Essen. . Erst war er das Sendergesicht des ZDF, dann gab es bei Sat.1 kaum ein Entkommen vor Johannes B. Kerner. Jetzt steht der einstige Star-Talker und Moderator ohne Vertrag da – im Gegensatz zu anderen Absteigern wie Thomas Gottschalk, Harald Schmidt und Oliver Pocher.

Ein lange unvermeidliches TV-Gesicht ist weg vom Schirm. Wo steckt Johannes B. Kerner?

Die Nuller-Jahre waren seine Ära. Damals sammelte der 47-jährige Moderator Fernsehpreise wie andere Leute Panini-Bilder. Ob Sport, Talk oder Show – es gab kein Entkommen vor ihm. Es war in jener Zeit so oft im Zweiten präsent, dass der Sender kurz vor der Umbenennung in KDF stand: Kerners Deutsches Fernsehen.

Vor allem mit seiner Show „Johannes B. Kerner“ rückte der gebürtige Bonner dienstags bis freitags zu späterer Abendstunde in deutsche Wohnzimmer ein. Auf den ersten Blick wirkte der blonde Strahlemann familienfreundlich smart. Dennoch eckte er an. So warf der oft allzu glatte Moderator vor fünf Jahren seine erzkonservative Kollegin Eva Herman, die sich tapsig in Nazi-Nähe begeben hatte, in einer Art und Weise aus seiner Sendung, die ihm den Vorwurf eintrug, den Eklat provoziert zu haben – in der Hoffnung auf ein paar Schlagzeilen.

Ein Bild aus besseren Tagen: Moderator Johannes B. Kerner 2006 bei der ZDF-Show
Ein Bild aus besseren Tagen: Moderator Johannes B. Kerner 2006 bei der ZDF-Show "Unsere Besten - Fußballer" im Gespräch mit Karl Heinz Schnellinger und Franz Beckenbauer(v.re). © imago

Angreifbar machte sich Kerner auch, als er sich, damals noch in öffentlich-rechtlichem Sold, für eine Werbe-Kampagne von Air Berlin hergab. Mehr noch: Er befeuerte die Kritik, indem er den damaligen Air-Berlin-Chef Joachim Hunold gern in seinen Gesprächskreis einlud.

„Kerner ging es nur ums Geld“

Für noch mehr Ärger sorgte Kerner, als er 2010 mit Hunold, TV-Mann Werner Klatten und Topwerber Tonio Kröger einen Investorenclub zur Sportlervermittlung gründete. Die Wut-Welle schwappte so hoch, dass sich Kerner flugs wieder aus der Runde verabschiedete.

Zwischenzeitlich hatte Kerner den Sender gewechselt. Der ehemalige Student der Betriebswirtschaft wurde sich mit den Mainzelmännern nicht einig. Noch heute wird auf dem Lerchenberg gegrantelt: „Kerner ging es nur ums Geld.“

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Jedenfalls glaubte Kerner, bei Sat.1 an frühere Glanzzeiten anknüpfen zu können. Allein, die Rechnung ging weder für den Sender noch für den Moderator auf – genauso wenig übrigens wie bei den teuren Einkäufen Oliver Pocher und Harald Schmidt. In der Champions League moderierte Kerner solide, aber seine Shows waren bieder, und sein Magazin floppte. „Kerner“ sollte die Sat.1-Antwort auf Günther Jauchs Boulevard-Magazin „stern TV“ bei RTL werden, doch „JBK“ und das Sat.1-Publikum waren natürliche Feinde. Schließlich kippte der Sender das Magazin.

Das Sat.1-Sendergesicht Kerner hat sich verzockt

Nachdem das ZDF der privaten Konkurrenz die Champions League weggeschnappt hatte, wurde es ganz still um Kerner. Dabei hat die ProSiebenSat.1-Gruppe durchaus noch Fußball-Rechte: Kabel 1 zeigt Spiele der Europa League. Nur: Kerner spielt dabei nicht mit. Das ehemalige Sendergesicht von Sat.1 hat sich verzockt.

Auch beim Bezahlsender Sky steht er im Abseits – im Gegensatz zu seinem ehemaligen Sat.1-Kollegen Wolff-Christoph Fuss. „Kerner ist für uns kein Thema“, heißt es hinter vorgehaltener Hand.

Das unterscheidet Kerner von den anderen TV-Absteigern Gottschalk, Schmidt und Pocher: Die Kollegen kamen schnell wieder unter. „JBK“ indes ist einstweilen zum Schweigen verdammt.