Paris. . Der schillernde Geschäftsmann Mohamed Al-Fayed muss das Nobel-Hotel „Ritz“ in Paris gewaltig aufmöbeln. Die Radikal-Renovierung des Fünf-Sterne-Hauses kostet ihn 140 Millionen Euro. Die Renovierung ist bitter nötig.
Der schillernde Geschäftsmann Mohamed Al-Fayed ist ein Mann mit Stil und Takt. Jedem Gast des „Ritz“ wünschte der Hotelbesitzer an der Rezeption persönlich Lebwohl. Mit einem dezenten Diener und einem freundlichen Lächeln. Als die letzten Kronleuchter ausgingen und die vergoldete Eingangspforte ins Schloss fiel, hielten am Hintereingang schon die ersten Handwerker Einzug. Sie haben in den nächsten beiden Jahren auf der Großbaustelle das Sagen. Monsieur Al-Fayed unterzieht das „Ritz“ in Paris einer gründlichen Verjüngungskur.
Vor über 30 Jahren hatte der Milliardär das 1898 vom Schweizer César Ritz gegründete Luxushotel gekauft. Über Jahrzehnte hinweg zählte das Fünf-Sterne-Etablissement mit der klangvollen Adresse „15 place Vendôme“ zu den ersten Häusern der Hauptstadt. Doch in den letzten Jahren verpasste das Ritz den Anschluss.
106 Zimmer, eine Kochschule
Als sie vor zwei Jahren für 5-Sterne-Hotels die neue Platin-Kategorie „Palace“ schufen, kamen zwar Hotels wie das „Bristol“ (im Besitz der Familie Oetker), das „Plaza Athénée“ und das „Hyatt Park“ zum Zuge. Auch die kürzlich von asiatischen Investoren errichten Prachtneubauten „Shangri La“, „Royal Monceau“ und „Mandarin Oriental“ erwarben das Elite-Label „Palasthotel“. Nur das altehrwürdige Ritz ging leer aus. Es war einfach nicht mehr luxuriös genug.
Eine peinliche Degradierung, die Monsieur Al-Fayed offenbar so sehr wurmte, dass er nun 140 Millionen Euro für die Radikal-Renovierung in die Hand nimmt. Es ist der aufwändigste Umbau seit der Eröffnung vor 114 Jahren. Stardesigner Thierry W. Despont legt Hand an, um den 106 Zimmern und 55 Suiten, Restaurants und Bars, dem Swimmingpool und Salons sowie der hauseigenen Kochschule ein zeitgemäßes Outfit zu verpassen.
Die traditionellen Farben wie Azurblau, Gelb, Grün und Zartrosa werden nicht entsorgt, sondern aufgefrischt. Hinzu kommt ein neues Restaurant unter einer gläsernen Galerie. Etlichen Stammgästen standen Tränen der Rührung in den Augen, als der mit zwei Sternen dekorierte Herdkünstler Michel Roth im Feinschmeckerrestaurant „L’Espadon“ zum Menüpreis für 240 Euro das Abschiedsmenü „The Last Lunch“ auftischte: Foie Gras, Hummer und Kaviar, Täubchen an Kirsche sowie als i-Tüpfelchen „Pfirsich Melba“ – jenen Dessertklassiker, den der erste Chefkoch Auguste Escoffier Ende des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal komponierte. Nahezu alle Zimmer waren in der letzten Nacht ausgebucht. Selbstverständlich auch das Zimmer 302, die „Suite Coco Chanel“, für die stolze 10.000 Euro in Rechnung gestellt werden.
Lady Di speiste mit Dodi
Gekrönte Häupter und Staatspräsidenten, Ölmilliardäre und Oligarchen, Showstars und Starlets geben sich im „Ritz“ seit jeher die Klinke in die Hand. Literatur-Nobelpreisträger und Cocktail-Liebhaber Ernest Hemingway übernachtete dort so gerne, dass die Hotelbar längst seinen Namen trägt.
Charlie Chaplin und Rudolph Valentino, Marcel Proust und Schah Reza Pahlevi betteten hier ihr Haupt. Die wohl berühmteste Bewohnerin war Coco Chanel, die 30 Jahre lang eine der sechs Luxussuiten bewohnte, die allesamt zur Place Vendôme liegen.
Als eine der traurigsten Nächte in der Geschichte des Hotels gilt die des 31. August 1997. Die britische Prinzessin Lady Diana speiste an jenem Abend mit Al-Fayeds Sohn Dodi im „L’Espadon“. Durch die Drehtür des Hinterausgangs verließ das Paar dann den Ort.
Es sind Bilder, die später um die Welt gingen. Denn wenige Minuten später verunglückte der von Paparazzi verfolgte Mercedes im Alma-Tunnel. Diana und Dodi starben.