Duisburg.. Mit einer kontrollierten Sprengung hat der Kampfmittelbeseitungsdienst um 16.38 Uhr eine Fünf-Zentner-Bombe unschädlich gemacht. Der englische Blindgänger war am Donnerstagmittag auf dem Gelände des Stahlwerks in Duisburg-Bruckhausen gefunden worden. Auch die Autobahn 42 war zwei Stunden gesperrt.
Auf dem Gelände von Thyssen-Krupp Steel an der Franz-Lenze-Straße im Duisburger Ortsteil Bruckhausen wurde am Donnerstag eine englische Fünf-Zentner-Bombe gefunden. Da der Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg mit einem Säurezünder ausgerüstet war, musste die Bombe unverzüglich entschärft werden. Dies war nur noch durch eine kontrollierte Sprengung möglich, die sich jedoch länger als geplant hinzog.
Während die Evakuierung von 307 Bruckhausenern relativ zügig vonstatten ging, musste das Ordnungsamt bei der Absicherung des Fundortes improvisieren. Es fehlte nämlich an Stroh und Sand, die als Puffer bei der kontrollierten Sprengung dienen sollten. Bombensplitter können im schlimmsten Fall nämlich bis zu 500 Meter weit fliegen - deswegen auch die 500 Meter große Sicherheitszone. Beim Ingenhammshof am Landschaftspark wurden die städtischen Mitarbeiter schließlich fündig, mit einer Blaulicht-Eskorte wurde wurde der Stroh-Transporter zur Franz-Lenze-Straße geleitet.
Die Autobahn 42 war - wie alle Straßen in der Sicherheitszone - seit 14.30 Uhr vom Autobahnkreuz Kamp-Lintfort bis zum Autobahnkreuz Duisburg-Hamborn in beide Fahrrichtungen gesperrt. Als die Sperren kurz nach halb fünf wieder aufgehoben werden konnten, gab es in beide Fahrtrichtungen jeweils drei Kilometer lange Staus. Auch die Busse der DVG-Linien 905, 908, 910 durften bis zum Ende der Entschärfung den Sicherheitsbereich rund um den Fundort nicht befahren.
Bombe lag in sechs Metern Tiefe
Entdeckt wurde der Blindgänger bei den Luftbildauswertungen für den neuen Betriebskindergarten, den Thyssen-Krupp nahe des Ausbildungszentrums errichten will. Nach dem ersten Verdacht der Fachleute des Düsseldorfer Kampfmittelbeseitigungsdienstes, begann die Suche nach der vermuteten Bombe. Donnerstagmittag, gegen 12.20 Uhr, wurde die fünf Zentner schwere englische Bombe dann nach langer Suche auch in etwa sechs Metern Tiefe gefunden. Dies war auch der Grund für die geplante Sprengung des Blindgängers am Fundort, erklärt Johannes Bergmann vom Duisburger Ordnungsamt. "Wenn die Bombe so tief wie diese liegt, ist die kontrollierte Sprengung bei Säurezündern eine oft gewählte Option."
Das Loch mit der Bombe wurde schließlich mit dem Stroh und Sand verfüllt, das während der Detonation wie eine Fontäne nach oben schoss. Letztendlich sei aber keine Scheibe zu Bruch gegangen und "wir haben auch nur einen kleinen Splitter gefunden", erzählt Truppführer Peter van Eck vom Kampfmittelbeseitigungsdienst später. "Alles ist so abgelaufen, wie wir es geplant haben."
307 Anwohner mussten ihre Wohnungen verlassen
Zunächst aber wurde das Gebiet bis zu einer Entfernung von 250 Meter um den Fundort zur Evakuierungszone erklärt, die sofort geräumt werden musste. Davon waren 307 Anwohner betroffen. Als Aufenthaltsraum stand für diese Zeit der Hochbunker am Heinrichplatz in Bruckhausen zur Verfügung. Etwa 30 Menschen warteten im Kulturbunker auf das Ende der Entschärfung. "Angesichts der Tatsache, dass dies von jetzt auf gleich geschehen musste, hat es bis jetzt ganz gut geklappt", sagt Johannes Bergmann, der mit rund 80 Kollegen im Einsatz ist, zum Ablauf der Räumungsaktion.
Über die Evakuierungszone hinaus wurde eine Sicherheitszone (500 Meter vom Fundort) eingerichtet, in der sich die Bewohner zivilschutzmäßig verhalten mussten: Die Menschen waren also aufgefordert, sich in Räumen aufzuhalten, die der Fundstelle abgewandt sind. Die Fenster der Wohnung sollten in jedem Fall geschlossen sein. Ein Polizei-Hubschrauber, der über Bruckhausen seine Kreise drehte, überwachte dies.
Säurezünder stellt auch nach fast 70 Jahren eine große Gefahr dar
Ein Säurezünder lässt die Bombe über zwei Glas-Ampullen detonieren, in denen Chemikalien sind. Diese Ampullen können bei Bauarbeiten viel eher beschädigt werden, als etwa ein mechanischer Zünder. Deswegen muss der Blindgänger recht zügig entschärft werden. Die Briten setzten häufig die Säure-Technik bei ihren Fliegerbomben ein und die Gefahr ist auch fast 70 Jahre nach dem Abwurf noch riesig.
Erst im März hatte ein ähnlicher Bomben-Typ, der am Hauptbahnhof gefunden worden war, den Fachleuten des Kampfmittelbeseitungsdienstes arge Probleme bereitet. Erst nach mehreren Anläufen konnte Feuerwerker Peter van Eck den Zünder ziehen und eine Sprengung gerade noch abwenden. Die nun in Bruckhausen entdeckte Bombe ist übrigens der fünfte Blindgänger-Fund im Jahr 2012 in Duisburg.