Berlin. In Berlin sind sechs Mensch bei einem S-Bahn-Unfall verletzt worden. Eine S-Bahn war auf der Strecke hinter dem Bahnhof Tegel entgleist und in Schräglage geraten. Die Ursache könnte eine defekte Weiche gewesen sein. Die Berliner S-Bahn kämpft schon länger mit Defekten an ihren Zügen.
In Berlin-Reinickendorf ist am Dienstag eine S-Bahn auf freier Strecke entgleist. Bei dem Unfall seien sechs Menschen verletzt worden, teilte die Feuerwehr mit. Zwei Frauen und drei Männer seien mit Prellungen und ähnlichen Verletzungen in Krankenhäuser gebracht worden. Der Fahrer habe einen Schock erlitten und musste ebenfalls ärztlich behandelt werden. Die Unglücksursache war zunächst unklar. Ersten Vermutungen zufolge könnte aber eine defekte Weiche den Unfall ausgelöst haben.
Der Unfall ereignete sich um 11.43 Uhr. Der Zug der S-Bahn-Linie 25 war zwischen den Bahnhöfen Tegel und Schulzendorf in Höhe Gorkistraße unterwegs, als er entgleiste. Zwei der sechs Wagen seien komplett aus den Schienen gesprungen, sagte der Sprecher.
Sie blieben schließlich stark zur Seite geneigt stehen. Die Wagen fünf und sechs wurden unterdessen auf ein benachbartes Gütergleis geschoben. In der Folge musste der S-Bahn-Verkehr auf der Strecke unterbrochen werden.
50 Gäste waren in der verunglückten S-Bahn
In der Bahn saßen rund 50 Fahrgäste. Die Passagiere hätten großes Glück gehabt, sagte ein Feuerwehrsprecher. Auch ein Bahnsprecher zeigte sich erleichtert. Insgesamt sei das Unglück "glimpflich" ausgegangen.
Den Angaben zufolge befanden sich rund 150 Rettungskräfte der Feuerwehr am Unfallort. Daneben waren auch Kräfte der Bundes- und der Landespolizei im Einsatz. Verkehrssenator Michael Müller (SPD) machte sich am Nachmittag gemeinsam mit S-Bahn-Geschäftsführer Peter Buchner ein Bild von der Lage. Der Senator wünschte allen Verletzten schnelle Genesung und dankte den Rettungskräften für ihren Einsatz. Jetzt sei zu klären, ob menschliches oder technisches Versagen zu dem Unfall führten.
Einer ersten Vermutung zufolge könnte eine defekte Weiche der Grund für den Unfall sein. Nach dem Bahnhof Tegel wird die Strecke eingleisig. Es sei durchaus möglich, dass die Weiche sich nicht richtig umgestellt habe, sagte ein Bahnsprecher.
Einen Sabotageakt schloss ein Bundespolizeisprecher als Ursache aus. "Es ist unwahrscheinlich, dass ein Dritter die Weiche manipuliert hat", sagte er. Ende 2011 hatte es mehrere Anschläge auf Bahnanlagen in Berlin und dem Umland gegeben.
Vor Ermittlungen müssten die entgleisten Wagen wieder aufgerichtet werden
Ob für den Unfall auch die Folgen eines Blitzeinschlages verantwortlich sein könnten, soll laut einem Bahnsprecher ebenfalls geprüft werden. Am Montag hatte es im Stellwerk Tegel einen Blitzeinschlag gegeben, weshalb die Strecke bereits für mehrere Stunden gesperrt worden war.
Beim Eisenbahnbundesamt wollte man sich zu den Unfallursachen zunächst nicht äußern. Die Untersuchungen hätten erst begonnen, sagte eine Sprecherin. Experten der Eisenbahnunfalluntersuchungsstelle des Bundes (EUB) würden den Hergang nun genau überprüfen. Dabei müssten neben dem kaputten Fahrzeug die gesamte technische Infrastruktur sowie die Betriebsabläufe gecheckt werden. Über die Dauer der Ermittlungen konnte die Sprecherin keine Angaben machen.
Aufräumarbeiten noch am Abend?
Bei der Bahn wurde nicht ausgeschlossen, dass die Aufräumarbeiten noch am Abend beginnen könnten. Zunächst müssten die entgleisten Wagen wieder aufgerichtet werden, sagte ein Bahnsprecher. Zu prüfen sei, ob dafür ein Hilfszug ausreiche oder ein Kran benötigt werde.
Danach müsse das Gleis auf Schäden untersucht und repariert werden. Der Sprecher ging davon aus, dass der S-Bahn-Verkehr auf der Strecke nicht vor Mittwochmittag wieder aufgenommen wird. Nach Angaben des Sprechers entstand bei dem Unfall ein erheblicher Sachschaden. Genaue Angaben dazu könnten aber erst später gemacht werden.
Werktagen fahren bis zu 1,3 Millionen Fahrgäste mit der S-Bahn
Die Hauptstadt-S-Bahn kämpft seit Jahren mit massiven technischen Problemen. Seit Mai 2009 erfolgt der Betrieb nur eingeschränkt. Seither ist die Krise des zur Deutschen Bahn gehörenden Unternehmens ein Dauerthema in der Stadt.
Dennoch sind die rot-gelben Züge der S-Bahn ein wichtiges Verkehrsmittel. Befördert werden nach Unternehmensangaben an Werktagen bis zu 1,3 Millionen Fahrgäste.
Vor diesem Hintergrund forderte die Bundestagsabgeordnete der Linken, Sabine Leidig, eine gründliche Aufarbeitung. Das Management der Deutschen Bahn AG habe noch nicht ausreichend Konsequenzen aus der S-Bahn-Krise gezogen, sagte die verkehrspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion. Eine defekte Weiche als mögliche Unfallursache deute daraufhin, dass nunmehr auch eine "mangelhafte Infrastruktur unfallgefährdend wirkt". (dapd)