Frankfurt/Main. Statt echtem Schinken landet auf Pizzen oder in Nudeln oft ein wässriges Stärke-Gel mit Fleischstücken. In fast jedem dritten Fall soll in der Gastronomie das Schinkenimitat verwendet werden.

Nach dem «Analog-Käse» sorgen nun auch Schinkenimitate für Ärger. In Hessen haben Proben in Gastronomie und Handel sowie bei Herstellern gezeigt, dass in fast jedem dritten Fall Schinkenimitate verwendet wurden, wie hr-Info berichtet. Immer häufiger sei festzustellen, «dass in den Gaststätten ein minderwertiges Produkt als angeblicher Kochschinken serviert wird», sagte Verbraucherschutz-Staatssekretär Mark Weinmeister am Freitag dem Sender.

Demnach wurden in Hessen seit 2006 insgesamt 528 Proben bei Gastronomen, Herstellern und Händlern genommen. Besonders häufig seien die Beanstandungen in Gaststätten gewesen, wo in zwei Dritteln aller Fälle etwa für Schinken-Pizza oder Schinken-Nudeln nur das billige Schinkenimitat verwendet worden sei. Es bestehe zum großen Teil «aus schnittfestem Stärke-Gel, in das kleine Fleischstücke eingebettet sind», sagte Weinmeister. Der Fremdwassergehalt sei im Vergleich zu echtem Schinken sehr hoch, der von tierischem Eiweiß hingegen extrem niedrig.

Schinkenimitat muss deutlich gekennzeichnet sein

«Das ist üble Verbrauchertäuschung», sagte Weinmeister dem Sender. «Wer Mogel-Schinken ohne ausreichende Kennzeichnung in Verkehr bringt, begeht zumindest eine Ordnungswidrigkeit. Bei nachgewiesenem Vorsatz liegt sogar eine Straftat vor.» Weinmeister kündigte ein hartes Durchgreifen der Lebensmittelkontrolle an. Jedem, der das Imitat wiederholt ohne korrekte Kennzeichnung verwende, drohe die Veröffentlichung seines Namens im Internet.

Im April war im Zuge der Proteste der Milchbauern bekannt geworden, dass bei vielen vermeintlichen Käse-Produkten nur Käse-Imitate - sogenannter Analogkäse - verwendet werden, die sowohl vom Aussehen als auch vom Geschmack oder von der Konsistenz her nicht von echtem Käse zu unterscheiden sind. Die Verwendung solcher Imitate ist in Deutschland nicht verboten, allerdings dürfen sie nicht unter der Bezeichnung «Käse» verkauft werden und müssen besonders deklariert werden. Die Herstellung von Imitaten ist meist einfacher, schneller und billiger als die der echten Produkte. (ap)