München. Im Sat.1 Jahresrückblick nimmt Johannes B. Kerner Abschied von seiner Show “Kerner“. “2011 - ganz nah!“ hieß der Rückblick in dem der Moderator die wichtigsten Ereignisse des Jahres - von Bin Laden über Fukushima bis Jürgen Klopp Revue passieren ließ. Seine eigene Zukunft ließ Kerner offen.
"Das war es dann auch schon mit den Glücksmomenten. 2011 trennt man sich lieber", sagte Johannes B. Kerner zu Beginn des Sat.1-Jahresrückblicks zwischen königlichen Hochzeiten und prominenten Scheidungen. Es ist ein Satz, der auf ihn selbst hätte passen können. Denn mit "2011 - ganz nah!" nahm der Moderator Abschied von seiner Talkshow "Kerner" und von Sat.1.
Wohin sein Weg führt, darüber verlor der 47-Jährige am späten Donnerstagabend kein Wort. Überhaupt war die Sendung keine Show der großen Worte. Stattdessen wurde der Zuschauer zweieinhalb Stunden lang mit so vielen Bildern überflutet, dass kaum ein Ereignis des Jahres ausgeblieben sein dürfte.
Von Conrad Murray über Gaddafi bis zum Oppossum Heidi reichte die Bandbreite
Von der Surferin, die fast von einem Wahl verschlungen wurde über Michael Jacksons Leibarzt, Bin Laden und Gaddafi bis zum schielenden Opossum Heidi reichte die Bandbreite. Durchatmen konnten die Zuschauer nur, wenn Kerner sich zwischen den schnell geschnittenen Video-Sequenzen besonderen Themen persönlich widmete.
So spazierte der Moderator mit der schlagfertigen "Super-Oma" Ann Timson an einem Arm und einem Regenschirm am anderen durch das verregnete englische Northhampton, wo die damals 71-Jährige im Februar sechs Juwelen-Räuber mit ihrer Handtasche in die Flucht schlug. Ein zufällig aufgenommenes Video machte die Rentnerin berühmt. "Wenige Sekunden, die ihr Leben veränderten", fasste Kerner zusammen.
Zum Jahresrückblick gehörte für Kerner auch das Massaker auf Utöya
Eindrucksvoller wurde der Jahresrückblick, wenn es der Moderator schaffte, die Geschichten nach dem Abebben des allgemeinen Medieninteresses weiterzuerzählen. So interviewte Kerner in Norwegen zwei Jugendliche am Ufer des Fjords mit Blick auf die Insel Utöya - den Ort, an dem sie im Juli ein Massaker überlebt haben.
Sie erzählen, wie sie sich auf der Toilette versteckten, während Anders Breivik im Nebenraum einen Menschen nach dem anderen tötete. Und sie bedanken sich vor der Kamera bei Marcel Gleffe, einem der Retter. Der Deutsche hatte viele flüchtende Kinder aus dem 14 Grad kalten Wasser des Fjords in sein Boot gezogen.
Kerners Erfahrung im Fußball machte das Interview mit Jürgen Klopp leicht
Bei einem anderen Thema spielt Kerner seine langjährige Erfahrung als Fußball-Moderator aus. Mit Meistertrainer Jürgen Klopp besucht er eine Dortmunder Fankneipe, um dort mit ihm über Fußballfans, Spiele vor 80.000 Menschen und - erstaunlicherweise - auch über Religion zu sprechen.
In Hamburg trifft der Allround-Moderator die 16-Jährige Thessa, die bundesweit Berühmtheit erlangte, als sie über das soziale Netzwerk Facebook versehentlich tausende Gäste zu ihre Geburtstagsparty einlud. Trotz Absage kamen tatsächlich 2.000 bis 3.000 Jugendliche und sorgten für eine schlaflose Nacht, reichlich Müll und einen Großeinsatz der Polizei samt Reiterstaffel.
Nach Facebookpartys wieder es wieder ernst - es geht um Ehec
Danach wird es wieder ernst. Es geht um Ehec. Der Moderator isst im Lübecker Restaurant, in dem sich 17 Menschen mit dem Virus ansteckten und zwei davon starben. Es gibt Kartoffel-Käse-Pfanne, "mit Sprossen drauf, natürlich", wie Kerner es zugleich schmunzelnd und stirnrunzelnd kommentiert.
Im Anschluss besucht das Kamerateam Ina Drewitz, die sich als eine der ersten ansteckte und zwischenzeitlich mit Nierenversagen ins Koma fiel. Auch ein halbes Jahr danach kämpft die junge Frau mit den Folgen der Krankheit, leidet an Konzentrationsschwäche und Haarausfall.
Eurokrise, Fukushima, Piratenpartei
Bevor sich Kerner mit Fukushima beschäftigt, singen Müllmänner und Bauarbeiter die Hits des Jahres nach, werden im Stakkato-Takt Eurokrise und Piratenpartei gemeistert um anschließend eine Trainingseinheit mit Basketball-Superstar Dirk Nowitzki einzulegen.
Schließlich reist Kerner nach Japan. Dort wagen sich er und sein Team auf bis zu 21 Kilometer an das verunglückte Kernkraftwerk Fukushima heran. Kerner spricht mit Deutschen, die in Japan leben und wirkt ratlos, als die Anzeige des Geigerzählers auf dem grünen Rasen immer weiter über den Grenzwert steigt.
Kerner knipst das Licht aus. 2011 trennt man sich lieber
Die Show endet wie sie begonnen hatte - in einem Einspieler sortiert der Moderator die Fotos und Negative mit den Ereignissen des Jahres. Danach knipst er das Licht aus. Denn 2011 trennt man sich lieber. (dapd)