Washington. . Jerry Sandusky, Assistenz-Trainer des Football-Teams an der US-Uni “Penn State“ hat jahrelang Kinder missbraucht. Die Hochschulleitung war informiert - und tat nichts. Am Montag erhielt sie als Quittung für ihr Schweigen vom Gericht drastische Strafen.
Der seit einem Jahr Schlagzeilen schreibende Kindesmissbrauchs-Skandal an der Elite-Universität „Penn State“ hat den Glauben an die Reinheit des amerikanischen Universitätssports tief erschüttert. Am Montag folgten drakonische Strafen. Die „National Collegiate Athletic Association” (NCAA), die den durch tägliche Fernsehübertragungen milliardenschwer gewordenen Uni-Profi-Sport in den USA organisiert, hat die „Penn State Nittany Lions“ für vier Jahre von allen Finalspielen ausgeschlossen.
112 Siege des berühmten Football-Teams seit 1998 wurden annulliert und die Stipendien, mit denen herausragende Talente angeworben werden können, radikal gekürzt. Die Hochschule muss 60 Millionen Dollar Strafe zahlen und Einrichtungen unterstützen, die gegen Kindesmissbrauch vorgehen. Für fünf Jahre wird die Hochschule in Pennsylvania, so NCAA-Präsident Mark Emmert, unter Kuratel gestellt. Ein unabhängiger Aufpasser soll den Prozess überwachen, der für einen „Kulturwechsel und neue Glaubwürdigkeit” sorgen soll.
Auf frischer Tat in der Dusche ertappt
Der 1100 Universitäten vertretende Dachverband stützt sein beispielloses Strafmaß auf das von dem ehemaligen FBI-Direktor Louis Freeh vorgelegte Gutachten über den Skandal um den früheren Assistenztrainer der „Lions”, Jerry Sandusky. Der 68-Jährige war Ende Juni des fortgesetzten sexuellen Missbrauchs von Kindern in mindestens 45 Fällen für schuldig befunden worden. Einmal wurde Sandusky, dem eine lebenslange Freiheitsstrafe droht, auf frischer Tat in der Dusche der Uni ertappt.
Nichts geschah. Laut Freeh waren die Leitung der Hochschule, der sportlichen Fakultät und der allmächtige Chef-Trainer Joe Paterno seit zehn Jahren über den pädophilen Coach informiert. Sie haben, so Freeh, aus Sorge vor einem Imageschaden für die Uni geschwiegen „und damit das Leiden Unschuldiger unentschuldbar verlängert”.
Bronze-Denkmal von „JoePa“ wurde Sonntag entfernt
Paterno trat Ende 2011 zurück. Er war fast 50 Jahre Cheftrainer und wurde auf dem Campus wie ein Heiliger verehrt. Kurz darauf starb er an Krebs. Das schon zu Lebzeiten für „JoePa” errichtete Bronze-Denkmal vor dem Beaver Stadium in State College ist am Sonntag entfernt worden. Paterno als Vorbild und Vaterfigur zu sehen, sagte der neue Uni-Rektor, sei nicht mehr möglich.