mitbewerber Sat.1 1987 die Show. ARD und ZDF folgten – fünf Jahre später.

Das Frühstücksfernsehen feiert Geburtstag. Es wird 25 Jahre alt. Den televisionären Weckruf erfanden die Privaten, vorne weg RTL, gefolgt von Sat.1. ARD und ZDF zogen mit dem „Morgenmagazin“ nach – fünf Jahre später.

Mehrstündiges Live-Fernsehen am Morgen – das war Ende der 80er, kurz nach Zulassung privater TV-Sender, neu in Deutschland. Sat.1 wollte Vorreiter sein. Die Aktion sollte ein PR-Coup und eine Kampfansage an alle Mitbewerber sein, privat wie öffentlich-rechtlich. Daraus wurde nichts.

Selbst viele Mitarbeiter waren überrascht

Kurz vor dem Start des Formates „Guten Morgen mit Sat.1“ am 1. Oktober um 6 Uhr morgens verdarb RTL der Konkurrenz den Spaß. Die Kölner gingen bereits am 23. September mit einem eigenen Magazin auf Sendung: „Guten Morgen Deutschland“. Es war, wie Michael Reufsteck und Stefan Niggemeier im „Fernsehlexikon“ beschreiben, eine Nacht- und Nebelaktion, selbst für viele Mitarbeiter.

RTL setzte von vorn herein auf Boulevard. Im Team waren Sexberaterin Ruth Westheimer, Zisterzienser-Abt Thomas und Mode-Zar Karl Lagerfeld. Olaf Pressler moderierte, Karl-Heinz Kaul verlas Nachrichten, und Wetterfrosch Gottfried Mehlhorn kam auf den Hund, ein Viech namens Otto mimte das Sendungsmaskottchen. Immer wieder wurde das Konzept verändert. Seit 15 Jahren heißt die Sendung „Punkt 6“. Zum Jubiläum spendierte RTL dem Moderatoren-Duo Wolfram Kons und Roberta Bieling einen neuen Ausblick: freie Sicht auf Rhein und Dom.

Ein Hagener und ein Urgestein

RTL-Konkurrent Sat.1 feiert in Kürze Sendungsgeburtstag. Fünf Mal die Woche, ab 5.30 Uhr, informieren und bespaßen die Moderatoren Jan Hahn, Karen Heinrichs, Simone Panteleit und der Hagener Matthias Killing das Publikum des Münchner Senders. Obendrein ist immer wieder auch Marlene Lufen zu sehen – und Gaby Papenburg, die von Anfang an dabei ist. RTL wie Sat.1 punkten mit großem Unterhaltungsanteil beim werberelevanten Publikum unter 50; die beiden Fernsehwecker erreichen jeweils einen Marktanteil von rund 20 Prozent. Kein Wunder, dass Sternchen wie Weltstars die Gelegenheit für ihre PR nutzen.

Die Öffentlich-Rechtlichen konterten 1992. Um das 5.30-Uhr-Format bei den Gremien durchzusetzen, nutzten sie die doppelte Konkurrenz-Situation durch die Privaten mit ihrem Kessel Buntes und durch den US-Sender CNN mit seiner Rund-um-die-Uhr-Berichterstattung über den ersten Golfkrieg. Inzwischen ist das „Morgenmagazin“ von ARD und ZDF nicht mehr wegzudenken. 3,4 Millionen Zuschauer im Schnitt sind eine klare Ansage.