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Harrison Ford als ehemaliger Anchorman und Diane Keaton als Ex-Schönheitskönigin bestreiten die Frühstücks-TV-Komödie „Morning Glory“ grandios. Wenn nur Rachel McAdams als Produzentin unter Strom nicht so nerven würde!
Der deutsche Kinogänger wird mit dem Dreh- und Angelpunkt von „Morning Glory“ so seine Schwierigkeiten haben: Frühstücksfernsehen, das ist hierzulande nicht unbedingt das Feld für Quote. ARD und ZDF pflegen bei ihrem Programm traute Zweisamkeit im Wochenwechsel, RTL und Sat.1 haben es längst aufgegeben, noch so etwas wie Programmprofil am frühen Morgen zu erreichen. In den USA jedoch tobt schon um diese Tageszeit bei den Networks der Kampf um die Zuschauer.
In „Morning Glory“ geht es um die junge Becky Fuller (Rachel McAdams), die engagiert wird, um als Produzentin die völlig am Boden liegende Frühstückssendung „Day Break“ wieder aufzupeppen. Niemand sagt ihr, dass das Ende der Morning Show bereits beschlossene Sache ist, dass sich ihr Team im Grunde umsonst abstrampelt. Und dass ihr vermeintlicher Coup, den preisgekrönten Journalisten und Anchorman Mike Pomeroy (Harrison Ford) in die seichten Gewässer lebensnaher Frühstücksgeschichten zu zwingen, im Grunde vergebene Liebesmüh ist. Nun sitzt der erpresste Mike neben der ergrauten Ex-Schönheitskönigin Colleen Peck (Diane Keaton) und moderiert etwas, das er früher nicht mit der Kneifzange angefasst hätte.
Morning GloryDämliche Ideen und umwerfender Charme
Jede Menge Komödienstoff tut sich da auf, der bei dem britischen Regisseur Roger Michell („Notting Hill“) auch in guten Händen sein sollte. Und tatsächlich tun die Senioren im Team in dieser Hinsicht auch ihr Möglichstes. Die in Stein gemeißelte Miene, die Harrison Ford hier angesichts der ihm zugedachten Aufgabe an den Tag legt, scheint immer auch eine gehörige Portion Zorn zu beinhalten, der jeden Moment ausbrechen kann. Diane Keaton, die auch jenseits der 60 noch immer zu ihrem natürlichen Gesicht steht, präsentiert auch die dämlichsten Ideen des Frühstücks-Teams noch mit umwerfendem Charme.
Der Stolperstein dieses Medien-Lustspiels ist eher Becky in Gestalt von Rachel McAdams. Sie muss uns allen Ernstes die Botschaft verkaufen, dass das von ihr praktizierte Trash-TV am Morgen das Nonplusultra des Fernsehens schlechthin darstellt, für das sich jeder Einsatz lohnt. Und sie ist als Gefangene ihrer eigenen grandiosen Ideen ständig derart unter Dampf, dass ihr enervierendes Dauergeplapper bereits nach baldigem Nervenzusammenbruch klingt. Regisseur Michell schlägt auch aus derartiger Hysterie noch Kapital: Die schönsten Szenen des Films sind jene, da Becky den alten Mike mit ihrer Fernseh-Philosophie in Grund und Boden reden will und der sie dabei mit versteinerter Miene betrachtet wie ein Arzt seine Patientin in der Psychiatrie. Er scheint dabei die gleichen Gedanken zu hegen, die uns längst umtreiben: Wer lässt so eine nervende Frau Karriere machen?